«Schwächung der tierfreundlicher Haltung»Migros bezieht weniger IP-Suisse-Schweinefleisch
SDA/phi
30.1.2024 - 09:47
Die Migros kauft den IP-Suisse-Bauern künftig weniger Schweine ab. Der Verein Faire Märkte Schweiz spricht von einer «massiven Schwächung der tierfreundlichen Haltung».
30.01.2024, 09:47
30.01.2024, 09:53
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Die Mirgos will 10 Prozent weniger Schweinefleisch aus dem IP-Suisse-Programm beziehen.
Für den Verein Faire Märkte Schweiz ist das eine «Hiobsbotschaft»: Tierfreundliche Haltung in der Schweiz werde damit geschwächt.
Die Migros kontert, Herr und Frau Schweizer würden weniger Schweinefleisch essen. Es gebe eine «erhöhte Preissensibilität».
Bäuerinnen und Bauern verdienen pro Kilo IP-Suisse-Schwein nur zwischen 25 und 45 Rappen.
Die Detailhändlerin Migros hat die Bauern vergangene Woche darüber informiert, dass sie künftig 10 Prozent weniger Schweinefleisch aus dem IP-Suisse-Programm bezieht. Der Verband der schweizerischen Schweinezucht- und Schweineproduzenten Suisseporc bestätigt auf Anfrage, ein entsprechendes Schreiben der Migros erhalten zu haben.
Gemäss den Angaben von IP-Suisse wurden vergangenes Jahr rund 700'000 IP-Suisse-Schweine in 575 Schweinezucht- und 1112 Schweinemastbetrieben produziert. Wie viele davon an die Migros gingen, ist nicht genau bekannt. Die Detailhändlerin selbst lieferte auf Anfrage keine konkreten Zahlen. Laut IP-Suisse ist die Migros aber «grösste Abnehmerin der IP-Suisse Label Schweine».
Der Verein Faire Märkte Schweiz, der sich selbst unter anderem als Bekämpfer missbräuchlicher Verhaltensweisen marktmächtiger Unternehmen bezeichnet, geht davon aus, dass die Migros zuletzt etwa 400'000 Schweine bezogen hat. Diese Zahl ergibt sich anhand der Labelstatistik 2022 des Schweizer Tierschutzes. Damit dürfte die Reduktion rund 40'000 Schweine betreffen.
Konsumenten sparen beim Fleisch
Der Verein bezeichnet die Ankündigung der Migros als «Hiobsbotschaft» für die Bäuerinnen und Bauern. Anhand dieser Reduktion zeige sich «knallhart, dass die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation und die Rentabilitätsziele in erster Linie mit mehr konventionellen Standardprodukten und tieferen Einkaufspreisen und somit auf dem Buckel der Produzenten erzielt» werden solle, so Faire Märkte Schweiz in seiner Mitteilung.
Die Migros will diese Argumentation nicht gelten lassen. So habe sie beim Schweinefleisch einen überdurchschnittlich hohen IP-Suisse-Anteil und das Sortiment in den letzten Jahren stetig ausgebaut. Es gebe jedoch zwei klare Gründe, warum der Schweinefleischbezug reduziert werden müsse: «Erstens das geänderte Konsumverhalten: Unsere Kundinnen und Kunden essen weniger Schweinefleisch. Zweitens allgemein die erhöhte Preissensibilität», erklärt ein Sprecher. Das heisst, dass viele Kunden gegenüber dem teureren Label-Fleisch das billigere Fleisch aus herkömmlicher Tierhaltung bevorzugen.
Letztere Argumentation ist dem stellvertretenden Geschäftsführer des Verbands der schweizerischen Schweinezucht- und Schweineproduzenten, Adrian Schütz, ein Dorn im Auge. Er erzählt eine Anekdote: «Kürzlich war ich in unserem Dorf in einem Voi-Laden der Migros und habe dort Schweinespeck aus herkömmlicher Tierhaltung für 19 Franken das Kilo gesehen. Der IP-Suisse-Bratspeck hingegen kostete 30 Franken das Kilo.»
Hohe Margen
In diesem Beispiel zeige sich für ihn, dass die Migros – genau wie auch andere Detailhändler – hohe Margen auf die Label-Produkte draufschlage. «Selbstverständlich gibt es bei Label-Produkten für die Detailhändler etwas höhere Kosten – aber ganz sicher nicht in diesem Ausmass», betont er.
Denn die Bauern selbst verdienen pro Kilo IP-Suisse-Schwein nur zwischen 25 und 45 Rappen mehr als beim Schwein aus herkömmlicher Haltung. Die Migros hält dagegen, man erziele mit Labelprodukten «keine höheren Margen als mit konventionell hergestellten Artikeln».
Das Argument der Migros, dass der Konsum von Schweinefleisch abnimmt, lässt Schütz zwar gelten. «Aber man muss sich halt fragen, ob man dann beim Tierwohlprodukt oder beim Standard abbauen möchte», sagt er. Von einem Eingreifen des Staates, wie ihn Faire Märkte Schweiz zur «Einhaltung der Nachhaltigkeitsversprechen zugunsten der Labelproduktion» nun fordert, will er allerdings gar nichts wissen. «Der Konsument muss sich weiterhin selbst entscheiden können, einfach auf Grundlage fairer Preise.»
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