Nach Finanzskandalen Zwei Top-Manager der Credit Suisse müssen den Hut nehmen

SDA/uri

6.4.2021

Brian Chin wird bei der Credit Suisse als Chef Investment-Bank abgelöst.
Brian Chin wird bei der Credit Suisse als Chef Investment-Bank abgelöst.
Credit Suisse

Nach Finanzskandalen zieht die Credit Suisse Konsequenzen: Investment-Bank-Chef Brian Chin und Risikochefin Lara Warner müssen gehen, die Geschäftsleitung erhält weniger Lohn. Für das erste Quartal erwartet die CS ein Minus von 900 Millionen Franken.

SDA/uri

Der Credit Suisse kommen die Affären der letzten Wochen teuer zu stehen. Die Grossbank stellt für das erste Quartal einen Vorsteuerverlust in der Höhe von 900 Millionen Franken in Aussicht. Risikochefin Lara Warner und Investment Bank-Chef Brian Chin verlassen die CS. Die Boni der Konzernleitung werden gekürzt.

Der erwartete Vorsteuerverlust schliesse eine Belastung von 4,4 Milliarden aus der Pleite eines US-Hedgefunds ein, wie die Bank am Dienstag mitteilt. Im ersten Semester 2020 hatte die CS noch einen Vorsteuergewinn von 1,2 Milliarden erzielt, für das ganze Jahr 2020 lag das Plus bei 3,5 Milliarden Franken.



Vergangene Woche hatte die zweitgrösste Schweizer Bank mitgeteilt, ein bedeutender US-Hedgefonds sei den Margenforderungen der CS und einiger anderer Banken nicht nachgekommen. Der Verlust wegen des Rückzugs aus den Positionen könne «sehr bedeutend» sein, hiess es damals Laut übereinstimmenden Medienberichten handelt es sich um den Archegos-Fonds des Investors Bill Hwang.

IB-Chef und Risikochefin gehen

Investment-Bank-Chef Brian Chin stolpert nun über das Debakel. Zu seinem Nachfolger ist Christian Meissner ernannt worden, bisher Co-Leiter des IWM Investment Banking Advisory und Vizepräsident des Investment Banking.

Für die abtretende Risiko- und Compoliancechefin Lara Warner wird nun Joachim Oechslin ad interim neuer Risikochef. Oechslin war zuletzt Chefberater und Stabschef für den CEO Thomas Gottstein. Den Posten eine Compliancechefs übernimmt ad interim Thomas Grotzer. Er ist seit 20216 Chefjurist für die Credit Suisse Schweiz.

Risikochefin Lara Warner ist ihre Stelle bei der Credit Suisse los.
Risikochefin Lara Warner ist ihre Stelle bei der Credit Suisse los.
Bild: Credit Suisse

Sowohl Lara Warner wie auch Brian Chin waren noch Gewinner einer Reorganisation des Unternehmens im vergangenen Sommer durch CEO Thomas Gottstein gewesen. So hatte Chin durch die Zusammenführung der Investment-Banking-Einheiten eine stärkere Stellung erhalten. Warner sollte als «Group Chief Risk and Compliance Officer» alle Kontrollaufgaben aus einer Hand abstimmen.

Boni fallen aus

Auch die Entschädigung für die Geschäftsleitung soll tiefer ausfallen als ursprünglich beantragt. Der Verwaltungsrat zieht seinen Vorschlag an die Generalversammlung für die Boni zurück. Die Geschäftsleitung erhält ohne Boni insgesamt 40,8 Millionen Franken weniger Lohn als ursprünglich vorgesehen. Nach dem US-Hedgefund-Debakel sollen die Mitglieder der Geschäftsleitung nur noch die fixen Entschädigungen erhalten.

CS-Chef Thomas Gottstein hat damit wohl zumindest noch sein fixes Gehalt von 2,9 Millionen Franken zugute. Ursprünglich hätte sein Jahreslohn 8,5 Millionen Franken betragen sollen. Für die gesamte Geschäftsleitung, zu der Ende Jahr 13 Mitglieder gehörten, bleibt laut den Zahlen des Vergütungsbericht 2020 noch ein fixes Gehalt von insgesamt 29 Millionen Franken.

Ob es bei diesen Zahlen bleibt, ist aber noch nicht sicher. Der Verwaltungsrat behält sich nämlich aufgrund der Untersuchungsergebnisse zu den Archegos- und Greensill-Affären weitere Massnahmen vor. So könnte er laut den Angaben gegenüber betroffenen Mitarbeitenden auch einen «Malus» einfordern oder variable Vergütungelemente zurückfordern.

VR-Präsident Urs Rohner wird derweil auf sein Honorar für den Vorsitz des Verwaltungsrats in Höhe von 1,5 Millionen Franken verzichten. Damit bleibt ihm allerdings laut dem Vergütungsbericht noch immer sein Basishonorar in Höhe von 3 Millionen Franken sowie gut 200'000 Franken für «Vorsorge und sonstige Leistungen». Die anderen Verwaltungsräte müssen keine Abstriche hinnehmen.

Geändert wird auch der Dividendenvorschlag. Die Aktionäre sollen für 2020 nun noch eine Dividende von 0,10 Franken erhalten statt der ursprünglich vorgeschlagenen 0,2917 Franken. Die Entlastung der Verwaltungsrats wird an der GV zudem nicht mehr traktandiert.