Stärkste Eruption seit 30 Jahren An Land wäre der Vulkanausbruch «apokalyptisch»

17.1.2022

Unterwasser-Vulkan: Ungewissheit über Schäden in Tonga

Unterwasser-Vulkan: Ungewissheit über Schäden in Tonga

Nach dem Ausbruch eines Unterwasser-Vulkans in Tonga im Südpazifik ist das gesamte Ausmass der Verwüstungen in dem Inselstaat noch unklar. Berichte über Verletzte und Todesopfer lagen zunächst nicht vor.

17.01.2022

Die gigantische Eruption des Untersee-Vulkans nahe dem Inselreich Tonga dürfte die stärkste seit 30 Jahren gewesen sein. Das Ausmass der Schäden ist weiter unklar – weltweit wurden Auswirkungen des Ausbruchs registriert.

Der gewaltige Ausbruch des Untersee-Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai in der Nähe des Inselreichs Tonga war nach Ansicht von Experten der weltweit stärkste seit 30 Jahren. Erste Daten zeigten, dass es seit dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 keine derartig heftige Eruption gegeben habe, sagte heute der Vulkanologe Shane Cronin von der University of Auckland dem Sender Radio New Zealand.

Der Ausbruch habe nach jetzigem Kenntnisstand die Stufe 5 auf dem achtstufigen Vulkanexplosivitätsindex erreicht, im Falle des gigantischen Pinatubo-Ausbruchs sei es Stufe 6 gewesen. Hätte sich die Eruption des Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai an Land ereignet, wären die Auswirkungen «apokalyptisch», so Cronin.

Ein Satellitenbild zeigt den Vulkanausbruch (rechts) nahe dem Instelstaat Tonga. 
Ein Satellitenbild zeigt den Vulkanausbruch (rechts) nahe dem Instelstaat Tonga. 
Bild: Keystone

Der unterseeische Feuerberg ist seit Dezember wieder aktiv. Unklar sei, ob der jüngste Ausbruch den Höhepunkt der Aktivität darstelle, sagte Cronin. Es könne auch sein, dass der Vulkan noch mehrere Wochen oder sogar Jahre unruhig bleibe.

Erkundungsflüge gestartet

Unterdessen haben Militärflugzeuge aus Neuseeland und Australien die Lage bei Tonga aus der Luft erkundet. Das Ausmass der Schäden in dem Südseearchipel ist weiter unklar. Die Kommunikationsverbindungen dorthin waren am Montag weiterhin stark beeinträchtigt – speziell auf einigen der abgelegeneren Inseln Tongas, zu denen seit der Eruption des Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai keinerlei Kontakt hergestellt werden konnte.

Die Regierung sende Schiffe aus, um die Lage zu erkunden, meldete Radio New Zealand am Montag. Zu Tonga gehören etwa 170 Inseln, 36 davon sind unbewohnt.

Der Ausbruch am Samstag war Tausende Kilometer weit zu hören. Eine gewaltige Aschewolke war wie ein Atompilz kilometerweit in die Höhe gestiegen. Die Eruption löste Flutwellen aus und versetzte viele Pazifik-Staaten in Alarmbereitschaft. An Wetterstationen weltweit wurde ein plötzlicher Luftdruckanstieg verzeichnet. Laut Meteonews registrierten etwa auch die Wetterstationen Zürich-Flughafen, Basel, Napf und Säntis «ein identisches Drucksignal».

Tsunami-Wellen wurden nicht nur in Tonga, sondern auch in Neuseeland, Japan, Alaska und Südamerika registriert. Hilfsorganisationen warnten vor Gesundheitsschäden durch die Asche und rieten den Bewohnern Tongas dazu, Masken zu tragen und nur Wasser aus Flaschen zu trinken.

In Tutukaka, Neuseeland, betrachten Besitzer ihr durch eine Tsunamiwelle zerstörtes Boot. 
In Tutukaka, Neuseeland, betrachten Besitzer ihr durch eine Tsunamiwelle zerstörtes Boot. 
Bild: Keystone

Zwei Tote im 10'000 Kilometer entfernten Peru

Überflutungen wurden unter anderem auch im mehr als  10'000 Kilometer entfernten Peru gemeldet. Hier ertranken zwei Frauen durch ungewöhnlich hohe Wellen. Dort normalisierte sich die Lage nach dem Ausbruch laut Medienberichten aber wieder. In Chile gab es zwischenzeitlich eine Tsunamiwarnung für die Osterinseln und die Küstenregion, die dann wieder aufgehoben wurde.

Die von der Eruption ausgelösten Ascheschwaden hätten mittlerweile sogar Australiens Ostküste erreicht, teilte der Wetterdienst Weather Watch New Zealand mit. Die Wolke ziehe nach Westen über Queensland und werde im Laufe des Tages einen Grossteil des Bundesstaates bedecken, hiess es.

Neuseeland will derweil nach den Worten von Ministerpräsidentin Jacinda Ardern eine zweite Maschine des Typs Hercules mit wichtigen Hilfsgütern nach Tonga schicken. Sollte die Landebahn in Tongas Hauptstadt Nuku'alofa beschädigt sein, könnten die Materialien auch abgeworfen werden, sagte Ardern am Montag vor Journalisten.

Tsunami-Wellen nach Vulkanausbruch in Tonga im Pazifik

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Ein Vulkanausbruch im Pazifik-Inselstaat Tonga hat kleinere Tsunami-Wellen ausgelöst. Die Eruption des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai war noch in hunderten Kilometern Entfernung zu hören.

15.01.2022

«Die heute durchgeführten Flüge werden uns dabei helfen festzustellen, wo Bedarf besteht», betonte Ardern. «Wir wissen, dass dringend Wasser benötigt wird, und wir hoffen, dass die Hercules heute starten kann, um diesen Bedarf zu decken.» Ob es Tote oder Verletzte gab, sei weiter unklar.

Wichtiges Unterseekabel gekappt

Infolge des Seebebens wurde auch ein wichtiges Unterseekabel gekappt, daher fiel das Internet auf Tonga aus. Auch die sonstigen Kommunikationsverbindungen waren gestört, Mobiltelefone schienen aber zumindest teilweise zu funktionieren, wenn auch nur lokal und nicht international.

«Es ist eine schreckliche Zeit, aber Nuku'alofa steht noch, die Elektrizität wurde in vielen Häusern wiederhergestellt», teilte Neuseelands Hochkommissar in Tonga, Peter Lund, auf Facebook mit. Die Hauptstadt liege unter einer Schicht aus Vulkanasche. Säuberungsaktionen sollten in dieser Woche beginnen.

Kombination von Satellitenaufnahmen des Vulkanausbruchs. 
Kombination von Satellitenaufnahmen des Vulkanausbruchs. 
Bild: Keystone

Der etwa 65 Kilometer von Tongas Hauptstadt entfernte Untersee-Vulkan war an zwei Tagen in Folge ausgebrochen. Während nach der ersten Eruption vom Freitag nur kleine Tsunami-Wellen registriert wurden, war die zweite Eruption am Samstag auch im 2000 Kilometer entfernten Neuseeland und in Fidschi zu hören. Die Bewohner Fidschis wurden aufgerufen, Wassertanks zuzudecken und im Fall von Ascheregen in ihren Häusern zu bleiben.

dpa/AP/AFP/uri