WeltwirtschaftsforumTrump landet zwischen 8 und 10 Uhr: Scharfschützen stehen bereit
SDA/tjb/tsha
20.1.2020
Donald Trump soll am Dienstag zwischen 8 und 10 Uhr in Zürich landen. Die Polizei verschärft unterdessen die Kontrollen am Flughafen, um die Sicherheit der vielen hohen Gäste sicherzustellen, die zum WEF anreisen.
Scharfschützen, gepanzerte Fahrzeuge, Sprengstoffhunde und die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Secret Service: Der Transport des US-Präsidenten Donald Trump ans Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos ist eine besondere Herausforderung für die Kantonspolizei Zürich. Die Airforce One, mit der er in die Schweiz reist, wird zwischen 8 und 10 Uhr am Flughafen Zürich erwartet. Der US-Präsident wird anschliessend in einen Helikopter umsteigen und direkt nach Davos weiterfliegen.
Dieses Jahr reisen insgesamt 130 völkerrechtlich geschützte Gäste ans WEF, das von Dienstag bis Freitag dauert. Dazu kommen fünf Angehörige von Königshäusern, 22 Präsidentinnen und Präsidenten und 23 Premierministerinnen und Premierminister. Ihr Schutz und ihr Transport sind Aufgaben der Kantonspolizei bei ihrem WEF-Einsatz.
Die Ankunft des US-Präsidenten wird morgen, 21.01. zwischen 8-10 Uhr auf Piste 16 erwartet. Darum öffnen wir die Zuschauerterrasse B bereits um 7 Uhr. Start der Air Force One ist am frühen Mittwochnachmittag vorgesehen. Alle Angaben sind ohne Gewähr. #WEF20#AirForceOne#loveZRHpic.twitter.com/M8kXx6kIzU
Die meisten dieser «Super-VIPs» reisen über den Flughafen Kloten an. Die während des WEF ohnehin erhöhten Sicherheitsmassnahmen am Flughafen werden dann nochmals erhöht. Die zu schützenden Personen werden in gepanzerten Auto-Konvois oder mit Helikoptern in den Bündner Ferienort transportiert.
Trump zusätzlich gefährdet
Die speziellste Herausforderung dieses Jahr sei sicher der Besuch von Donald Trump, sagte Marcel Frei, Gesamteinsatzleiter WEF der Kapo Zürich, am Montag vor den Medien in der WEF-Einsatzzentrale am Flughafen. «Die Gefährdungseinschätzung von Trump ist jetzt nochmals höher als 2018», sagte Frei. Der Grund sei der Konflikt der Amerikaner mit dem Iran und die Tötung des iranischen Generals Qasem Soleimani durch eine US-Drohne.
«Allein die Anhalteposition des Präsidentenflugzeuges Air Force One auf dem Flughafenfeld war ein riesiges Thema», sagte der Gesamteinsatzleiter. Der Secret Service, das Schutzorgan des Präsidenten, habe aber den Vorschlag der Kapo akzeptiert. Die Zusammenarbeit mit dem Secret Service sei auf Augenhöhe. «Sie vertrauen uns», erklärte Frei. «Wir sind auch Profis. Das spüren sie.»
Der Schutz der VIPs ist nicht die einzige Aufgabe der Zürcher Kantonspolizei. Sie stellt, wie die meisten anderen Kantonspolizeien auch, ein Kontingent an Polizistinnen und Polizisten zur Sicherung des WEF vor Ort in Davos. Darüber hinaus ergibt sich wegen des WEF im Kanton Zürich ein markanter Zusatzaufwand für die Polizei, insbesondere rund um den Flughafen Zürich und die Sicherung der Transportrouten.
An Spitzentagen wie dem Hauptanreisetag Dienstag stehen laut dem Zürcher Regierungsrat Marion Fehr (SP) weit über 400 Angehörige der Kantonspolizei im Einsatz. Dazu kommen 300 Einsatzkräfte der Stadtpolizei Zürich. Beide Polizeien versichern, dass die alltäglichen Polizeiaufgaben unter dem Grosseinsatz nicht leiden werden. Sie haben für ihre Angehörigen eine Feriensperre verfügt.
A: Air Force One, die. Rufzeichen des Jets, in dem der US-Präsident reist. Bei der A. handelt es sich derzeit um eine Boeing VC-25, das ist die Militärversion der als Jumbojet bekannten Boeing 747. Führt bei ihrer Ankunft in Zürich zu erhöhtem Erregungszustand bei Planespottern.
Bild: Keystone/Ennio Leanza
B: Bergdorf, das. Das war Davos einmal, lange bevor es erst Kurort, dann Wintersport-Hotspot und schliesslich WEF-Veranstaltungsort wurde.
Bild: Keystone/Christian Beutler
C: Cologny. Dort sitzt die Stiftung hinter dem WEF – aber Eau de Cologne, das kommt mitnichten dorther.
