Streit zu 500. TodestagWem gehört Leonardo da Vinci?
DPA/tjb
24.1.2019
Dieses Jahr jährt sich der Tod von Leonardo da Vinci zum 500. Mal. Da wollen alle etwas vom Hype um das Universalgenie abhaben. Italien und Frankreich streiten um das grösste Stück vom Kuchen.
Leonardo da Vinci kannte keine Grenzen. Weder in der Kunst noch im wahren Leben. Er interessierte sich für Pferdefüsse genauso wie für Krebse, Kriegsgeräte, Tauchanzüge oder mechanische Flügel. Er malte, baute und tüftelte ohne Unterlass. Universalgenie nennt man ihn daher.
Doch so universal darf der Renaissance-Künstler, Erfinder, Musiker und Philosoph derzeit überhaupt nicht sein. Denn zum Jubiläum seines 500. Todestages am 2. Mai will sich Italien «sein Genie» nicht wegnehmen lassen – schon gar nicht von Frankreich.
Erst Flüchtlinge und nun da Vinci
Zwischen den beiden Ländern hängt überhaupt seit Längerem der Haussegen schief. Frankreichs Präsident Emmanuel Maron und die italienische Regierung liegen sich wegen Themen wie Migration, Europa und Haushaltspolitik in den Haaren. Erst vor wenigen Tagen goss der Vizepremier und Chef der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, noch Öl ins Feuer. Er warf Frankreich vor, noch immer Kolonien in Afrika zu haben und von der dortigen Armut zu profitieren.
Der Streit um Leonardo passt da nur ins Bild. Er ist in Italien geboren und in Frankreich gestorben. In der Kapelle des Loire-Schlosses von Amboise liegt er begraben. Aus dem prächtigen Anwesen, wo der Künstler seine letzten drei Lebensjahre verbrachte, ist heute ein Museum geworden, in dem man sein Atelier besichtigen kann sowie Modelle seiner Entwürfe und Erfindungen.
In Frankreich «nur gestorben»
Zu den Highlights der über 500 Veranstaltungen in Frankreich gehört eine grosse Leonardo-Schau im Oktober im Pariser Louvre. Das Museum will fast alle Gemälde des Meisters versammeln. Laut Experten soll es von dem toskanischen Künstler zwischen 14 und 17 Bilder geben.
Dazu waren mit Rom bedeutende Leihgaben aus italienischen Museen vereinbart worden, die die Kulturstaatssekretärin der italienischen Rechtspartei Lega, Lucia Borgonzoni, nun neu verhandeln will. Leonardo sei Italiener, in Frankreich sei er «nur gestorben», erklärte sie italienischen Medien.
«Ich möchte gern verstehen, warum ein Minister der italienischen Republik entschieden hat, Frankreich den Namen Leonardo zu schenken», so Borgonzoni. Wichtige Werke wie zum Beispiel der «Vitruvianische Mensch», der in der Galleria dell'Accademia in Venedig gehütet wird, sollen zuhause bleiben.
Louvre nimmt Rücksicht
Der Louvre besitzt nach eigenen Angaben neben 22 Zeichnungen fast ein Drittel der Gemälde des Meisters, darunter die Mona Lisa. Das weltbekannte Bild verkaufte Leonardo dem französischen König Franz I., für den er drei Jahre arbeitete.
Die Ausleih-Bedingungen hatte Paris noch mit der sozialdemokratischen Vorgängerregierung Italiens ausgehandelt. Im Gegenzug sollte Frankreich dem Scuderie del Quirinale-Museum in Rom zum 500. Todestag von Raffael im Jahr 2020 mit Leihgaben aushelfen.
Nach Informationen der französischen Tageszeitung «Le Monde» hat der Louvre die Ausstellung bewusst auf den Herbst gelegt, um den Italienern für den Todestag am 2. Mai den Vortritt zu lassen. Der Direktor des Museums, Jean-Luc Martinez, hüllt sich seit Beginn des Streits in Schweigen.
Aussprache soll die Wogen glätten
Italien begeht das Jubiläumsjahr mit Werkschauen in Turin, Mailand, Florenz und in Leonardos kleinem Geburtsort Vinci in der Toskana. Den Startschuss gaben die Uffizien in Florenz mit einer grossen Ausstellung über den Codex Leicester. Bei der Handschrift soll es sich um das teuerste Manuskript aller Zeiten handeln. Bill Gates hatte die Sammlung von Blätter mit Zeichnungen und wissenschaftlichen Schriften von Leonardo 1994 bei einer Auktion für 30,8 Millionen Dollar erworben.
