Guinness-WeltrekordDieser Mann lebte 120 Tage in einer Stahlkapsel unter Wasser
dpa/afp/tgab
25.1.2025
Monatelang verbrachte Rüdiger Koch in einer Kapsel unter Wasser vor der Küste Panamas. Er erzählt von Wein, Whiskey und Monstern. An die Weltgemeinschaft hat er auch einen Appell.
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25.01.2025, 20:14
Gabriela Beck
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Der deutsche Raumfahrtingenieur Rüdiger Koch hat einen neuen Guinness-Weltrekord aufgestellt.
120 Tage lang lebte er in einer knapp 30 Quadratmeter grossen Stahlkapsel elf Meter unter der Meeresoberfläche.
Seine Mission: Bewusstsein für den Meeresschutz schaffen, das Meer als Lebensraum betrachten.
Endlich durfte er auftauchen: Der deutsche Raumfahrtingenieur Rüdiger Koch hat den Guinness-Weltrekord für die meisten Tage unter Wasser gebrochen. 120 Tage lang lebte er in einer knapp 30 Quadratmeter grossen Stahlkapsel, elf Meter tief vor der Küste Panamas.
«Es ist wie das Erwachen aus einem Traum», sagte Koch bei der Zeremonie. Koch sprach von einem «großen Abenteuer» und erklärte, er habe seine Zeit unter Wasser sehr genossen. Die Sicht aus den Bullaugen der Kapsel sei wunderschön, «wenn sich alles beruhigt und es dunkel wird und das Meer leuchtet», sagte Koch. «Es ist unmöglich zu beschreiben, man muss es selbst erleben.» Zur Feier des Tages trank Koch ein Glas Champagner und rauchte eine Zigarre, bevor er für sein erstes Bad seit 120 Tagen in das Karibische Meer sprang.
Der Deutsche hat einen Weltrekord für die längste ohne Druckausgleich unter Wasser verbrachte Zeit aufgestellt. Der 59-Jährige tauchte am Freitag unter den Augen der Schiedsrichterin des Guinness-Buchs der Rekorde, Susana Reyes, aus seinem 30-Quadratmeter-Heim im Meer auf. Reyes bestätigte, dass Koch den vorherigen Rekord des US-Bürgers Joseph Dituri von 100 Tagen unter Wasser gebrochen habe.
Alltag unter Wasser: «Darf hier keine Klaustrophobie haben»
Der Alltag unter Wasser gestaltete sich für den gebürtigen Karlsruher bei 28 Grad in der engen, nicht klimatisierten Kapsel alles andere als leicht. «Man darf hier keine Klaustrophobie haben», erzählt der Ingenieur, der sich nur mit Waschlappen wusch und «wie im Homeoffice» arbeitete. Trotz Hitze, Enge und alltäglichen Herausforderungen nahm der 59-Jährige jede Schwierigkeit für den Weltrekord in Kauf. Sein Geheimnis? «Projekte, guter Wein und guter Whiskey».
Durch die Bullaugenfenster beobachtete Koch das Meer, darunter den von ihm zum Freund gewordenen «Gustavo» – einen 50-Kilo schweren Cubera Schnapper; den Fisch hielt er sogar in einer Zeichnung an der Wand fest. Ob ihm die Nacht unter Wasser unheimlich wurde? «Ich hatte Monster unter dem Bett», scherzt er.
Das grössere Ziel: Schutz der Ozeane
Doch einige Meeresbewohner bereiten dem Ingenieur in der Tat grosse Sorgen, wie etwa die invasiven Rotfeuerfische. «Diese Fische mit giftigen Stacheln» und ohne lokale Jäger «sind ein riesiges Problem in der ganzen Karibik», sagt er. Zur Feier seiner Rückkehr auf dem Festland soll der Fisch deswegen auf den Teller kommen. «Hoffentlich kommen die Leute auf den Geschmack.»
Mit dem Rekord verfolgt Koch auch ein grösseres Ziel. «Das Meer wird als Logistikzentrum, Schlachtfeld und Müllkippe benutzt. Wenn wir es als Zuhause sähen, wäre sein Zustand nicht akzeptabel.» Seine Mission: Bewusstsein für den Meeresschutz schaffen, das Meer als Lebensraum betrachten. Und bis er wieder abtaucht, dürfte es nicht lange dauern. «Nach der Feier komme ich hierher zurück. Ich werde nicht lange wegbleiben», sagt er.