Leerer Stausee im Tessin Drohnen-Piloten werden zur Gefahr für die Luftfahrt

uri/pab

11.1.2022

Der Vogorno-Stausee im Verzascatal wird wegen Sanierungsarbeiten komplett geleert und gibt nun spannende Einblicke frei. Neugierige bringen sich dabei in Gefahr – und werden zum Sicherheitsrisiko für andere. 

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Der Staudamm am Lago di Vogorno wurde durch einen atemberaubenden Bungee-Sprung von James Bond – damals gespielt von Pierce Brosnan – im Film «GoldenEye» von 1995 bekannt. Derzeit zieht die Region aus einem anderen Grund viele Besucher an: Weil Sanierungsarbeiten am Seegrund durchgeführt werden, ist er erstmals sei 56 Jahren komplett entleert worden.

Sichtbar werden im Verzascatal nun ehemalige Weinhänge, eine Brücke, ein alter Brunnen oder verwitterte Treppenstufen. Die Aussicht auf spektakuläre Ansichten brachten bereits in der letzten Woche einen Ausflügler aus dem Kanton Zürich in grosse Schwierigkeiten. Der 65-Jährige blieb im dichten Schlamm des entleerten Stausees stecken und musste aus seiner Notsituation gerettet werden.

Bundesamt für Zivilluftfahrt warnt Drohnenpiloten

Eine Gefahr besteht jedoch auch durch jene, die das Spektakel aus grösserer Distanz erfahren wollen. Weil sich so viele Drohnenpiloten am Stausee tummeln, erinnert das Bundesamt für Zivilluftfahrt Bazl daran, dass auch sie sich an die geltende Vorschriften halten müssen.

Sie seien sich vermutlich nicht bewusst, «dass sie mit ihren Drohnen an einem gefährlichen «Hotspot» fliegen», schreibt das Bazl auf der Plattform staysafe. Gerade in der Region gebe es nämlich einen regen Helikopterbetrieb. Der Staudamm sei für die Helikopterpiloten dabei «ein wichtiger Navigationspunkt für den Landeanflug auf die Heliports in Selvatica, Vogorno und Mergoscia sowie Monti Motti oder Monti di Lego».

Zudem müsse man auch künftig mit Rettungsaktionen per Helikopter wie etwa beim jüngst im Schlamm steckengeblieben Besucher aus der Deutschschweiz rechnen. Aufgrund des sehr engen Tales könne es zudem zu einem Verlust des GPS-Signals und einem sogenannten «Flyaway» der Drohne kommen, die dann unkontrolliert weiterfliege, warnt das Bazl.

In einem Umkreis von fünf Kilometern um den Flughafen Locarno dürfen grössere Drohnen nur mit einer Ausnahmeerlaubnis fliegen. 
In einem Umkreis von fünf Kilometern um den Flughafen Locarno dürfen grössere Drohnen nur mit einer Ausnahmeerlaubnis fliegen. 
Handout BAZL

Es gelte zu beachten, dass sich der Staudamm in einem Radius von fünf Kilometer um den kantonalen Flugplatz Locarno befinde. Drohnen mit einem Gewicht über 500 Gramm seien hier nur mit einer Ausnahmebewilligung durch den Flugplatz Locarno oder von Skyguide erlaubt.

Beitrag zur Problematik des BAZL auf Facebook.

Bazl-Sprecher Antonello Laveglia sagte dem Sender Radiotelevisione Svizzera RSI, man habe den Beitrag auch in den sozialen Medien veröffentlicht, um die Leute daran zu erinnern, «dass das Steuern einer Drohne eine ernstzunehmende Verantwortung mit sich bringt». Einige der Drohnenpiloten hätten sich offensichtlich nicht an geltende Regeln gehalten.

2018 kollidierte hier eine Drohne mit einem Helikopter

Als drastisches Beispiel für die möglichen Gefahren führte Laveglia zudem den bislang einzigen in der Schweiz registrierten Zusammenstoss einer Drohne und einem Helikopter an, der sich im Jahr 2018 gerade in unmittelbarer Nähe des Staudamms ereignete.

Damals kollidierte die Drohne eines 42-Jährigen aus dem Kanton Luzern mit dem Propellerflügel eines Helikopters. Nach dem Zwischenfall konnte der Helikopterpilot sein Luftgefährt glücklicherweise unbeschadet auf die Basis in Locarno zurückfliegen. Es entstand jedoch ein Schaden von mehreren 10'000 Franken. Laveglia warnt, das Gefahrenpotenzial sei in solchen Fällen sehr hoch. «Bei einer solchen Kollision kann man die Kontrolle über den Helikopter auch komplett verlieren.»