Fakten und Tipps Wie sich Mensch und Tier am besten vor der Hitze schützen können

AFP

22.7.2019

Zehntausende Tote forderte der extrem heisse Sommer im Jahr 2003. Europa muss in Zukunft mit mehr solcher Hitzewellen rechnen, sagen Experten. 
Zehntausende Tote forderte der extrem heisse Sommer im Jahr 2003. Europa muss in Zukunft mit mehr solcher Hitzewellen rechnen, sagen Experten. 
Patrick Pleul / Archiv

Die nächste Hitzewelle rollt auf die Schweiz zu. Vor allem Älteren, Kindern und Menschen etwa mit Herzkreislauferkrankungen macht die Hitze zu schaffen – ebenso wie unseren Haustieren. Einige Fakten und Tipps.

Wie reagiert der Körper auf die Hitze?

Er versucht, die Körpertemperatur durch verstärkte Schweissproduktion zu senken. Durch das starke Schwitzen gehen Flüssigkeit, Mineralstoffe und Spurenelemente verloren. Um für Abkühlung zu sorgen, weiten sich zudem die Blutgefässe der Haut. Dadurch sinkt der Blutdruck, der Kreislauf wird geschwächt. Bei starker Hitze kann dies dazu führen, dass das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird - dann stellen sich Schwindel, Kopfschmerzen, Mattigkeit und Konzentrationsstörungen ein.

Wer leidet besonders?

Besonders hitzegefährdet sind Menschen, deren Kreislauf ohnehin nicht sehr stabil ist - etwa chronisch Kranke, Übergewichtige und Ältere. Babys und Kleinkinder können zudem noch nicht ausreichend schwitzen und sollten daher besonders geschützt werden. Manche Experten empfehlen Menschen mit schwachen Venen, gerade an heissen Tagen Stützstrümpfe zu tragen, damit das Blut durch die Erweiterung der Gefässe nicht in die Beine sackt und so zusätzlich Kreislaufprobleme verursacht.

Welche Trinkmengen sind ratsam?

Generell sollten über den Tag verteilt etwa zweieinhalb bis drei Liter getrunken werden. Ideale Durstlöscher sind Mineralwasser, abgekühlte Kräuter- und Früchtetees oder verdünnte Obst- und Gemüsesäfte. Sie enthalten in der Regel genügend Mineralien, um die ausgeschwitzten Salze wieder zu ersetzen. Zuckerreiche Limonaden verursachen hingegen noch mehr Durst. Vorsicht vor eiskalten Getränken: Sie können Magenbeschwerden verursachen. Zudem muss der Körper mehr arbeiten, um die Flüssigkeit auf Körpertemperatur zu erwärmen. Auf Alkohol sollte besser verzichtet werden. Er weitet die Gefässe, was das Herz noch mehr belastet.

Worauf ist beim Essen zu achten?

Beim Essen gilt: Keine schwere und fette Kost, sondern besser mehrere kleine und leichte Mahlzeiten mit viel Obst und Gemüse.

Was verschafft noch Linderung?

Es empfiehlt sich, Hände, Nacken und Gesicht hin und wieder mit kaltem Wasser zu waschen. Wer die Beine zudem immer mal wieder für einige Minuten hoch legt, entlastet die Gefässe und beugt dem Anschwellen von Beinen und Füssen vor.

Ist Sport zu empfehlen?

Nicht jede sportliche Aktivität ist gesundheitsschädlich. Allerdings sollten längere körperliche Anstrengungen möglichst nicht in die Mittags- und Nachmittagsstunden gelegt werden. Dann ist die Belastung am höchsten. Senioren, Kindern und Menschen mit Kreislaufproblemen ist vom Sport bei Hitze allerdings abzuraten.

Welcher Lichtschutzfaktor schützt am besten vor Sonnenbrand?

Das hängt in erster Linie vom Hauttyp ab, aber empfohlen wird mindestens Lichtschutzfaktor 15. Für Kinder gibt es den Faktor 50 plus. Das Mittel sollte mindestens eine halbe Stunde vor dem Gang in die Sonne aufgetragen und regelmässig erneuert werden. Generell sollte die Mittagssonne zwischen 11.00 Uhr und 15.00 Uhr gemieden werden. Kinder sollten möglichst nicht direkter Sonnenstrahlung ausgesetzt werden.

