Bund warnt vor EU-Beschluss Fahren bald riesige 60-Tonnen-LKW auf Schweizer Strassen?

zis/SDA

14.3.2024 - 12:47

In der Schweiz könnten bald deutlich längere Lastwagen unterwegs sein. (Archivbild)
In der Schweiz könnten bald deutlich längere Lastwagen unterwegs sein. (Archivbild)
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Geht es nach der EU-Kommission, sollen künftig überlange Lastwagen auf den Strassen verkehren. Die Schweiz schaut besorgt auf die Entwicklungen – und auch der Bund warnt. 

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Das EU-Parlament hat diese Woche für eine Lockerung der Regeln für überlange Lastwagen gestimmt. Damit ist klar: Künftig sollen bis zu 25,25 Meter und 60 Tonnen schwere Lastwagen über die Strassen fahren können – auch in der Schweiz.

Brüssel argumentiert mit dem Klimaschutz. Riesenlastwagen könnten mehr Güter transportieren als die heutigen Lastwagen. Dadurch würden CO2-Emissionen eingespart, heisst es seitens der EU-Kommission.

Heutzutage ist nur der innerstaatliche Verkehr von Gigalinern erlaubt – beispielsweise in Schweden und Finnland. In Deutschland sind sie auf einem Teil des Strassennetzes zugelassen. Und in anderen EU-Staaten wie etwa in den Niederlanden, Belgien, Spanien oder Tschechien wird ihr Einsatz getestet.

In der Schweiz sind diese Megalastwagen nicht zugelassen. Doch weil die Regeln in der EU nun gelockert werden, dürfte auch der Druck auf die Schweiz zunehmen. Doch bis es so weit ist, müssen noch die EU-Staaten und das EU-Parlament der Lockerung zustimmen.

Schweiz stünde vor Problemen

Auch der Bund warnt nun. Schon 2013, als die Gigaliner das erste Mal aufs politische Parkett kamen, befürchtete der Bund, dass die Schweiz unter Druck kommen könnte, sich den Regeln der EU anzupassen «und damit Gigaliner ganz oder teilweise auch in der Schweiz zulassen» muss, wie es auf einer Webseite des Bundesamtes für Strassen (Astra) heisst. Daher liess der Bund abklären, was die Durchfahrt dieser Megalastwagen bedeuten würde.

Eine Zulassung dieser Riesenlastwagen würde «Anpassungen an der Infrastruktur» bedingen, heisst es weiter. «Bereits bei der Einfahrt in die Schweiz gäbe es kritische Punkte, da Zollanlagen nicht auf Gigaliner ausgerichtet sind.»

Zudem gäbe es für die Megalastwagen auf Raststätten, Rastplätzen, Schwerverkehrskontrollzentren und Warteräumen keine geeigneten Parkmöglichkeiten, da die Parkfelder zu kurz seien, führt das Astra auf seiner Website aus. Auch wäre die Tragfähigkeit von Brücken «nicht mehr gewährleistet». Als problematisch sieht das Astra ausserdem «die Sicherheit in Tunneln, speziell bei Gefahrguttransporten».

Schon damals war der Widerstand aus der Politik gross, sodass «neben dem bereits im Strassenverkehrsgesetz (SVG) verankerten Höchstgewicht von 40 Tonnen auch die Dimensionen für Lastwagen – namentlich die Länge – auf Gesetzesstufe und nicht wie vorher auf Verordnungsstufe – festgelegt wurden», schreibt das Astra auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Erneuter Widerstand Österreichs

Auf EU-Ebene wehrten sich damals einige Mitgliedstaaten erfolgreich gegen die grenzüberschreitende Fahrt von Gigalinern – allen voran Österreich. Auch seitens des EU-Parlaments gab es grossen Widerstand.

Mit Blick auf den aktuellen Beschluss der EU-Kommission kündigte die österreichische Umweltministerin Leonore Gewessler erneut den Widerstand Österreichs an – zu Beginn des Jahres etwa in der «Kronen Zeitung».

Ein Gigaliner sei kein Beitrag zur CO2-Reduktion, sagte die Ministerin der Zeitung. Ausserdem sei Österreichs Strassennetz nicht auf die grössere Gewichtsbelastung ausgelegt, es wären hohe Investitionen notwendig, wird Gewessler zitiert.