Inszenierte Videos Manche Tier-Retter sind in Tat und Wahrheit gemeine Tierquäler

phi

13.10.2021

Auf der Jagd nach Klicks und Werbegeldern bringen gewissenlose Social-Media-User Tiere in lebensgefährliche Situationen, um sie dann öffentlichkeitswirksam zu retten.

phi

Ein Westlicher Kleiner Panda tollt im Zoo von Cincinnati durch den Schnee? 6,4 Millionen Views auf YouTube.  Ein Büsi fährt im Hai-Kostüm auf einem Staubsauger-Roboter? 13 Millionen Views. Ein Schaf schreit wie ein Mensch? 36,2 Millionen Views. Und ein Beagle, der Artgenossen im Einkaufswagen durch die Gegend chauffiert? 234 Millionen Views.

Man mag solche Clips albern, lustig oder übergriffig finden. Fakt ist, dass Tiere in den sozialen Netzwerken ein dankbares Publikum haben. Die Popularität hat aber auch eine Kehrseite: Mit Blick auf Klicks und Werbegelder bringen Menschen Tiere in Not, nur um sie dann aus ihrer misslichen Lage befreien zu können.

Tierschützer kritisieren, dass Social-Media-Plattformen nicht genug gegen diesen Trend tun. Auch Schweizer Aktivisten kennen das Problem. «Es kommt darauf an, wie eindeutig die Inszenierung ist», beschreibt Sarah Ross vom Verein Vier Pfoten im SRF ihre Erfahrungen. «Ich habe aber schon viele Fälle erlebt, in denen ein Video innerhalb weniger Stunden nach der Meldung von der Plattform verschwunden war.»

Warum hat der Passant zufällig passendes Werkzeug dabei?

Die Social-Media-Anbieter verweisen auf Nachfrage des «Espresso»-Konsumentenmagazins auf ihre herrschenden Richtlinien. «Wir verbieten jedem, auf Facebook Inhalte zu teilen, bei denen Tiere verletzt, Gewalt an Tieren verherrlicht oder Tierleid zelebriert wird», teilt Facebook mit, während Youtube bekundet, dass «Inhalte, die eine inszenierte Tierrettung zeigen, bei der das Tierwohl gefährdet wird», verboten seien.

Woran erkennt man inszenierte Tier-Rettungen? Man stelle sich ein fragwürdiges Video eines eingeklemmten Kätzchens vor, dessen Kopf aus einem Rohr ragt, das im Beton steckt.

Wie konnte es dort hineingeraten? Warum hilft der Filmende dem Menschen nicht, der das Büsi herausholen will? Warum spricht der Rettende so ruhig und eloquent über sein Tun – und warum hat der vermeintliche Passant zufällig auch noch das passende Werkzeug dabei?

Organisationen wie World Animal Protection oder die Asia for Animals Coalition geben weitere Tipps, die du in der Bildergalerie findest.