Kampf um TouristenWettrüsten mit Schneekanone – der Trend geht zum Mega-Skigebiet
dpa
17.1.2020
So gehen nachhaltige Winterferien
Disentis 3000: Vergleichsweise kleines Gebiet mit 60 Pistenkilometern, verspricht Entspannung und Familienfreundlichkeit auf 3000 Metern Höhe.
Bild: Bild: Disentis Sedrun Tourismus
Aletsch Arena: Das Skigebiet hat 2017 die Auszeichnung für den besten umweltfreundlichen Skibetrieb erhalten. Alle drei Ortschaften der Aletsch Arena sind autofrei.
Bild: Bild: aletscharena.ch
Schatzalp-Strela-Skigebiet in Davos: Verzichtet auf künstliche Beschneiung und wirbt als «SlowMountain» mit Entschleunigung statt Attraktionen.
Bild: Bild: schatzalp.ch
Interlaken: Kleinere Skigebiete sind häufig die umweltfreundlicheren. Wie die beiden Familien-Skigebiete Beatenberg und Habkern bei Interlaken mit zusammen 40 Pistenkilometern.
Bild: Bild: Keystone
Arosa: Wohl eines der grösseren und bekannteren Gebiete. Aber eines mit Bedacht auf Nachhaltigkeit und ÖV. So wurde Arosa bei den Alpine Pearls aufgenommen. Einem Label für sanften Bergurlaub.
Bild: Bild: Keystone
Zermatt: Nennt sich selber den «nachhaltigsten Ferienort der Schweiz». Zermatt ist autofrei und hat immer wieder Auszeichnungen für Umweltbemühungen erhalten.
Bild: Bild: Keystone
Scuol: Der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) hat Scuol zusammen mit Zermatt zu den nachhaltigsten Skigebieten der Schweiz erkürt. Bild: scuol.engadin.com
Bild: Bild: scuol.engadin.com
Engadin St. Moritz Mountains: Im Engadin setzt man auf Pistenfahrzeuge mit Hybridantrieben, erneuerbare Energien und reduziert CO2-Emissionen.
Bild: Bild: Keystone
Der weltweit erste Solarskilift befindet sich im Bergdorf Tenna im Safiental. Der 450 Meter lange Lift transportiert Pistensportlerinnen und -sportler auf den Berg und produziert gleichzeitig Solarstrom.
Bild: Bild: Graubünden Ferien
Die Emmenbrücker Firma Bächler produziert Schneekanonen, die ohne Strom auskommen, und räumt mit dieser Idee aktuell Preise am Laufmeter ab. Bild: Bächler Top Track AG
Bild: Bild: Bächler Top Track AG
So gehen nachhaltige Winterferien
Disentis 3000: Vergleichsweise kleines Gebiet mit 60 Pistenkilometern, verspricht Entspannung und Familienfreundlichkeit auf 3000 Metern Höhe.
Bild: Bild: Disentis Sedrun Tourismus
Aletsch Arena: Das Skigebiet hat 2017 die Auszeichnung für den besten umweltfreundlichen Skibetrieb erhalten. Alle drei Ortschaften der Aletsch Arena sind autofrei.
Bild: Bild: aletscharena.ch
Schatzalp-Strela-Skigebiet in Davos: Verzichtet auf künstliche Beschneiung und wirbt als «SlowMountain» mit Entschleunigung statt Attraktionen.
Bild: Bild: schatzalp.ch
Interlaken: Kleinere Skigebiete sind häufig die umweltfreundlicheren. Wie die beiden Familien-Skigebiete Beatenberg und Habkern bei Interlaken mit zusammen 40 Pistenkilometern.
Bild: Bild: Keystone
Arosa: Wohl eines der grösseren und bekannteren Gebiete. Aber eines mit Bedacht auf Nachhaltigkeit und ÖV. So wurde Arosa bei den Alpine Pearls aufgenommen. Einem Label für sanften Bergurlaub.
Bild: Bild: Keystone
Zermatt: Nennt sich selber den «nachhaltigsten Ferienort der Schweiz». Zermatt ist autofrei und hat immer wieder Auszeichnungen für Umweltbemühungen erhalten.
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Scuol: Der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) hat Scuol zusammen mit Zermatt zu den nachhaltigsten Skigebieten der Schweiz erkürt. Bild: scuol.engadin.com
Bild: Bild: scuol.engadin.com
Engadin St. Moritz Mountains: Im Engadin setzt man auf Pistenfahrzeuge mit Hybridantrieben, erneuerbare Energien und reduziert CO2-Emissionen.
Bild: Bild: Keystone
Der weltweit erste Solarskilift befindet sich im Bergdorf Tenna im Safiental. Der 450 Meter lange Lift transportiert Pistensportlerinnen und -sportler auf den Berg und produziert gleichzeitig Solarstrom.
Bild: Bild: Graubünden Ferien
Die Emmenbrücker Firma Bächler produziert Schneekanonen, die ohne Strom auskommen, und räumt mit dieser Idee aktuell Preise am Laufmeter ab. Bild: Bächler Top Track AG
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Immer grösser, immer komfortabler: Im Kampf um deutsche und niederländische Touristen fusionieren Österreichs Skigebiete wie andernorts Konzerne. Damit haben sie die Nase vor der eidgenössischen Konkurrenz.
Es ist ein Wettrüsten mit Seilbahn und Schneekanone: Österreichs Skigebiete haben seit der Jahrtausendwende eine zweistellige Milliardensumme ausgegeben, um Wintertouristen bei der Stange zu halten, insbesondere aus Deutschland und den Niederlanden. Allein für die laufende Saison haben die österreichischen Seilbahnen nach Angaben ihres Fachverbands mehr als 750 Millionen Euro in neue Bahnen und Lifte, Beschneiung, Pistenraupen und dergleichen investiert – eine Rekordsumme.
