Runder Geburtstag Vom Zehnkämpfer zur Transfrau – Caitlyn Jenner wird 70

Von Barbara Munker, dpa

27.10.2019

Caitlyn Jenner, transsexueller TV-Star aus den USA (Aufnahme vom 09.11.2015), davor Bruce Jenner, ehemaliger Olympia-Goldgewinner im Zehnkampf 1976 (Aufnahme vom 15.07.2009). Jenner feiert diesen Sonntag ihren 70. Geburtstag.
Caitlyn Jenner, transsexueller TV-Star aus den USA (Aufnahme vom 09.11.2015), davor Bruce Jenner, ehemaliger Olympia-Goldgewinner im Zehnkampf 1976 (Aufnahme vom 15.07.2009). Jenner feiert diesen Sonntag ihren 70. Geburtstag.
Dpa

Caitlyn Jenner hat einiges vorzuweisen: Olympia-Gold als Zehnkämpfer und TV-Ruhm als Oberhaupt des Jenner-Kardashian-Clans. Jetzt wird die prominente Transfrau 70 Jahre alt.

Zum 65. Geburtstag vor fünf Jahren gingen die Glückwünsche noch an Bruce Jenner. Doch das runde 70. Jubiläum an diesem Montag feiert der frühere Olympiasieger im Zehnkampf nun als Caitlyn. Im April 2015 hatte der Stiefvater von Kim Kardashian und Vater von Kendall und Kylie Jenner öffentlich gemacht, was damals gerüchteweise schon länger durch die Klatschpresse ging. Er wollte künftig als Frau leben.

Zwei Monate später zeigte sich Jenner mit roten Lippen, brünetter Lockenmähne, in weisser Korsage mit viel Oberweite auf dem Cover der Zeitschrift «Vanity Fair», ein Foto der Starfotografin Annie Leibovitz. Dazu die Worte: «Call me Caitlyn». Auf Twitter richtete sie sich unter dem neuen Namen gleich ein Konto ein. «Ich bin so glücklich, nach einem so langen Ringen mein wahres Ich zu leben», schreibt sie dort. Im Handumdrehen hatte sie mehr als zwei Millionen Follower.

Die Verwandlung von Bruce zu Caitlyn fand viel Beifall und rückte Transsexuelle noch mehr ins Rampenlicht. Jenner selbst liess sich für eine TV-Doku von Kameras begleiten. Sie sprach offen über Hormonkuren und Operationen, sie prangerte Gewalt gegen Transsexuelle an und rief dazu auf, Menschen zu akzeptieren, wie sie sind.

Outing vor vier Jahren: Aus Bruce wurde Caitlyn. Der einstige Olympiasieger im Zehnkämpft lebt heute als Frau.
Outing vor vier Jahren: Aus Bruce wurde Caitlyn. Der einstige Olympiasieger im Zehnkämpft lebt heute als Frau.
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«Ich habe 'ihn' in den Ruhestand geschickt»

Inzwischen macht sie auch Witze über ihre Geschlechtsanpassung. In einer Show beim Sender Comedy Central Mitte September stand Jenner im kurzen schwarzen Kleid am Mikrofon und empörte sich humorvoll über die «dummen Kommentare», dass sie 'Ihn' abgeschnitten habe. Sie wolle die Zuschauer daran erinnern, dass 'er' immerhin Kylie Jenner, die jüngste Selfmade-Milliardärin, und das hoch bezahlte Model Kendall Jenner «gemacht» habe. «Ich habe 'ihn' nicht abgeschnitten», erklärte Jenner vor lachenden Zuschauern. «Ich habe 'ihn' nur in den Ruhestand geschickt. 'Er' war erledigt».

Als Bruce war er dreimal verheiratet, zuletzt mehr als 20 Jahre mit Kris Jenner, Mutter des unter anderem durch zahlreiche Reality-Shows bekannten Kardashian-Clans. Beide brachten 1991 jeweils vier Kinder in ihre Ehe mit, zusammen haben sie die beiden Töchter Kendall (23) und Kylie (22), die ebenfalls zu TV-Stars und Unternehmerinnen avancierten. Bis zur Scheidung im Jahr 2014 – wegen der üblichen «unüberbrückbaren Differenzen» – trat Jenner in mehr als 400 Folgen der Reality-Sendung «Keeping Up with the Kardashians» auf.

Als Bruce machte er auch Sportkarriere. Bei den Olympischen Spielen im kanadischen Montreal holte er 1976 die Goldmedaille im Zehnkampf. Doch als Caitlyn stellte sie vieles in Frage. «Vielleicht war ich bei den Olympischen Spielen, weil ich vor einer Menge Dinge weggerannt bin», sagte Jenner 2015 im Interview mit «Vanity Fair». «Bruce musste immer eine Lüge erzählen. Er lebte diese Lüge. Caitlyn hat keine Geheimnisse.»

Mit ihren öffentlichen Autritten ist Caitlyn Jenner ein Aushängeschild für die Transgendergemeinde.
Mit ihren öffentlichen Autritten ist Caitlyn Jenner ein Aushängeschild für die Transgendergemeinde.
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Von der Trump-Freundin zur Trump-Feindin

So war auch bekannt, dass sie anfangs zu den prominenten Unterstützern von US-Präsident Donald Trump gehörte. Doch vor einem Jahr kam es zum Bruch. Trump habe die LGBTQ-Gemeinde im Stich gelassen. Sie glaube nicht mehr daran, dass der Präsident für die Belange von Lesben, Schwulen und Trans-Menschen eintritt, schrieb Jenner im Oktober 2018 in einem Kommentar in der «Washington Post». «Leider lag ich falsch. Die Realität ist, dass die Trans-Gemeinschaft von diesem Präsidenten unerbittlich angegriffen wird.»

2017 rief sie ihre eigene «The Caitlyn Jenner»-Stiftung ins Leben, mit dem erklärten Ziel, Diskriminierung zu bekämpfen und die Transgendergemeinde zu unterstützen. Als Geschäftsführerin steht ihr dabei die 23-jährige Sophia Hutchins, ein Transgender-Model, zur Seite. Die Klatschpresse wittert längst mehr als nur eine Businessbeziehung, doch Jenner hält sich in diesen Dingen bedeckt.

Öffentliche Liebesbekundungen gibt es nur für ihre Hunde. «Ich habe absolut keinen Platz in meinem Bett übrig, wegen diesen beiden Love Bugs», schrieb Jenner Anfang Oktober auf Instagram. Dazu das erklärende Foto samt Herz-Emoji: ein weisser und ein schwarzer Labrador haben es sich auf ihrem Bett bequem gemacht und schauen treuherzig in die Kamera.

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