Bild: Keystone/Laurent Gillieron
D: Demonstration, die. Während der WEF-Woche im Januar sind Wörter D. und Davos untrennbar miteinander verbunden. Denn längst nicht allen gefällt, wenn sich die Reichen und Mächtigen treffen.
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller
E: Ei, goldenes, das. Übername für das Hotel Intercontinental. Beim Bau des goldenen E. wurde eine «Präsidentenetage» eingeplant, die unabhängig vom restlichen Hotel betrieben werden kann und so auch den hohen Anforderungen an die Sicherheit, welche die Präsenz eines US-Präsidenten stellt, genügt.
Bild: Keystone/Christian Beutler
F: Ferienwohnung, die. Wer in Davos über eine F. verfügt, besitzt die Lizenz zum Gelddrucken. Während des WEF lässt sich selbst eine einfache Unterkunft mit abgeschabtem Teppich und Schrankbett zu vierstelligen Preisen vermieten – pro Nacht, versteht sich.
Bild: Keystone/Christian Beutler
G: Greta, diese. Skandinavische Klimaaktivistin, 17 Jahre, deren Namen die Emotionen hochgehen lässt. Richtig hoch. Vor Freude oder vor Ärger.
Bild: Keystone/Laurent Gillieron
H: Helikopter, der. Bevorzugtes Transportmittel der wirklich Wichtigen am WEF. Mit einem H. lässt sich der Weg vom Flughafen ins einstige Bergdorf sehr viel schneller zurücklegen als mit den Limousinen, mit denen sich der gemeine Teilnehmer begnügen muss.
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller
I: Iran, der. Die Hoffnungen auf einen diplomatischen Vermittlungscoup unter Schweizer Führung im hiesigen Bergdorf zwischen den verstrittenen Ländern Iran und USA zerschlugen sich jäh, als der angekündigte iranische Aussenminister Mohammed Javad Zarif seinen Besuch wieder absagte.
Bild: Keystone/EPA
J: Jubiläum, das. Zum 50. Mal findet das WEF statt – allerdings erst zum 49. Mal in Davos. Die Geschichte dazu hat es in sich: Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatten die Veranstalter die Konferenz 2002 wegen Sicherheitsbedenken verlegt. Und das ausgerechnet nach New York. In die Stadt also, in der nur Monate zuvor die Anschläge stattfanden.
Bild: Keystone/Valentin Flauraud
K: Klimawanderung, die. Geplante Demonstration von Aktivisten von Landquart nach Davos, die von Behörden allerdings schon in Klosters abgeklemmt wird: Danach fehlt der Platz für die Wanderer, weil Autos auf der einzigen Strasse Vorrang haben.
Bild: Keystone/Jean-Christophe Bott
L: Limousine, die. Das «Fussvolk» der WEF-Teilnehmer muss sich für die Anreise mit einer simplen L. mit Fahrer begnügen – nicht alle können wie der US-Präsident per Helikopter den Luftweg für sich beanspruchen.
Bild: Keystone/Alessandro Della Bella
M: Militär, das. Für die Bewachung und Logistik wird das M. seit Jahren herangezogen, um die Polizei zu entlasten. In Zeiten der Sinnsuche für das M. dürfte das WEF eine hochwillkommene Abwechslung im Programm sein.
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller
N: Nachhaltigkeit, die. Darauf möchte WEF-Gründer Klaus Schwab setzen. Allerdings ist schwer vorstellbar, wie N. gelebt werden soll, wenn viele Staatsoberhäupter mit dem eigenen Flieger anreisen.
Bild: Getty
O: Orange, das. (Haut-)Farbe.
Bild: Bluewin
P: Planespotter, der. Besondere Spezies Mensch, deren Herz jeweils höherschlägt, wenn die versammelten Flieger der WEF-Teilnehmer landen/abheben. Die P. geraten dann jeweilen ziemlich «us em Hüüsli». Vereinzelt sind in der Menge der P. auch Frauen anzutreffen.
Bild: Keystone/Walter Bieri
Q: Queen, die. Kommt leider nicht, lediglich Sohn Charles vertritt die britische Krone am WEF – da müssen Boulevard-Medien (und auch alle anderen) mit dem US-Präsidenten vorliebnehmen.
Bild: dpa/PA Wire/Aaron Chown
R: Rage, die. Mutmassliche Emotion von WEF-Gründer Klaus Schwab, der für das 50. Jubiläum des WEF mit dem Schweizer Pass liebäugelte. Bisher vergeblich.
Bild: Getty
S: Schnee, der. Macht die Logistik am WEF immer mal wieder schwierig. Vor allem, wenn er wie 2018 erst unmittelbar vor dem Treffen fällt und somit beispielsweise etwaigen bewilligten Demonstrationen aus Platzmangel verunmöglicht werden. Man munkelt, manchen Verantwortlichen komme der S. gerade bei solchen Entscheiden aber nicht gänzlich ungelegen.