Der Trend geht zum Mega-Skigebiet. In Tirol wird über die Umweltverträglichkeit eines 130 Millionen Euro schweren Projekts gestritten, das inoffiziell «Gletscherehe» heisst. Dieser Zusammenschluss der Skigebiete Pitztal und Sölden sieht die Bebauung zweier bislang unberührter Gletscher in 3000 Metern Höhe vor. Die Alpenvereine in Deutschland und Österreich wollen diese Fusion in Schnee und Eis verhindern.
Umweltschützern ist der Skitourismus seit jeher ein Dorn im Auge, weil Gondeln, Sessellifte und Pisten die wilde Gebirgslandschaft stören, die Beschneiung den Wasserhaushalt verändert. Doch die Seilbahnbetreiber reagieren lediglich auf die Wünsche ihrer Gäste.
Die österreichischen Seilbahnen befragen regelmässig 30'000 Menschen nach ihren Wünschen und Präferenzen. Für 56 Prozent ist die Grösse des Skigebiets ein ausschlaggebender Faktor, wie Ricarda Rubik vom Fachverband der Seilbahnen Österreichs sagt. Und für 40 Prozent ist die Schneesicherheit wichtig. Das befördert sowohl Fusionen als auch die künstliche Beschneiung.
Über die Landesgrenze von Tirol und Salzburg erstreckt sich der «Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn» mit 270 Pistenkilometern. Der Zusammenschluss mit den Nachbarn in Zell am See, Kaprun und am Kitzsteinhorn vergrössert den Skizirkus auf mehr als 400 Kilometer. Und künstlich beschneit werden inzwischen etwa 70 Prozent der österreichischen Pisten. Anfang des Jahrtausends waren es erst 30 Prozent.
Damit haben die Österreicher die Nase vor der eidgenössischen Konkurrenz. In der ohnehin teuren Schweiz haben die Wirtschaftskrise vor zehn Jahren und der starke Franken massive Probleme verursacht. Die Gästezahlen waren seit 2008/09 praktisch rückläufig. Die vergangenen beiden Winter waren indes schneereich und ein Lichtblick. Wegen des Konkurrenzdrucks durch Nachbarländer hätten die Seilbahnen die Preise kaum erhöhen und daher kaum investieren können, sagt Andreas Keller vom Verband Seilbahnen Schweiz. «Nur ein Drittel der Skigebiete kann gut allein wirtschaften», sagt er. Die anderen seien auf Unterstützung der öffentlichen Hand angewiesen, etwa günstige Darlehen oder Beteiligungen.
Immer mehr Skigebiete experimentieren mit dynamischen Preisen, darunter Zermatt, Gstaad und St. Moritz. Wer früh bucht, bekommt Rabatt, trägt aber das Risiko, bei schlechtem Wetter auf dem Skipass sitzenzubleiben. Wer kurzfristig bucht, zahlt mehr als früher. Bei manchen hat das viel Geld in die Kassen gespült. «Knapp 50 Prozent der Mehrtageskäufer haben im Vorfeld diese Tickets gebucht – das war eine grosse Überraschung für uns», sagte Markus Meili vom Vorstand der Oberengadiner Bergbahn im Fernsehen. «Als wir über die Festtage bei Preisen über 100 Franken waren, hat das natürlich nicht nur Applaus ausgelöst.» 100 Franken für einen Tagespass, das sind etwa 91 Euro.
Auch die vergleichsweise winzigen Skigebiete in den Bayerischen Alpen investieren für ihre Verhältnisse hohe Summen, um Schritt halten zu können – subventioniert von der Staatsregierung in München. So wurde 2019 bei Berchtesgaden für rund 57 Millionen Euro eine neue Gondelbahn auf den Jenner am Königssee fertig
Bayern zielt auf heimische Tagesgäste
Dabei zielen die Bayern hauptsächlich auf heimische Tagesgäste, nicht auf Touristen aus dem Norden jenseits des «Weisswurst-Äquators». «Wir werben mehr mit Skifahren dahoam», sagt Peter Lorenz, Geschäftsführer zweier oberbayerischer Skigebiete am Brauneck bei Lenggries und am Spitzingsee, die zusammen gerade einmal 54 Kilometer Pisten bieten.
Einen Rüstungswettlauf mit Tirol und Salzburg könnten die Bayern ohnehin nie gewinnen, die weiss-blaue Bergwelt ist dafür zu klein und zu niedrig. «Am Brauneck haben wir keine 20 Prozent Feriengäste», sagt Lorenz. In der Tat geht es in bayerischen Skigebieten im Vergleich zur Konkurrenz südlich der Staatsgrenze eher beschaulich zu, auch die Tickets sind billiger.
Doch würden die bayerischen Skigebiete gar nichts investieren, bestünde die Gefahr, dass auch Tagesgäste sich umorientieren. Von der Grenze ist es nicht weit ins Zillertal oder nach Kitzbühel. Und im Vergleich zu den modernen österreichischen Anlagen sind manche bayerischen Seilbahnen Museumsstücke, die den Charme der fünfziger und sechziger Jahre versprühen.
Aber auch in Österreich mehren sich die Zeichen, dass die Skizirkusse an ihre Grenzen stossen. Die Belastung durch Ferien-, Transit- und Güterverkehr geht vielen Tirolern so auf die Nerven, dass dies zum politischen Grossthema geworden ist. In einer Umfrage der «Tiroler Tageszeitung» sprachen sich kürzlich 70 Prozent der 600 Befragten gegen die Gletscherehe aus. Der Grund: touristische Übererschliessung.
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