Tödliche Attacke auf Joggerin Hundebesitzerin drohen bis zu drei Jahre Haft

tgab

4.10.2023

Kampfhund Elmo biss eine Joggerin tot. Dieses Bild teilte die Halterin in den sozialen Medien. 
Kampfhund Elmo biss eine Joggerin tot. Dieses Bild teilte die Halterin in den sozialen Medien. 
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Am Montag ist in Österreich eine Frau beim Joggen von einem Hund zu Tode gebissen worden. Die Staatsanwaltschaft hat nun ein Verfahren gegen die Hundehalterin eingeleitet. Ihr drohen bis zu drei Jahre Haft.

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  • Am Montag hat American Staffordshire Terrier Elmo in Oberösterreich eine Joggerin getötet.
  • Die Staatsanwaltschaft hat nun ein Verfahren gegen die Halterin wegen grob fahrlässiger Tötung eingeleitet.
  • Der 37-jährigen Hundebesitzerin drohen bis zu drei Jahre Haft.
  • Der Hund wurde im Schutzhunde-Training gezielt auf aggressives Verhalten abgerichtet.
  • Nun soll das oberösterreichische Hundehaltegesetz überarbeitet werden.

Der Artikel wurde zuletzt am 5. Oktober 2023 aktualisiert.

Nach der tödlichen Hundeattacke vom Montag auf eine Joggerin (†60) in Oberösterreich sind weitere Details an die Öffentlichkeit gelangt.

Der Hundehalterin, die das Tier noch zu bändigen versuchte, dabei ebenfalls schwer verletzt wurde, drohen jetzt Haft. Der Vorwurf: Die Züchterin habe das Tier gezielt abgerichtet. Gegen die 37-Jährige ist nun ein Verfahren eingeleitet worden.

Das berichtet das Nachrichtenportal «OE24». Darin wird eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Linz zitiert: «Das Verfahren wird jetzt nicht wegen fahrlässiger, sondern wegen grob fahrlässiger Tötung geführt.» Das bedeutet, dass eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren drohen kann. 

Umstrittene Schutzhunde-Ausbildung

In Österreich ist seit dem tödlichen Angriff die Diskussion um die Haltung von Kampfhunden neu entflammt. Der Umstand, dass Killerhund Elmo offenbar durch ein sogenanntes Schutzhunde-Training gezielt auf aggressives Verhalten abgerichtet wurde, giesst Öl ins Feuer.

Auf Screenshots von der mittlerweile gelöschten Facebook-Seite der Besitzerin ist Elmo beim Schutzhunde-Training zu sehen. Die Bilder veröffentlichte die österreichische Zeitung «Heute».

Die Ausbildung zum «Schutzhund» ist umstritten. Beim Schutzsport, der Sportvariante der Ausbildung, geht es vor allem darum, die Hunde als gehorsame Begleiter für Extremsituationen zu trainieren. Sie lernen nicht Menschen zu beissen, sondern sollen den Schutzärmel «erbeuten». Die Tiere werden überwiegend über Motivation und Spiel ohne wesentlichen Druck ausgebildet, dennoch wird ihr Beuteverhalten angesprochen.

In der Ausbildung zum Diensthund, etwa als Polizeihund, geht es dagegen nicht um das Spiel mit dem Ärmel als Beute wie im Schutzsport, sondern tatsächlich darum, einen Täter im Ernstfall stellen zu können, im Notfall also auch anzugreifen. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland und der Schweiz ist diese Art der Ausbildung entweder generell den Behörden vorbehalten oder bedarf, beispielsweise im Wach- und Sicherheitsgewerbe, einer Genehmigung.

Hunde-Experte: Eine falsche Bewegung reicht als Auslöser

In dem Heute-Artikel ordnet Hunde-Experte Michael Lehner ein: Wenn man Schutzsport richtig betreibe, sei er nicht bedrohlich. Erzeuge man hingegen Druck, komme «ein Ergebnis heraus, dass sich niemand wünscht». In gewissen Situation reiche dann eine falsche Bewegung, die den Hund an das Training erinnere und ihn scharf mache.

