Superfood Baobab-PulverDer neueste Gesundheits-Trend kommt aus Afrika
Von Farai Mutsaka, AP
22.9.2024 - 00:00
Die Früchte der mächtigen Affenbrotbäume kommen seit jeher in Afrika auf den Tisch. Inzwischen erlebt Baobab-Pulver in Europa und den USA einen Boom. Bei den Sammlerinnen und Sammlern vor Ort kommt in diesem Jahr aber besonders wenig an.
22.09.2024, 00:00
22.09.2024, 00:02
dpa
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Produkte des ikonischen Baobab-Baums werden seit Jahrtausenden in Afrika als Nahrungsmittel und Medikament genutzt.
Mittlerweile werden die Affenbrotbaum-Früchte auch zunehmend in Europa, den USA und China geschätzt.
Die Klimakrise setzt jedoch selbst den robusten Baobabs zu.
Seit ihrer Kindheit sammelt Loveness Bhitoni die Früchte der majestätischen Baobab-Bäume, die das Haus ihrer Familie im Nordosten Simbabwes umgeben. Das Fruchtfleisch hat schon immer die Mahlzeiten aus Mais und Hirse ergänzt. Mittlerweile werden die Affenbrotbaum-Früchte auch zunehmend in Europa, den USA und China geschätzt und sind zur Einkommensquelle für Bhitoni geworden. Doch die Klimakrise setzt dem Geschäft zu.
Weltweit wird das, was der Baobab bietet, immer beliebter. «Baobab hat sich nicht zufällig zu einem weltweit gehandelten und bekannten Superfood entwickelt», sagt der Pflanzenexperte Gus Le Breton, ein Vorreiter in der Baobab-Industrie. Er erinnert sich noch an die vielen sicherheitstechnischen und toxikologischen Tests, die nötig waren, um die Behörden in Europa und den USA von einer Zulassung zu überzeugen.
Positive Wirkung belegt
«Das war lächerlich, denn die Baobab-Frucht wird in Afrika seit Tausenden von Jahren unbedenklich verzehrt», betont der Botaniker, der sich auf afrikanische Pflanzen spezialisiert hat, die als Nahrungsmittel und Medizin verwendet werden.
Die Frucht des Affenbrotbaums hat hier einiges zu bieten: Sie ist eine Vitaminquelle, hat Antioxidantien und wichtige Mineralien. Positive gesundheitliche Wirkungen sind aus Studien belegt. Vor rund acht Jahren genehmigte die EU die Einfuhr von Baobab-Pulver als Lebensmittel- und Getränkezutat, ein Jahr später folgten die USA.
Verheerende Dürre setzte Baobabs zu
Loveness Bhitoni steht vor dem Morgengrauen auf, um die Baobab-Früchte einzusammeln. Die Säcke verkauft sie an Ankäufer aus der Stadt oder direkt an Fabriken, die Fruchtfleisch und Samen weiterverarbeiten. Vor sechs Jahren hat der Baobab-Handel Einzug in ihre Ortschaft Kotwa gehalten. Früher reichte das Geld aus dem Geschäft gut für Kleidung und um den Kindern die Schule zu finanzieren. Inzwischen können die Familien gerade noch das nötigste Essen davon erstehen. Die jüngste katastrophale Dürre hat selbst den der Trockenheit trotzenden Baobabs zugesetzt.
«Wir können nur Mais und Salz kaufen», sagt Bhitoni nach einem langen Erntetag. «Speiseöl ist ein Luxus, denn das Geld reicht einfach nicht. Manchmal kann ich einen ganzen Monat lang kein Stück Seife kaufen. Von Schulgeld oder Kinderkleidung ganz zu schweigen.»
Dabei setzen inzwischen Zigtausende Bewohner der afrikanischen Baobab-Gebiete auf den Handel mit den begehrten Früchten. Der Branchenverband African Baobab Alliance hat sich als Ziel gesteckt, dass bis 2030 mehr als eine Million Frauen im südlichen Afrika von der Ernte und dem Verkauf der bis zu fast einem halben Meter grossen Früchte profitieren sollen.
Zusammen mit China sind die USA und Europa heute die grössten Märkte für Baobab-Pulver. Der Weltmarkt könnte laut dem niederländischen Zentrum für Importförderung bis 2027 ein Volumen von zehn Milliarden Dollar (etwa neun Milliarden Franken) erreichen.
Ein Kilogramm Baobab-Pulver ist etwa in Deutschland für rund 30 Euro (CHF 28.50) zu haben. Die Zutat findet ihren Weg in Snack-Riegel ebenso wie in Getränke oder wird ins Müsli oder in den Joghurt gestreut. Unternehmen wie Coca-Cola und Pepsi haben sogar Produktlinien mit Baobab-Inhaltsstoffen eingeführt.
Sammlerinnen wie Loveness Bhitoni können nur davon träumen, sich solche Produkte leisten zu können. Bhitoni bekommt gerade einmal 15 Cent für ein Kilo Früchte – und die mächtigen Baobabs werfen derzeit wenig ab.
«Können uns nicht wehren, weil wir Hunger haben»
«Die Früchte sind begehrt, aber die Bäume bringen dieses Jahr nicht viel hervor, so dass ich manchmal heimkomme, ohne einen einzigen Sack gefüllt zu haben», sagt die 50-Jährige. «Ich brauche fünf Säcke, um genug Geld für ein 10-Kilo-Paket Maismehl zu haben.»
Einige Einkäufer böten Maismehl im direkten Tausch gegen Früchte, aber zu schlechten Bedingungen, sagt sie. «Es ist harte Arbeit, aber die Käufer verstehen das nicht.»
Den Sammlerinnen und Sammlern bleibe oft keine Wahl, als auf das Angebot einzugehen, ergänzt Kingstone Shero aus dem örtlichen Gemeinderat. «Die Käufer diktieren uns die Preise, und wir haben keine Möglichkeit, uns dagegen zu wehren, weil wir Hunger haben.»