Coronavirus Hat der Appetit auf exotische Tiere den Chinesen alles eingebrockt?

Von Dan Martin, AFP

23.1.2020

Seit dem Ausbruch des Coronavirus ist der Hunan-Markt in Wuhan geschlossen. 
Seit dem Ausbruch des Coronavirus ist der Hunan-Markt in Wuhan geschlossen. 
Bild: Keystone

Das neuartige Coronavirus soll sich vom beliebten Huanan-Markt in der Stadt Wuhan aus ausgebreitet haben. Dort bieten Händler exotische Delikatessen wie Ratten und Schlangen feil – vieles davon illegal . 

Die Chinesen rühmen sich, «alles zu essen, was vier Beine hat ausser Tischen; alles was schwimmt ausser Schiffen; und alles was fliegt ausser Flugzeugen». Auf dem beliebten Huanan-Markt in der zentralchinesischen Millionenmetropole Wuhan lassen sich daher auch die exotischsten Kundenwünsche erfüllen. 

Von eben diesem Markt hat sich das neuartige Coronavirus nun offenbar ausgebreitet. Die ersten Infizierten im Dezember waren Händler; seither ist der Markt geschlossen.

Ratten, Füchse, Wolfswelpen im Angebot

«Huanan-Markt für Meeresfrüchte» lautet der offizielle Name des Marktes. Doch in Wirklichkeit wurde dort weit mehr verkauft: Ratten, Füchse, Krokodile, Wolfswelpen, Riesensalamander, Schlangen, Pfaue und Kamelfleisch bietet beispielsweise ein Händler in seiner Werbebroschüre an.



Auch Zibetkatzen stehen auf der Angebotsliste – jene Wildtiere, von der einst die gefährliche Atemwegserkrankung Sars ausging. In den Jahren 2002/03 starben daran 774 Menschen, die meisten in Festland-China und Hongkong. «Frisch geschlachtet und tiefgekühlt» liefere er die Zibetkatzen auch nach Hause, verspricht der Händler in dem Prospekt – obwohl der Verzehr der Zibetkatze verboten ist.

Sprang das Virus von Schlagen auf den Mensch über?

Auf dem Markt in Wuhan seien illegal Wildtiere verkauft worden, räumte der Direktor des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle, Gao Fu, inzwischen ein. Ob diese tatsächlich den neuen Virus einschleppten, konnte er nicht sagen.



Wissenschaftler vermuten auf Grundlage von Analysen der Gensequenz des neuen Virus 2019-nCoV, dass der Erreger von Schlangen und Fledermäusen auf den Menschen übertragen worden sein könnte – weitere «Zwischenstationen» nicht ausgeschlossen.

In China werden einige Wildtiere nicht wegen ihres Geschmacks, sondern der angeblichen therapeutischen Wirkung wegen gegessen. Das könne gefährlich für die Gesundheit sein, warnt Christian Walzer von der US-Naturschutz-Stiftung Wildlife Conservation Society.

70 Prozent der neuen Infektionskrankheiten stammten von Wildtieren, sagt Walzer. Die Ansteckung erfolge häufig auf Märkten. Die breite Angebotspalette birgt also ernsthafte Risiken.

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