Deshalb plädiert Lehner für die flächendeckende Einführung des vielfach geforderten Hundeführerscheins in Österreich. In drei österreichischen Bundesländern ist für die Haltung von potenziell gefährlich eingestuften Rassen wie American Staffordshire Terrier eine Genehmigung oder eine Hundeführerscheinprüfung nötig. Oberösterreich gehört nicht dazu: Dort müssen alle Hundebesitzer einen Kurs absolvieren.

Der für Tierschutz zuständige Landesminister Michael Lindner kündigte inzwischen an, dass das oberösterreichische Hundehaltegesetz evaluiert werde. «Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sondern müssen mit Fachleuten Gesetz und Vollzug kritisch durchleuchten», sagte Lindner.

Die Regeln zur Haltung von Kampfhunden in der Schweiz

  • In vielen Schweizer Kantonen ist die Haltung des American Staffordshire Terriers bewilligungspflichtig. Andere Kantone wie etwa Zürich verbieten Haltung und Zucht von Hunden der Rassetypenliste II ganz, zu denen auch American Pitbull Terrier, Bullterier, Staffordshire Bullterrier, American Bull Terrier, Pitbull Terrier, Bandog und Basicdog gehören.

Die Einstufung von Hunderassen ist umstritten. Die Veterinärmedizinische Universität Wien kam 2019 in einer Überblicksstudie zum Schluss, dass die rassespezifische Gefährlichkeit von Hunden weder wissenschaftlich erwiesen noch durch zuverlässige Bissstatistiken belegt werden kann.

Elmo war wohl angeleint aber ohne Maulkorb unterwegs

Zu dem tödlichen Vorfall war es auf einem Feldweg in Naarn gekommen, einer kleinen ländlichen Gemeinde in der Nähe von Linz. Dort ging die Hundehalterin mit ihrem American Staffordshire Terrier Elmo spazieren. Als die Joggerin vorbeilief, wurde sie von dem Tier attackiert. Das Opfer erlitt zahlreiche Bisswunden. Der Notarzt konnte nur noch den Tod der Frau feststellen.

Die Besitzerin hatte vergeblich versucht, ihren Hund wegzuzerren. Dabei wurde sie selbst verletzt. Erste Ermittlungen ergaben, dass der Hund wohl angeleint war, aber keinen Maulkorb trug. In Oberösterreich gilt Maulkorbpflicht nur für einzelne Hunde, die von den Behörden als auffällig eingestuft wurden, weil sie Menschen oder Tiere bedroht haben.

Die verletzt ins Krankenhaus eingelieferte 37-jährige Halterin habe noch nicht befragt werden können, teilte ein Sprecher der Polizei am Mittwoch mit. Die Behörden ermitteln wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Elmo wurde bereits eingeschläfert.

Anwohner zutiefst schockiert

Der Ministerpräsident des Bundeslands Thomas Stelzer (ÖVP) wies darauf hin, dass Vorschläge für ein strengeres Hundehaltegesetz stets emotionale Debatten ausgelöst hätten, die von uneinheitlichen Expertenmeinungen begleitet gewesen seien. Für ihn sei klar: «Die Menschen brauchen mehr Schutz vor Hundeattacken, das muss über allem stehen.»

Unterdessen hat die 4000-Einwohner-Gemeinde Naarn in Oberösterreich die vier übrigen Hunde und die sieben Welpen der 37-Jährigen Elmo-Besitzerin zu fachkundigem Personal in andere Bundesländer bringen lassen. Anwohner hatten sich zutiefst schockiert über den Tod der Joggerin geäussert.

Die Massnahme solle die Einwohner von den Sorgen befreien, die sich nach der Attacke vom Montag breitgemacht hätten, sagt Martin  Gaisberger, Bürgermeister von Naarn. «Wir brauchen nun Ruhe, Ruhe, Ruhe.» 

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa