Schattenseiten des Botox-BoomsMäuse ersticken grausam für unsere glatte Haut
mmi
12.8.2023
Botox boomt. Doch das Geschäft mit dem Nervengift hat seine Schattenseiten: Dessen Wirksamkeit wird an Mäusen getestet, dadurch verenden Hunderttausende Nager weltweit.
mmi
12.08.2023, 18:00
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Das Geschäft mit dem Nervengift Botox boomt – auch in der Schweiz.
Doch der Trend hat auch seine Schattenseiten.
Die hergestellten Stoffe müssen getestet werden.
Nachwievor ist ein umstrittenes Testverfahren erlaubt, das sogenannte LD50-Verfahren.
Dabei wird das Botox meist Mäusen gespritzt. Nach mindestens vier Tagen müssen die Hälfte der Nager verendet sein, ansonsten ist die Bakterienkonzentration des Botox nicht hoch genug.
Das ist störend, da es zugelassene zellbasierte Testmethoden geben würde, die keine Tierversuche benötigen würden.
Beim Lachen bleibt die Haut glatt oder vollere Lippen – diese Effekte hat das Nervengift Botulinumtoxin, umgangssprachlich als Botox bekannt. Egal, ob einem Schönheitsideal zu entsprechen oder aus einem anderen Grund – Unterspritzungen mit Botox boomen in der Schweiz.
Zwar gibt es keine offiziellen Zahlen dazu. Die Nachfrage sei in der Schweiz aber stark gestiegen, wie Christian Köhler, Geschäftsführer von Prevention Center zu «SRF» sagt.
Doch der Trend zu glatter Haut und vollen Lippen hat eine Schattenseite: Weil Botox von Bakterien produziert wird, muss jede hergestellte Charge auf dessen Konzentration getestet werden. Und das geschieht meist an Mäusen.
50% der getesteten Mäuse müssen innert vier Tagen tot sein
Eine englische Tierschutzorganisation hat nun verdeckte Aufnahmen veröffentlicht, die zeigen, wie den Mäusen für den sogenannten LD50-Test Botox gespritzt wird. Die Dosis stimmt erst, wenn innert vier Tagen die Hälfte der getesteten Mäuse tot ist.
Gemäss Köhler, setze sich die Branche damit auseinander. Der Geschäftsführer der Schönheitsklinik hat gemäss eigenen Angaben selbst eine Ausbildung zum Tierversuchsleiter. «Man weiss natürlich auch, worum es geht», sagt Köhler zu «SRF». In den vergangenen 15 Jahren sei diesbezüglich viel passiert.
Mäuse ersticken grausam
Wie die Recherchen von «SRF» zeigen, haben drei grosse Herstellerfirmen, die auch in der Schweiz aktiv sind, zellbasierte Tests entwickelt, die sowohlin der EU zugelassen sind. Der LD50-Test ist aber nachwievor legal und wird angewandt. Dies, obwohl der laut dem Schweizer Tierschutz gravierend sei. Der Verband teilt den LD50-Test in die Stufe drei ein – den schwersten Schweregrad bei Tierversuchen. Gemäss der Leiterin des Schweizer Tierschutzes bedeute dies, dass die Tiere beim Test grausam ersticken würden.
In der EU sollen gemäss Angaben von Tierschützern an mehreren hunderttausend Mäusen jährlich Botox getestet werden. Konkrete Zahlen – auch von den Herstellern – fehlen aber. Anfragen von «SRF» ob und wie viele Tierversuche die Hersteller aktuell durchführen bleiben unbeantwortet.
Der Tierschutz begrüsst zwar, dass die Zellmethoden entwickelt worden sind. Doch solange der Tierversuch erlaubt bleibe, frage man sich vom Tierschutz schon, wo der Sinn bleibe.
Der Tierschutz sind neben den Hersteller und Anbietern auch die Kundinnen und Kunden in der Pflicht beim Einkauf und der Behandlung darauf achte, dass Botox verwendet wird, das nach dem Initialtest keine weiteren mehr benötigt.
Ich hab's getan. Aber hat's auch was gebracht?
Er hat den Selbstversuch gewagt, weil ihn seine Falten im Gesicht nervten: blue News-Redaktor Bruno Bötschi hat sich Botox spritzen lassen. Heute ist der grosse Tag: die Nachkontrolle.