Eltern schenkten Teenager die Tatwaffe Mutter von US-Todesschütze wegen fahrlässiger Tötung verurteilt

dpa

7.2.2024 - 05:42

Die für den Fall zuständige Staatsanwältin Karen D. McDonald bei ihrem Schlussplädoyer am 2. Februar 2024.
Die für den Fall zuständige Staatsanwältin Karen D. McDonald bei ihrem Schlussplädoyer am 2. Februar 2024.
Bild: Keystone/AP Photo/Carlos Osorio

Ein Teenager erschiesst an einer Schule in Michigan vier Schüler. Die Tatwaffe: ein Geschenk der Eltern. Nun wird die Mutter zur Verantwortung gezogen. Bei dem Urteil handelt es sich wohl um ein Novum.

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  • Die Mutter des Teenagers, der 2021 vier Schüler an einer Schule im US-Bundesstaat Michigan erschoss, ist wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden.
  • Medienberichten zufolge ist es das erste Mal, dass in den USA ein Elternteil eines Todesschützen aufgrund persönlicher Verantwortung für solch ein Verbrechen verurteilt worden ist.
  • Gegen die Eltern des Jugendlichen waren nach der Tat schwere Vorwürfe erhoben worden, weil sie die Tatwaffe gekauft und ihrem minderjährigen Sohn Zugang dazu gewährt hatten.
  • Sie sollen ausserdem Warnungen aus dem schulischen Umfeld des Jungen ignoriert haben. 
  • Der Vater des Teenagers soll sich im März vor Gericht verantworten.
  • Der Sohn hatte sich in allen 24 Anklagepunkten schuldig bekannt.
  • Im vergangenen Jahr war er zu einer lebenslangen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt worden.

Die Mutter des Teenagers, der 2021 vier Schüler an einer Schule im US-Bundesstaat Michigan erschoss, ist wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge ist es das erste Mal, dass in den USA ein Elternteil eines Todesschützen aufgrund persönlicher Verantwortung für solch ein Verbrechen verurteilt worden ist. Die Frau wurde am Dienstag der fahrlässigen Tötung in vier Fällen für schuldig befunden, wie unter anderem der Sender CNN und die «New York Times» aus dem Gerichtssaal in Pontiac berichteten. Die Tatwaffe war demnach ein Geschenk der Eltern an ihren damals 15 Jahre alten Sohn. Der Mutter drohen nun bis zu 15 Jahre Haft – das Strafmass soll im April verkündet werden.

Gegen die Eltern des Jugendlichen waren nach der Tat schwere Vorwürfe erhoben worden, weil sie die Tatwaffe gekauft und ihrem minderjährigen Sohn Zugang dazu gewährt hatten. Sie sollen ausserdem Warnungen aus dem schulischen Umfeld des Jungen ignoriert haben. Die 45-jährige Mutter plädierte in dem Verfahren auf «nicht schuldig». Ihr Mann soll sich im März vor Gericht verantworten. Der Sohn hatte sich in allen 24 Anklagepunkten schuldig bekannt. Im vergangenen Jahr war er zu einer lebenslangen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt worden. Im Prozess gegen seine Mutter sagte er nicht aus. 

Der Fall hat die Frage nach der Verantwortung von Eltern für die Handlungen ihrer Kinder einmal mehr in den Fokus gerückt. Eine Anklage und Verurteilung der Eltern bei solchen Gewalttaten durch Minderjährige in Schulen ist eher selten. Zwar wurden Elternteile in der Vergangenheit mitunter für fahrlässiges Verhalten zur Verantwortung gezogen, in diesem Fall aber wurde offenbar zum ersten Mal ein Elternteil eines minderjährigen Schützen der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen. Die zwölfköpfige Geschworenenjury hatte den Berichten zufolge mehr als zehn Stunden über ihr Urteil beraten. 

In den Vereinigten Staaten kommt es immer wieder zu tödlichen Schüssen an Schulen und Universitäten. Das Waffenrecht in den USA ist je nach Bundesstaat unterschiedlich, aber Schusswaffen wie Pistolen und Sturmgewehre sind meist verhältnismässig leicht zu bekommen. Strengere Waffengesetze scheitern in der Regel an den Republikanern im Kongress und an der mächtigen Waffenlobby. US-Präsident Joe Biden hat Massnahmen zur Eindämmung von Waffengewalt in Aussicht gestellt, bislang aber ohne konkrete Ergebnisse.