Teneriffa Umweltschützer kämpfen gegen berühmte Steinmännchen

tsha

6.8.2019

Ein Steinmännchen auf der Schrattenfluh bei Flühli im Kanton Luzern: Die Türmchen sind weltweit zum Trend geworden – zum Ärger von Naturschützern.
Ein Steinmännchen auf der Schrattenfluh bei Flühli im Kanton Luzern: Die Türmchen sind weltweit zum Trend geworden – zum Ärger von Naturschützern.
Bild: Keystone

Auf Teneriffa haben Umweltaktivisten Hunderte Steintürmchen zerstört. Die Aktion hat einen ernsten Hintergrund.

Es ist ein Trend, der dank Instagram und Co. seltsame Auswüchse angenommem hat: Weltweit machen sich Touristen ein Vergnügen daraus, Steine zu Türmchen aufzuschichten. Seit Jahrhunderten gibt es diesen Brauch, doch in Zeiten von Influencern und Selbstdarstellungswahn haben die Steintürmchen Ausmasse angenommen, die nun auch Umweltschützer auf den Plan rufen.

Wie «Spiegel Online» berichtet, haben Umweltaktivisten auf Teneriffa in der vergangenen Woche in einer medienwirksamen Aktion Hunderte Steintürmchen am Strand Playa Jardín in Puerto de la Cruz abgebaut. Unter dem Motto «Hinterlasse keine Spur» verteilten sie die Steine anschliessend gleichmässig am Strand.

Den Aktivisten geht es dabei nicht darum, den Touristen ihren Spass zu verderben, sondern um den Schutz natürlicher Lebensräume. «Unter den Steinen leben Tiere wie Spinnen, Insekten oder Eidechsen, die ohne die Steine kein Obdach haben», erklärt Pedro Luis Sánchez, der im Nationalpark El Teide auf Teneriffa arbeitet, in einem auf YouTube verbreiteten Video.

In dem Clip sind mehrere Umweltschützer beim Abbauen der Steintürmchen zu sehen. Die beliebten Touristenmotive würden nicht nur Tieren den Lebenraum nehmen, so Sánchez, sondern auch Pflanzen schädigen, die durch das Abtragen der Steine entwurzelt würden.

Mit Gesetzen gegen Steintürmchen?

Unterstützung bekommen die Naturfreunde vom WWF. «Wer in der Natur unterwegs ist, sollte sich bewusst sein, dass er sich gewissermassen im Zuhause anderer bewegt», zitiert «Spiegel Online» einen Sprecher der Naturschutzorganisation. «In diesem Fall im Lebensraum von Pflanzen, Eidechsen, Insekten oder Schlangen.» Er frage sich, so der WWF-Sprecher, «warum man als erwachsener Mensch überhaupt mit Steinen herumspielen muss – und warum viele überall ihre Spuren hinterlassen müssen.»



Ursprüngliche Idee der Steintürme war es, Wegmarken zur leichteren Orientierung zu errichten. Oftmals sind sie auch mit religiösen Bräuchen verbunden, etwa in Tibet, wo sie mit Gebetsfahnen geschmückt werden. In der Schweiz sind besonders die «Steinmannli» im Gebiet der Fünf-Seen-Wanderung bei Pizol berühmt. Immer wieder aber werden die von Touristen errichteten Steintürmchen zu regelrechten Plagen, etwa in Norwegen.

In Teneriffa war der Aufräumaktion der Umweltaktivisten offenbar nur ein kurzer Erfolg beschieden. Wie «El Dia» berichtet, wurden wenig später bereits die ersten neuen Steintürmchen gesichtet. In Zukunft, so hoffen die Umweltschützer, sollen Gesetze das Bauen der fragilen Türmchen als illegal brandmarken.

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