Zwei-Klassen-Medizin Coronavirus-Tests: Wenn Promis bevorzugt behandelt werden

AP/tafi

20.3.2020

Schauspieler Idris Elba hat sich mit dem Coronavirus infiziert: Er wurde getestet, obwohl er keine Symptome hatte – was zu Kritik führte.
Schauspieler Idris Elba hat sich mit dem Coronavirus infiziert: Er wurde getestet, obwohl er keine Symptome hatte – was zu Kritik führte.
dpa/Matt Crossick

Während Kranke in den USA auf Coronavirus-Tests warten müssen, werden Stars offenbar umgehend behandelt – selbst wenn sie gar keine Symptome haben. Denn Screenings sind längst Geschäft.

Der Unmut war gross, als sich Prominente, Politiker und Sportler in den USA vor wenigen Tagen zu ihrem Umgang mit der Corona-Epidemie äusserten. Sie seien auf das neuartige Virus getestet worden, obwohl sie keine Symptome hatten, berichteten viele. Das befeuerte den Eindruck, dass die Reichen und Berühmten eine Vorzugsbehandlung bekamen, während andere abgewiesen oder erst mit langer Verzögerung getestet wurden.

Die Besorgnis unterstreicht eine grundlegende Wahrheit über Ungleichheit im US-Gesundheitssystem: Menschen mit den nötigen finanziellen Mitteln können sich eine deutlich bessere medizinische Versorgung sichern.

Präsident Donald Trump betonte am Mittwoch, bei Corona-Tests dürfe niemand bevorzugt werden. Er räumte aber ein, dass es wohl derartige Fälle gegeben habe. Wenige Stunden später setzte Trump ein milliardenschweres Hilfspaket zum Kampf gegen die Epidemie in Kraft. Es umfasst unter anderem kostenlose Corona-Tests und eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

Basketballer getestet, Risikoperson nicht

Zuvor hatte unter anderen das Profi-Basketballteam der Brooklyn Nets bekanntgegeben, dass die gesamte Mannschaft in der vergangenen Woche von einem privaten Labor auf das Virus getestet wurde. Bei vier Spielern war das Ergebnis positiv, darunter bei Superstar Kevin Durant.

Obwohl für die Untersuchungen keine öffentlichen Mittel verwendet wurden, hagelte es Kritik. «Wir wünschen ihnen eine schnelle Genesung», schrieb der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio auf Twitter. «Aber bei allem Respekt: Ein ganzes NBA-Team sollte NICHT auf Covid-19 getestet werden, während schwerkranke Patienten auf Tests warten müssen. Tests sollten nicht für die Reichen da sein, sondern für die Kranken.»

Einer dieser Kranken ist Robin Fraser. Die 30-Jährige leidet an der Schmerzerkrankung Fibromyalgie und einer Autoimmunkrankheit, was sie im Fall einer Corona-Infektion zur Risikopatientin macht. Seit vergangener Woche leidet sie an Fieber und Husten. Ihr Arzt empfahl ihr einen Test in der Notaufnahme. Doch dort wurde sie weggeschickt mit der Begründung, es gebe nicht genügend Tests.

«Das ist einfach nicht fair», sagt Fraser, die in der Stadt Victor im US-Staat New York lebt, mit Blick auf Tests von Politikern und Promis. «Warum werden sie vorgelassen? Leute wie ich werden ans Ende der Warteschlange zurückgedrängt.»

Mehr private Test

Der allgemeine Frust über die Schwierigkeit, an einem Test zu kommen, kam seit der Bestätigung des ersten Corona-Falls in den USA am 20. Januar auf. Anfängliche Pannen mit Test-Kits und strikte Kriterien der Regierung für den Zugang zu dem Screening führten zu etlichen Berichten über Menschen, die sich verzweifelt um einen Test bemühen. Selbst viele derjenigen, denen dies gelang, klagten angesichts einer hohen Auslastung der Labore über lange Wartezeiten, bis sie ihr Ergebnis erhielten.



Zur Beschleunigung lockerte die US-Gesundheitsbehörde FDA kürzlich ihre Auflagen für die Marktzulassung neuer Tests und erlaubte privaten Laboren die Durchführung. Das führte in den vergangenen Wochen zu einer Zunahme an Screenings durch Privatärzte und -labore, die nicht an die Vorgaben der Seuchenschutzbehörde CDC gebunden sind.

Diese sehen eine bevorzugte Testung von Patienten vor, die kürzlich ein vom Coronavirus betroffenes Land bereist haben und an Symptomen wie Fieber und Atembeschwerden leiden oder engen Kontakt zu Infizierten hatten.

Knapp 200 Franken für einen Testbesuch

Zum Teil bieten Privatkliniken auch Hausbesuche an, um einen Rachenabstrich zu entnehmen. Einer der Anbieter, Mend, berechnet dafür laut seiner Website 195 Dollar (knapp 192 Franken).

Auch Hollywood-Star Idris Elba liess sich testen, obwohl er keine Symptome hatte, wie er am Montag mitteilte. Sein Ergebnis fiel positiv aus, dennoch stiess auch Elba auf Kritik.

Einen Tag später rechtfertigte er sich in einem Video: Er habe am Filmset erfahren, dass er Kontakt mit einer positiv getesteten Person hatte und sich deshalb für eine Untersuchung entschieden. «Ich musste mich sowieso testen lassen, denn ich hätte viele Leute, mit denen ich zusammenarbeite, gefährdet», sagte der unter anderem aus der Serie «Luther» bekannte Brite. «Deshalb haben wir den Test zum Glück sehr schnell durchgeführt.»

Die Coronakrise – eine Chronologie

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