Starke Luftverschmutzung durch Waldbrandrauch in Nordamerika
STORY: Der Rauch der seit Wochen andauernden Waldbrände in Kanada führt inzwischen auch zu massiver Luftverschmutzung. Grossstädte wie Toronto und Ottawa haben Gesundheitswarnungen für die Bewohner herausgegeben. Der Rauch reize die Atemwege und könne sogar in den Blutkreislauf übergehen, warnten Ärzte. Aktivitäten im Freien sollten möglichst reduziert werden. Auch in den USA haben die Behörden Gesundheitswarnungen ausgesprochen. Im Bundesstaat New York, der an Kanada grenzt, warnten die Behörden ebenfalls vor Aktivitäten im Freien. In fast allen kanadischen Provinzen und Territorien brennt es derzeit. Mehr als drei Millionen Hektar Wald- und Buschland sind nach offiziellen Angaben bereits zerstört. Besonders stark war Quebec im Osten des Landes betroffen. Dort hatte vor allem Blitzschlag die Feuer ausgelöst.
08.06.2023
Der Rauch zahlreicher schwerer Waldbrände in Kanada hat Teile der US-Ostküste eingehüllt und in der Millionenmetropole New York für die schlechteste Luftqualität seit Jahrzehnten gesorgt.
08.06.2023, 02:56
08.06.2023, 09:14
SDA
Die Schwaden Hunderter Feuer im Osten Kanadas zogen in südliche Richtung und führten unter anderem in New York zu einem dichten, nebligen Schleier und einer zeitweise orangenen Färbung des Himmels. «Mars oder Manhattan?», schrieb eine Twitter-Nutzerin und veröffentlichte ein Foto der Skyline samt Empire State Bulding. Ein verbrannter Geruch lag in der Luft, war fühlbar in Hals sowie Augen und sorgte für Kopfschmerzen.
Die Gouverneurin des Bundesstaats New York, Kathy Hochul, sprach von einer «Notfallkrise» und kündigte an, eine Million Mund-Nasen-Masken verteilen zu wollen. Der Extremzustand könne noch mehrere Tage anhalten. «Die Menschen müssen sich auf einen langen Zeitraum vorbereiten.» Manhattans Stadtteilbürgermeister Mark Levine schrieb: «Die Luftqualität verschlechtert sich rapide.» Der gemessene Wert sei «mittlerweile mehr als doppelt so hoch wie der höchste Grad an Gesundheitsgefährdung auf der Skala der US-Regierung.»
UN-Generalsekretär António Guterres veröffentlichte ein Foto von sich auf Twitter, das ihn im UN-Hauptquartier vor einer deutlich von Rauch eingehüllten New Yorker Skyline zeigte. «In unserem UN-Hauptquartier können wir die sich verschlechternde Luftqualität fühlen, während der Rauch von den Waldbränden in Kanada nach Süden zieht», schrieb Guterres dazu. «Angesichts des Anstiegs der globalen Temperaturen muss das Risiko von Waldbränden dringend gesenkt werden. Wir müssen Frieden mit der Natur schliessen. Wir können nicht aufgeben.»
At our @UN Headquarters in New York, we can feel the deteriorating air quality as smoke from the wildfires in Canada moves south.
With global temperatures on the rise, the need to urgently reduce wildfire risk is critical.
— António Guterres (@antonioguterres) June 7, 2023
Körperliche Aktivitäten vermeiden
Die Menschen in New York wurden aufgefordert, sich so weit wie möglich drinnen aufzuhalten, anstrengende körperliche Aktivitäten so weit wie möglich zu vermeiden und die Fenster zu schliessen. An Schulen und Kindergärten wurden sämtliche Outdoor-Aktivitäten abgesagt, viele andere Veranstaltungen unter freiem Himmel sowie einzelne Theatervorführungen wurden ebenfalls abgesagt.
«Mars oder Manhattan?» – Rauch von Waldbränden über New York - Gallery
Die Skyline von Manhattan ist in den Rauch der kanadischen Waldbrände gehüllt.
Bild: dpa
Ein Mann mit FFP2-Maske überquert eine Kreuzung in Manhattan.
Bild: dpa
Die Freiheitsstatue ist in orangefarbenen Dunst gehüllt.
Bild: dpa
Die Freiheitsstatue und die Staten-Island-Fähre sind am Dienstag in Rauch gehüllt.
Bild: Keystone/EPA/Justin Lane
Blick auf das in Rauch gehüllte Brooklyn.
Bild: Keystone/AP Photo/Alyssa Goodman
Rauchschwaden bedecken auch die Denkmäler auf der National Mall in Washington.
Bild: Julio Cortez/AP
«Mars oder Manhattan?» – Rauch von Waldbränden über New York - Gallery
Die Skyline von Manhattan ist in den Rauch der kanadischen Waldbrände gehüllt.
Bild: dpa
Ein Mann mit FFP2-Maske überquert eine Kreuzung in Manhattan.
Bild: dpa
Die Freiheitsstatue ist in orangefarbenen Dunst gehüllt.
Bild: dpa
Die Freiheitsstatue und die Staten-Island-Fähre sind am Dienstag in Rauch gehüllt.
Bild: Keystone/EPA/Justin Lane
Blick auf das in Rauch gehüllte Brooklyn.
Bild: Keystone/AP Photo/Alyssa Goodman
Rauchschwaden bedecken auch die Denkmäler auf der National Mall in Washington.
Bild: Julio Cortez/AP
Das von Bademeistern beaufsichtigte Schwimmen an den Stränden der Stadt wurde abgebrochen, Tierparks und Bibliotheken schlossen früher. Die für Mittwoch angesetzten Spiele der Baseball-Teams New York Yankees und Philadelphia Phillies sowie das Spiel der Basketball-Frauen von New York Liberty wurden verschoben.
Auf den Strassen waren deutlich weniger Menschen als sonst unterwegs, viele trugen die aus der Pandemie bekannten Masken. In den Häuserschluchten nahm nicht nur die Sichtweite deutlich ab, der Rauch wurde für Millionen auch körperlich spürbar. «Es riecht wie bei 9/11», kommentierte eine New Yorkerin in Erinnerung an die Terroranschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001.
Auch in der US-Hauptstadt Washington rund 370 Kilometer weiter südlich war die Luft am Mittwoch trüb und es roch verbrannt. Wie auch in New York wurde eine Warnung wegen schlechter Luftqualität ausgesprochen. In New York galt der offiziellen Seite Airnow.gov zufolge zwischenzeitlich die höchste Stufe der Luftverschmutzung: «Gefährlich».
Die Flugverkehrsbehörde FAA teilte mit, der Verkehr zu und von Flughäfen im Raum New York City sowie in Philadelphia sei aufgrund der schlechten Sicht eingeschränkt worden. Es kam zu grossen Verspätungen. In Kanadas Metropolen Ottawa und Toronto sowie in den US-Staaten Minnesota und Massachusetts warnten Behörden die Einwohner ebenfalls vor schlechter Luft. Bereits seit Wochen wüten in Kanadas Westen und mittlerweile auch im Nordosten des Landes zahlreiche Feuer. In der südöstlichen Provinz Nova Scotia hatte sich die Lage zuletzt wieder etwas entspannt.
Das Weisse Haus teilte mit, dass auch Präsident Joe Biden über die Situation unterrichtet worden sei. «Es ist ein weiteres alarmierendes Beispiel dafür, wie die Klimakrise unser Leben und unsere Gemeinschaften beeinträchtigt», sagte Sprecherin Karine Jean-Pierre.