«Unvorstellbare Verluste»Zahl der Erdbeben-Toten steigt auf mehr als 15'000
SDA/dpa/sob
9.2.2023 - 04:55
Drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Toten allein in der Türkei nochmals um mehrere tausend Opfer gestiegen.
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09.02.2023, 04:55
09.02.2023, 05:00
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Die Zahl der Toten steigt und steigt. Inzwischen gebe es fast 12'400 bestätigte Todesopfer und mehr als 62'000 Verletzte, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu in der Nacht zu Donnerstag unter Berufung auf die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad. Nur Stunden zuvor hatte die Regierung die Zahl der Todesopfer in der Türkei noch auf rund 9000 beziffert. In Syrien war zuletzt von etwa 2700 Toten und mehr als 4600 Verletzten die Rede gewesen.
Noch immer werden zudem viele Menschen in beiden Ländern unter Trümmern vermisst. Anadolu zufolge sind allein in der Türkei mehr als 6000 Gebäude eingestürzt. Mehr als 13 Millionen Menschen seien von den massiven Erdstössen betroffen.
Dem Sender TRT World zufolge konnten in der Türkei bislang etwa 8000 Menschen aus den Trümmern gerettet werden. Eine Reporterin des Fernsehkanals berichtete über den verzweifelten Kampf gegen die Zeit: «Die Retter weigern sich, aufzugeben.» Aber die Momente der Freude über eine weitere Rettung würden immer seltener.
64 Stunden ausgeharrt
Trotzdem gibt es noch immer Erfolgsmeldungen: So wurde ein 24-jähriger Mann rund 64 Stunden nach dem Beben in der türkischen Provinz Kahramanmaras gerettet. In der Provinz Hatay konnte nach Angaben vom Mittwochabend eine 75-Jährige 60 Stunden nach der Naturkatastrophe aus den Trümmern befreit werden. In der Südprovinz Adiyaman wurde ein sieben Monate altes Baby lebend gefunden.
Das Beben mit einer Stärke von 7,7 bis 7,8 hatte am frühen Montagmorgen das Grenzgebiet erschüttert. Am Montagmittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,5 in derselben Region.
Die Rettungsteams arbeiten derweil unermüdlich, um noch Überlebende zu finden. Die kritische Überlebensgrenze liegt normalerweise bei etwa 72 Stunden. Bilder aus den Katastrophengebieten zeigten auch in der Nacht zum Donnerstag Bagger, die Schutt abtrugen. Angehörige Verschütteter warteten bei Temperaturen um den Gefrierpunkt auf erlösende Nachrichten. Indes ist weitere Hilfe aus dem Ausland auf dem Weg in die Unglücksregionen - auch aus der Schweiz.
In Syrien kommt Hilfe nur schleppend
Vor allem im Norden Syriens ist das Ausmass der Katastrophe nur schwer zu fassen. Hilfe kommt nur langsam voran - nicht zuletzt wegen der politischen Lage in dem Bürgerkriegsland. Die Nothilfe war UN-Angaben zufolge auch wegen einer zerstörten Strasse zum Grenzübergang Bab al-Hawa zwischen der Türkei und Syrien erschwert gewesen, die inzwischen laut Weltgesundheitsorganisation repariert werden konnte. Die Vereinten Nationen hoffen, dass am Donnerstag wieder Lastwagen den Grenzübergang passieren können.
Auch das UN-Welternährungsprogramm (WFP) hat umgehend Hilfe auf den Weg gebracht. «Eine Region, die seit Jahren von immer neuen Krisen geplagt wird, steht vor einer weiteren Krise mit unvorstellbaren Verlusten und Zerstörungen», sagte Corinne Fleischer, WFP-Regionaldirektorin für den Nahen Osten, Nordafrika und Osteuropa.
Es ist bitterkalt
«Wir sehen viele Menschen, die auf der Strasse eine Unterkunft eingerichtet haben», sagte der Leiter der Nothilfeabteilung der Malteser International, Oliver Hochedez, am Mittwochabend im ZDF. Es würden viele Verwundete behandelt. «In den letzten zwei, drei Tagen sind es über 100 Operationen, die wir auch durchgeführt haben mit den syrischen Ärzten vor Ort.» Es sei zudem bitterkalt. «Es fehlt an internationaler Unterstützung in dem Gebiet», sagte der Geschäftsführer der Organisation Ärzte ohne Grenzen, Christian Katzer, in der ARD-Sendung «Brennpunkt».
In der Türkei sind die Such- und Rettungsarbeiten dagegen deutlich schneller angelaufen. Nach Angaben des türkischen Vizepräsidenten Fuat Oktay sind rund 104'000 Helfer im Einsatz.
Präsident Recep Tayyip Erdogan wies am Mittwoch Kritik auch aus den Reihen der Opposition zurück, seine Regierung haben das Land nicht für ein erwartbares Erdbeben dieser Grössenordnung gewappnet und nach der Katastrophe nicht schnell genug Hilfsmassnahmen in Gang gesetzt. Es sei nicht möglich, auf ein solches Desaster vorbereitet zu sein, sagte er bei einem Besuch in Kahramanmaras. «Wir haben alle unsere Ressourcen mobilisiert. (...) Unsere Bürger sollten sich keine Sorgen machen.»
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