Venedig ist von einem Rekord-Hochwasser heimgesucht worden. Bürgermeister Luigi Brugnaro sprach von einer Katastrophe und mobilisierte am späten Dienstagabend alle Einsatzkräfte.
Am Mittwoch werde der Notstand ausgerufen, kündigte Brugnaro in einem Video auf Facebook an. Er machte den Klimawandel für die immer häufiger werdenden Überschwemmungen verantwortlich. «Wir rufen die Regierung auf, uns zu helfen, die Kosten werden hoch sein.»
Bis kurz vor Mitternacht stieg das Wasser – angetrieben durch starken Wind – auf 187 cm über dem Meeresspiegel. Das sei der höchste Wert seit der verheerenden Überschwemmung im Jahr 1966, als 194 cm erreicht wurden, teilte die Kommune mit. Der Pegel sank wieder im Laufe der Nacht, wie Brugnaro am frühen Mittwochmorgen twitterte. Aber: «Es wird eine lange Nacht.» Denn nach der Angst komme nun die Schadensauflistung. Denn schliesslich hinterlasse eine derartige Flut «unauslöschliche Spuren». Nun sei die Regierung gefragt.
Markusplatz und Dom überflutet
Der Markusplatz in der Unesco-Welterbestadt war vollkommen überflutet. Touristen und Einheimische wateten zunächst noch in Gummistiefeln über den Platz, am Abend fuhr nur noch die Polizei mit Booten.
Auch in den Markusdom drang das Wasser ein. Es habe unter anderem Schäden am Mauerwerk angerichtet, berichteten italienische Medien. «Wir versuchen, den Schaden in Grenzen zu halten», sagte der Ingenieur der Basilika, Pierpaolo Campostrini, der Nachrichtenagentur Ansa. Am Morgen hiess es, dass die gesamte Krypta unter Wasser gestanden habe.
Weiterer Regen angesagt
Wegen der aussergewöhnlich hohen Wasserstände wurden in der Lagunenstadt Kindertagesstätten und Grundschulen geschlossen, teilte die Kommune mit. Am Mittwoch ist kaum Wetterbesserung in Sicht, in ganz Italien ist wie schon seit Tagen Regen angesagt.
Venedig wird wegen seiner Lage in der Lagune immer wieder von Hochwasser heimgesucht, die Lage verschärft sich aber zunehmend. Die Stadt will seit langem ein Flutschutzsystem installieren, da der Anstieg des Meeresspiegels immer häufiger zu Überflutungen führt.
Klimawandel bedroht Welterbestätten am Mittelmeer
Eine Gondel auf dem Canale Grande vor der Rialtobrücke in Venedig. Nicht nur für die italienische Lagunenstadt stellt der Klimawandel eine existenzielle Gefahr dar, wie die folgenden Beispiele zeigen.
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Das Heraion auf der griechischen Insel Samos in der östlichen Ägäis wird auch zu den gefährdeten Welterbestätten gezählt ...
... ebenso wie das antike Tyros im Libanon.
Von den 49 untersuchten Welterbestätten sind nur zwei nicht von den Folgen des Klimawandels bedroht, darunter Xanthos mit dem zugehörigen Tempelbezirk in der türkischen Provinz Antalya.
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