Der italienische Kulturminister Alberto Bonisoli versuchte zuletzt, die Wogen zu glätten und erklärte, das frühere Abkommen sei nie in die konkrete Phase der Umsetzung übergegangen. Man arbeite nun daran, mit Frankreich doch noch eine Lösung zu finden. Am 28. Februar soll daher in Mailand ein Treffen mit der französischen Kulturministerin stattfinden.
«Bei Grossausstellungen zu einem Jubiläum gehen immer die Schlachten los», sagte die deutsche Direktorin der Galleria dell'Accademia in Florenz, Cecilie Hollberg. Das sollte man aber nicht überbewerten. Frankreichs Medien sehen das anders. Ein solches Event entscheide sich nicht nur zwischen den Direktoren der Museen, sondern auch zwischen den Staaten. Aber eben: Derzeit sind die politischen Beziehungen zwischen Italien und Frankreich so schlecht wie seit Jahren nicht mehr.
Ein Gemälde von Pablo Picasso, auf dem er seine Geliebte Marie-Thérèse Walter porträtiert hatte, ist in London im Februar 2018 für knapp 50 Millionen Pfund (rund 69,4 Mio. Dollar) versteigert worden. Damit ist «Femme au béret et à la robe quadrillée» fast schon ein Schnäppchen, wenn man sich nachfolgend die teuersten Bilder der Welt anschaut.
Bild: Frank Augstein/AP/dpa
«Salvator mundi» ist der Titel eines Gemäldes, das Leonardo da Vinci zugeschrieben wird. Das Ölgemälde zeigt Christus als Heiland der Welt und wird auf die Zeit um 1500 datiert. Mit einem im November 2017 erzielten Verkaufswert von rund 450 Millionen Dollar handelt es sich um das derzeit teuerste Gemälde, das jemals versteigert wurde.
Bild: Keystone
«Les Femmes d'Alger» (deutsch: Die Frauen von Algier) ist eine Serie von 15 Gemälden und zahlreichen Zeichnungen des spanischen Künstlers Pablo Picasso aus dem Zeitraum Ende 1954/Anfang 1955. Die letzte Version Les femmes d’Alger (Version O) ist im Mai 2015 in New York für rund 179 Millionen Dollar (inklusive Kommission) erneut bei Christie's versteigert worden.
Bild: Keystone
Es galt als skandalös, was der Italiener Amedeo Modigliani von 1917 bis 1918 malte: eine nackte Frau, liegend, Brüste und Scham entblösst. «Nu couché» wechselte am 9. November 2015 in New York für 170'405'000 Dollar den Besitzer und ist nun das drittteuerste Bild der Welt.
Bild: Keystone
Für den Preis von 142,4 Millionen Dollar wurde das Triptychon «Three Studies of Lucian Freud» von Francis Bacon am 12. November 2013 versteigert. Nach Angaben des Auktionshauses sicherte sich damals ein anonymer Käufer das zwei Meter hohe und mehr als vier Meter breite Werk.
Bild: Keystone
Andy Warhols Werk «Silver Car Crash (Double Disaster)» erbrachte bei einer Versteigerung am 13. November 2013 mehr als 105 Millionen Dollar. Der Käufer bot anonym. Es ist damit das teuerste Werk von Warhol. Nach Angaben des Auktionshauses Sotheby's lag der bisherige Rekord für das Warhol-Bild «Green Car Crash – Green Burning Car I» bei 71,7 Millionen Dollar im Jahr 2007.
Bild: Keystone
Doch nicht nur Gemälde erzielen Rekordpreise. «L’Homme qui marche I» (deutsch: Der schreitende Mann I) ist eine lebensgrosse Plastik des Schweizer Künstlers Alberto Giacometti, die in sechs Bronzegüssen und vier Künstlerexemplaren vorliegt. Sie entstand 1960 und wurde im Februar 2010 für 104,3 Millionen Dollar bei Sotheby's in London versteigert.
Bild: Keystone
No. 5, 1948 ist ein Gemälde des US-Künstlers Jackson Pollock. Mit einem berichteten Kaufpreis von 140 Millionen US-Dollar galt es lange Zeit als das teuerste Bild aller Zeiten. 2006 wurde das Bild von seinem damaligen Eigentümer David Geffen in einer privaten Transaktion für an einen Mexikaner verkauft.
Bild: Keystone
Doch auch bei Giacometti geht noch mehr: Die bislang teuerste Skulptur ist sein Werk «L'Homme au doigt», das für rund 141 Millionen Dollar im Mai 2015 den Besitzer wechselte, über 35 Millionen Dollar mehr als «L'Homme qui marche I».
Bild: Keystone
Der Diamanten-Schädel des britischen Künstlers Damien Hirst ging 2007 für sage und schreibe 75 Millionen Euro (gegen 100 Mio. Dollar) an eine Investment-Gruppe.
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