Doch nicht nur Menschen, auch Haustiere leiden unter der Hitze. Hunde, Meerschweinchen oder Vögel sollten daher unbedingt vor der prallen Sonne geschützt werden und immer genug Flüssigkeit haben. Haustierbesitzer sollten folgende Tipps des Deutschen Tierschutzbunds und weiterer Experten beachten:

Viel Flüssigkeit

Im Gegensatz zum Menschen können sich Hund, Katze, Hamster und Co. nicht durch Schwitzen abkühlen, sondern vor allem durch Hecheln und Trinken. Ausreichend Flüssigkeit ist deshalb überlebenswichtig, um die Tiere vor Austrocknung und einem lebensbedrohlichen Anstieg der Körpertemperatur zu schützen.

Sonnenschutz

Zu den häufigsten Hitzeopfern gehören Kaninchen, Meerschweinchen und Ziervögel, deren Käfige oder Freigehege der prallen Sonne ausgesetzt sind. Haustiere sollten sich immer an ein schattiges Plätzchen zurückziehen können. Zu beachten ist dabei, dass sich der Sonnenstand im Tagesverlauf ändert. Hilfreich sind auch schattige Häuschen, kühle Steinplatten oder feuchte Handtücher über dem Gehege. Hunde sollten übrigens nicht zu kurz geschoren werden, weil sie an unbehaarten Stellen Sonnenbrand bekommen können.

Hitzschlagsymptome

Fehlen ein Schattenplatz, frische Luft und ausreichend Trinkwasser, kommt es bei den Tieren zum Wärmestau, der dann schnell zu einem Hitzschlag führen kann. Bei Nagern und Kaninchen zum Beispiel können schon Temperaturen von 25 bis 28 Grad Celsius zum Kollaps führen. Glasiger Blick, tiefrote Zunge und Hecheln mit gestrecktem Hals sind bei einem Hund Anzeichen, dass ihm die Hitze sehr zusetzt. Erbrechen, Gleichgewichtsstörungen und Bewusstlosigkeit deuten auf einen Hitzschlag hin. Bei Katzen erkennt man dies an Unruhe, erhöhtem Herzschlag und erhöhter Temperatur oder daran, dass die Tiere stark hechelnd auf dem Bauch liegen. Bei diesen Symptomen gilt: Schnellstens zum Tierarzt.

Durchzug vermeiden

Haustiere brauchen bei Hitze frische Luft, allerdings sollten Käfige nicht im Durchzug stehen. Denn was den Menschen die heißen Temperaturen erträglicher macht, kann bei Tieren folgenschwere Erkrankungen nach sich ziehen.

Spaziergänge verschieben

Bei großer Hitze sollte das Gassigehen in die kühleren Morgen- und Abendstunden und möglichst in schattige Parks oder Waldgebiete verlegt werden. Gleiches gilt für Ausritte mit dem Pferd.

Nicht im Auto zurücklassen

Tiere sollten keinesfalls im Auto zurückgelassen werden, während Herrchen oder Frauchen einkaufen oder Eis essen gehen. Denn die hohen Temperaturen verwandeln den Innenraum schon nach kurzer Zeit in einen Backofen. Die Folgen für das Tier sind Sauerstoffmangel, Übelkeit und Kreislaufprobleme bis hin zum Kreislaufversagen. Im schlimmsten Fall droht ein qualvoller Tod. Ein geöffnetes Schiebedach oder ein spaltbreit geöffnetes Fenster reichen nicht aus, um für Abkühlung zu sorgen, auch dann nicht, wenn das Auto im Schatten steht. Auch bei bewölktem oder schwülem Wetter ohne direkte Sonneneinstrahlung steigt die Temperatur im Inneren rasch auf 50 Grad und mehr an.

Baden

Wer Vögeln ein Badehäuschen zur Verfügung stellt, sollte das Wasser häufig wechseln. Vögel, die keine Badehäuschen nutzen, können vorsichtig mit Wasser besprüht werden.

Aquarien

Das Wasser im Aquarium kann sich für die Fische lebensbedrohlich aufheizen. Notfalls sollte vorsichtig kaltes Wasser nachgefüllt werden.

Hitzeschutz auf der Weide

Pferde, Schafe oder Rinder sollten sich immer in den Schatten zurückziehen können. Zudem muss ausreichend Wasser in der Tränke sein.

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