Feuer in Down Under Mutig und selbstlos: Feuerwehrleute als Helden Australiens

AP

10.1.2020

Seit 53 Jahren ist Doug Schutz bei der Feuerwehr — ehrenamtlich, wie all seine Kameraden auch. Viele Häuser half er in dieser Zeit vor den Flammen zu bewahren. Um auch seine eigene Firma zu retten, kam er einst zu spät.

Der Buschbrand im australischen Staat New South Wales war unberechenbar, und deshalb mussten Doug Schutz und sein Team vergangene Woche rasch eine Entscheidung treffen. Sie zogen einen Bulldozer von einem anderen Einsatz ab und nutzten ihn, um eine Brandschutzschneise zu verbreitern. Das trug vermutlich dazu bei, Hunderte Wohnhäuser davor zu bewahren, in Flammen aufzugehen.

Wenn jemand für eine solche Entscheidung qualifiziert war, dann Schutz. Er ging vor etwa 53 Jahren zur Freiwilligen Feuerwehr, im Alter von 13 Jahren. Damals wurden noch Land Rover als Löschfahrzeuge eingesetzt. Heute ist Schutz Kommandant der Feuerwehr von Tomerong, einem Ort mit etwa 1000 Einwohnern im ländlichen New South Wales. An Weihnachten 2001 wurde er selbst Opfer eines Buschbrandes, damals brannte seine Firma ab.

Grösste Freiwillige Feuerwehr der Welt

Schutz zählt zu dem Heer von staatsweit 72'000 Menschen, die die weltweit grösste Freiwillige Feuerwehrtruppe bilden. Sie stehen an vorderster Front bei der Bekämpfung der Buschbrände, die seit September in Teilen Australiens wüten. Mehr als zwei Dutzend Menschen verloren durch die Brände ihr Leben, darunter drei Feuerwehrleute.

Doug Schutz ging vor 53 Jahren zur Freiwilligen Feuerwehr — damals war er 13.
Doug Schutz ging vor 53 Jahren zur Freiwilligen Feuerwehr — damals war er 13.
Bild: Rick Rycroft/AP/dpa

«Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht, und ich habe viele Feuer gesehen. Und dieses jetzt will einfach nicht das tun, was es eigentlich soll», sagt Schutz. «Dieses Feuer hat seine eigene Agenda. Ich glaube fast, es hat einen Verstand. Wenn du glaubst, dass du es in den Griff bekommst, schleicht es sich hintenrum an und beisst dich in den Hintern.»

Die Brände haben bereits 2000 Wohnhäuser zerstört, und eine neue Hitzewelle droht die Flammen erneut anzufachen. Für die Bewohner der ländlichen Gebiete sind Menschen wie Schutz Helden. An vielen Häusern in betroffenen Regionen hängen Transparente, auf denen der Feuerwehr gedankt wird.

Plakate mit Dankes-Botschaften für die Feuerwehrleute stehen an einer Strasse nahe Ulladulla in New South Wales.
Plakate mit Dankes-Botschaften für die Feuerwehrleute stehen an einer Strasse nahe Ulladulla in New South Wales.
Rick Rycroft/AP/dpa

Wie die anderen Freiwilligen hat auch Schutz noch nie einen Cent für seine Arbeit bekommen. In dieser Brandsaison hat er seit dem 29. November jeden einzelnen Tag gegen die Flammen gekämpft und sein eigenes Geschäft dabei vernachlässigt. Ironischerweise erzeugt und verkauft er mit seiner Firma riesige Mengen Brennholz für Wohnhäuser.

Gary Creer, seit 20 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr, sagt, er habe das Glück, bei der Regierung angestellt zu sein. Er erhält sein Gehalt weiter, während er Brände bekämpft. «Aber es gibt hier eine Menge Leute, die selbstständig sind und ihr eigenes Unternehmen führen, und sie geben Abertausende Dollar an Einkommen auf.»

Vergangene Woche entschieden Schutz und zwei andere Wehrführer, ihren Plan zum Abzug des Bulldozers gegen einigen Widerstand durchzusetzen. Creer sagt, dies habe sich als richtig erwiesen, als der Wind drehte. Dadurch habe das Feuer nach Norden gelenkt werden können, «und wir blieben in Sicherheit».

Brandbekämpfung im Blut

Diese Woche setzten Feuerwehrleute im Wald bei Tomerong Unterholz mit einer Mischung aus Diesel und Benzin gezielt in Brand. Damit soll den Flammen die Nahrung genommen werden, falls sie in die Region zurückkehren.

Die Brandbekämpfung liege ihm im Blut, sagt Schutz. Sein Vater gehörte zu den Gründern der Freiwilligen Feuerwehr in Tomerong und habe auf örtlichen Veranstaltungen Geld für neue Ausrüstungsgegenstände gesammelt. «Wir sind damit aufgewachsen. In einer Gemeinde wie dieser sind Ortskenntnisse alles», sagt Schutz. Er kenne jeden Pfad in der Gegend, «das lässt sich nicht in fünf Minuten lernen».

Der Feuer 2001 sei das heftigste gewesen, das er je erlebt habe. Feuerkugeln in der Grösse von Basketbällen seien auf die Einsatzkräfte niedergegangen, während sie versuchten, Wohnhäuser zu retten. Er und seine ebenfalls bei der Feuerwehr tätige Lebensgefährtin Colleen Brittain seien zu sehr damit beschäftigt gewesen, andere Häuser zu schützen, um sich Gedanken über ihr eigenes Haus zu machen.

Ausmass «schwer zu begreifen»

Dann habe ein Feuerwehrkamerad gesagt: «Ihr geht jetzt besser zu eurem eigenen Haus.» Dort habe bereits alles in Flammen gestanden, erinnert sich Schutz. «Das Brennholz hat gebrannt.» Schutz und andere Freiwillige konnten immerhin das Haus und die Werkstatt retten. Aber der Schaden am Geschäft habe ihn um Jahre zurückgeworfen. «Wir hatten dort damals 4000 Tonnen Holz. Am nächsten Tag schauten wir auf einen Haufen Asche.»

Das Ausmass der aktuellen Brände sei schwer zu begreifen, und er frage sich, wie sie gestoppt werden können. Manche Menschen in anderen Ländern «glauben vermutlich, dass wir ein Haufen Idioten sind, weil wir hier leben», sagt Schutz. «Aber so ist es nun mal. Der australische Busch ist zwar ein schöner Ort, aber sehr gefährlich. Natürlich aus dem einen Grund: dem Feuer, das dich jederzeit drankriegen kann.»


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