Am Mount EverestMann ohne Beine schreibt Bergsteigergeschichte
twei
22.5.2023
Vor 13 Jahren verlor Hari Budha Magar bei einer Explosion in Afghanistan beide Beine. Trotzdem liess er sich nicht entmutigen – und hat nun Unglaubliches geschafft: die Besteigung des Mount Everests.
twei
22.05.2023, 23:55
twei
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Hari Budha Magar hat am Mount Everest für Bergsteigergeschichte gesorgt.
Obwohl er beide Beine bei einer Explosion in Afghanistan verloren hat, schaffte es der Nepalese auf den Gipfel des Berges.
Die Devise des 43-Jährigen nach dem erfolgreichen Aufstieg lautete: «Wir können alles schaffen.»
Vor 13 Jahren stand das Leben von Hari Budha Magar am absoluten Nullpunkt. 2010 trat der Gurkha-Soldat im Dienste der British Army in Afghanistan auf einen Sprengsatz. Die Detonation kostete ihm beide Beine. Er habe gedacht, sein Leben sei «völlig am Ende», berichtete Budha Magar dem «Guardian». Seinen Kummer ertrank der Nepalese in Alkohol, er erkrankte an Depressionen.
«Es war eine ziemlich harte Zeit, und irgendwann habe ich einfach zu viel getrunken, um meine Schmerzen und Emotionen und all diese Dinge zu kontrollieren, und ich habe ein paar Mal versucht, mich umzubringen», schilderte der Veteran ungeschönt seine harte Zeit. Er habe Angst vor der Reaktionen der Mitmenschen in seinem Umfeld gehabt. In manchen abgelegenen Dörfern seiner Heimat gelten körperlich eingeschränkte Personen als Last, ihre Behinderung als Stigma.
Ungeachtet der widrigen Umstände kämpfte sich Hari Budha Magar zurück ins Leben. Nun hat der 43-Jährige Unglaubliches vollbracht und Bergsteigergeschichte geschrieben. Trotz seines Handicaps bestieg er mit dem Mount Everest den höchsten Berg der Welt – als erster doppelt oberschenkelamputierte Bergsteiger überhaupt. Am vergangenen Freitag um 15 Uhr stand Budha Magar auf dem Dach der Welt, nachdem er am 17. April zu der einzigartigen Expedition angetreten war.
Schlechtes Wetter erschwert Aufstieg
Der Aufstieg mit den zwei Hightech-Prothesen war nicht nur hart, sondern auch gepflastert von Schwierigkeiten. Wegen des schlechten Wetters mussten Budha Magar und seine Mitstreiter 18 Tage im Everest-Basislager verharren. Zudem musste die Crew mit ansehen, wie zwei Leichen von verunglückten Bergsteigern abtransportiert wurden.
«Alle meine Jacken waren völlig durchgefroren. Es war alles gefroren. Sogar unser warmes Wasser, das wir in die Thermoskanne gefüllt hatten, war gefroren, und wir konnten es nicht trinken», beschrieb Hari Budha Magar die Widrigkeiten gegenüber der Nachrichtenagentur PA.
Auch der Sauerstoffvorrat ging der Truppe schneller zu Neige als geplant: «Wir hatten 30, 40 Minuten Sauerstoff, und wir hatten noch zwei, drei Stunden Zeit, um runterzukommen.» Weil obendrein Sonnenbrille und Sauerstoffmaske zugefroren waren, konnte Budha Magar nur wenige Minuten auf dem Gipfel verbringen.
Bergsteiger freut sich auf Zeit mit der Familie
Trotzdem zeigte sich der Gipfeljäger nach erfolgreicher Mission überglücklich. Er wolle nun Zeit mit seiner Familie verbringen, liess der einstige Soldat verlauten. Ausserdem wolle er nach Afghanistan zurückkehren, dem Ort, an dem er seine Beine verloren hat, um «Danke» zu sagen.
Nach all den Schicksalsschlägen und den tiefen Tälern, die Budha Magar während seines Lebens schon durchschreiten musste, ist ihm trotzdem noch Optimismus geblieben. «Ohne den Verlust wäre ich nicht auf den Mount Everest geklettert und selbst wenn, hätte es nicht viel bedeutet», sagte er. «Wir können alles schaffen.»
Ausserdem sandte der 43-Jährige eine Botschaft an die Welt hinaus: «Wenn ich an die Spitze der Welt klettern kann, kann jeder, unabhängig von seiner Behinderung, seinen Traum verwirklichen.»