Klima Mehr als 61'000 Hitzetote in Europa im Sommer 2022 – Temperatur in der Schweiz im Schnitt um 2,3 Grad gestiegen

sda/tgab

11.7.2023 - 00:00

Die Hitzewellen im Sommer 2022 haben in Europa den Tod von mehr als 61'000 Menschen verursacht. Insbesondere Frauen im Alter von mehr als 80 Jahren waren gemäss Forschern davon betroffen. (Archivbild)
Die Hitzewellen im Sommer 2022 haben in Europa den Tod von mehr als 61'000 Menschen verursacht. Insbesondere Frauen im Alter von mehr als 80 Jahren waren gemäss Forschern davon betroffen. (Archivbild)
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Die Hitzewellen im Sommer 2022 haben in Europa den Tod von über 61'000 Menschen verursacht. Insbesondere Frauen im Alter von mehr als 80 Jahren seien davon betroffen gewesen, heisst es in einer am Montag in der Fachzeitschrift «Nature Medicine» veröffentlichten Studie.

Keystone-SDA, sda/tgab

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  • Gemäss einer Studie kam es im Sommer 2022 zu 61'672 Hitzetoten in Europa.
  • DieStudienautoren nahmen dies zum Anlass dringend an die Politik zum Handeln zu appellieren, Präventionspläne zu erstellen und langfristige Anpassungsstrategien auszuarbeiten.
  • Ohne angemessene Schutzmassnahmen gehen die Forscher von 2030 an im Schnitt von jährlich 68'000 Hitzetoten aus.

Vom 30. Mai bis zum 4. September 2022 habe es 61'672 Hitzetote gegeben, heisst es in der Studie. Insbesondere Frauen im Alter von mehr als 80 Jahren zählten demnach zu den Opfern. Es ist das erste Mal, dass die Zahl der Hitzetoten des vergangenen Sommers beziffert wurde.

Das EU-Statistikamt Eurostat hatte bereits eine ungewöhnlich hohe Übersterblichkeit im vergangenen Sommer festgestellt, allerdings keine Angaben dazu gemacht, welchen Anteil die Hitze daran hatte.

Die Studienautoren fordern Politiker zum Handeln auf: «Angesichts des Ausmasses der hitzebedingten Sterblichkeit auf dem Kontinent mahnen unsere Ergebnisse eine Neubewertung und Stärkung von Hitzeüberwachungs-Plattformen, Präventionsplänen und langfristigen Anpassungsstrategien an.»

Wenn es keine angemessenen Schutzmassnahmen gebe, werde es von 2030 an im Schnitt jedes Jahr 68'000 Hitzetote geben, heisst es in der Studie des staatlichen französischen Gesundheitsforschungsinstituts Inserm und des spanischen Instituts ISGlobal. Von 2040 an könnte die Opferzahl auf mehr als 94'000 steigen, prognostizieren die Experten.

Massnahmen für weniger Risiko

«Dies ist eine sehr hohe Zahl von Toten», sagte Hicham Achebak vom Institut Inserm. «Wir kannten zwar aus dem Jahr 2003 die Auswirkungen von Hitzewellen auf die Sterblichkeit, aber diese Analyse zeigt, dass wir noch viel mehr tun müssen, um die Menschen zu schützen», betonte er. Wenn geeignete Massnahmen getroffen würden, liesse sich das Risiko erheblich mindern.

Im Jahr 2003 waren in Europa schätzungweise 70'000 Menschen an den Folgen von Hitzewellen gestorben. Ein Vergleich der Zahlen ist jedoch schwierig, da sie nicht mit denselben Methoden erhoben wurden.

2,3 Grad mehr in der Schweiz

Die Hitzewellen im vergangenen Sommer hatten zahlreiche bisherige Höchstwerte überschritten und zu Waldbränden und Dürren geführt. Frankreich verzeichnete der Studie zufolge im vergangenen Sommer mit 2,43 Grad den höchsten Anstieg der Durchschnittstemperatur im Vergleich zu den Jahren 1991 bis 2020, gefolgt von der Schweiz mit 2,3 Grad und Italien mit 2,28 Grad.

Bei den Hitzetoten steht Italien mit etwa 18'010 Toten an der Spitze, gefolgt von Spanien mit 11'324 Toten. Die Institute hatten für die Studie Daten aus mehr als 800 Regionen in 35 Ländern ausgewertet. Diese umfassten insgesamt mehr als 540 Millionen Menschen. Europa ist der Kontinent mit dem stärksten Temperaturanstieg infolge des globalen Klimawandels.

Eckart von Hirschhausen, deutscher Moderator und Gründer der Stiftung Gesunde Erde Gesunde Menschen (GEGM), sagte: «Sommer – da hat man sich früher mal drauf gefreut. Heute wird mit jeder neuen Hitzewelle klarer, was wir für einen hohen gesundheitlichen Preis zahlen.»

Die aktuelle Studie verdeutliche, wie dringend Hitzeschutzpläne nötig seien, sagte Hirschhausen. «Diese Daten sind ein Weckruf für die Politik, Klimaschutz als Gesundheitsschutz ernst zu nehmen, schnellstens Emissionen zu senken und dringende Anpassungen für resilientere Gesundheitseinrichtungen zu finanzieren.»