Bild: Keystone/AP/David Keyton
T: Treffen, das. Alle möglichen Player benutzen das WEF, um in kurzer Zeit möglichst viele hochrangige T. durchzuführen. Einzelne Teilnehmer sehe man nach der Eröffnungsrede nicht mehr im Konferenzzentrum, wird gemunkelt – sie verbringen ihre Zeit lieber mit hochrentablen bilateralen T.
Bild: Getty
U: US-Präsident; Trump, Donald. Der mächtigste Mann der Welt kommt bereits zum zweiten Mal nach Davos. Das ist eine Herausforderung für die Sicherheitsbehörden.
Bild: Keystone/Evan Vucci
V: Verpasste Chance, die. Ein namentlich nicht genannter TV-Journalist erhielt Legenden zufolge im Jahr 2000 die Chance, dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton am Flughafen Zürich eine Frage zu stellen, obwohl dieser eigentlich keine Interviews geben sollte. Allerdings blieb es bei der Möglichkeit, da der Kameramann das dazu nötige Mikrofon nicht dabei hatte.
Bild: Keystone/Alessandro Della Valle
W: Wind, der, heftig wehend. Um ein Haar weggeblasen wurden die Planespotter vor zwei Jahren am WEF am provisorischen Flugplatz am Davoser See, als sich US-Präsident Trump mitsamt seiner Entourage in die Luft verabschiedete.
Bild: Kesstone/Steffen Schmidt
X: X, das. Buchstabe, zu dem einem im bei Journalisten beliebten ABC (und bei Stadt-Land-Fluss) meist nichts Schlaues in den Sinn kommt.
Bild: Getty/Chris Windsor
Y: Yvonne Wiprächtiger, die. Inhaberin der Davoser Confiserie Schneider's. Dort genehmigen sich während des WEF hungrige Reiche und Schöne Schoggi und andere Köstlichkeiten. Etwa Matt Damon, Noami Watts, Naomi Campbell oder auch Bill Clinton.
Bild: Wikimedia Commons
Z: Zürich. Grösste Schweizer Stadt, verkommt während der WEF-Tage zum Umsteigeort und blickt so quasi als neues Olten neidisch auf Geld, Glanz und Glamour im Bündner Bergdörfchen.
Bild: Keystone/Melanie Duchene
Regierung will über Kosten reden
Ein solcher Grosseinsatz hat seinen Preis. Die Kosten werden je nach Aufgaben aus verschiedenen Quellen bezahlt: Den Schutz von völkerrechtlich geschützten Gästen berappt der Bund. Die in Davos zur Sicherung des WEF im Einsatz stehenden Zürcher Polizistinnen und Polizisten werden vom Kanton Graubünden bezahlt. Gemäss der Vereinbarung über interkantonale Polizeiansätze sind das 600 Franken pro Einsatzkraft und 24 Stunden.
Am Kanton Zürich bleiben aber Kosten hängen, die mit 700'000 bis 800'000 zu Buche schlagen. Der Zürcher Regierung sind die Kosten insgesamt zu hoch und die interkantonale Entschädigung zu tief. «Wir werden nach dem WEF eine Diskussion darüber führen, wer das bezahlt», kündigte Sicherheitsdirektor Fehr an.
Flughafen-Webcams offline
Auch wer nicht als Politiker oder Wirtschaftsführerin ans WEF eingeladen ist, kann in diesen Tagen im Raum Zürich vom Grossanlass betroffen sein. Die Polizei wird in der Nähe des Flughafens vermehrt Personen und Fahrzeuge kontrollieren, um die Sicherheit zu gewährleisten. Und der Verkehr könnte wegen der vielen Schaulustigen ins Stocken geraten.
Den WEF-Trubel über die Webcams des Flughafens zu beobachten, ist übrigens nicht möglich. Der Flughafen hat seine Kameras aus Sicherheitsgründen abgestellt, wie jedes Jahr während des WEF.
Donald Trump kommt 2020 zum zweiten Mal in seiner Funktion als US-Präsident an das Word Economic Forum in Davos.
Bild: Keystone
Ebenfalls zum zweiten Mal wird Klimaaktivistin Greta Thunberg dabei sein.
Bild: Keystone
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wird ebenfalls am Forum teilnehmen.
Bild: Keystone
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga wird die offizielle Schweiz in Davos vertreten, doch wird sie nicht alleine kommen …
Bild: Keystone
… denn auch Bundesrat Ueli Maurer (l.) wird dort sein, ebenso die anderen Mitglieder des Bundesrats. Dort werden sie beispielsweise auch auf UNO-Generalsekretär Antonio Guterres (rechts) treffen.
Bild: Keystone
Grossbrtianniens Königshaus wird durch Prinz Charles vertreten sein.
Bild: Keystone
Mit von der Partie ist auch Österreichs Kanzler Sebastian Kurz.
Bild: Keystone
Ebenfalls nach Davos reisen wird IKRK-Präsident Peter Maurer.
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