So war der FrauenstreikNur wenige Männer unterstützten die Demonstrantinnen
sda/tgab
14.6.2023 - 19:15
Mehrere zehntausend Demonstrantinnen – und vereinzelte Demonstranten – haben am Mittwochabend in Zürich Gleichberechtigung für alle gefordert. Auch in anderen Städten gingen hauptsächlich Frauen auf die Strasse.
14.06.2023, 19:15
14.06.2023, 21:44
SDA
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Zehntausende Demonstrant*innen gingen heute am Frauenstreik-Tag in den grösseren Schweizer Städten auf die Strasse.
Sie forderten u.a. Gleichberechtigung, bessere Löhne und mehr Respekt.
Bei den Protesten engagierten sich auffällig mehr Frauen als Männer.
Die konkreten Anliegen der verschiedenen Gruppierungen gingen in Zürich weit auseinander. Die «altersradikalen Feministinnen» etwa liefen neben den Frauen, die feministisches Investieren zum Thema machten. «Girls just want to have Funds», stand bei ihnen auf einem Schild, in Anlehnung an das Lied «Girls just want to have Fun» von Cyndi Lauper.
Andere Gruppen forderten etwa Mindestlöhne, das Ende des Patriarchats, das Recht auf Abtreibung für alle, eine Elternzeit, Gleichberechtigung für Nonbinäre und Transsexuelle, das Ende der Burka für Frauen in Afghanistan sowie weniger «Mental Load». «Mental Load» ist die mentale Last, in einer Familie ständig an alles denken zu müssen, was nach wie vor vor allem Frauen betrifft.
Lausanne: «Streik und Mobilisierung, das ist die Lösung»
Fast 20'000 Personen haben sich laut Polizeiangaben am späten Mittwochnachmittag in Lausanne zum Demonstrationsumzug des Frauenstreiks versammelt.
Sie kritisierten die stagnierenden oder gar steigenden Lohnunterschiede, das Rentenalter 65, den Angriff auf die Renten sowie die zunehmende Gewalt gegen Frauen, Transgender und nicht-binäre Personen. In Lausanne hatte der Streik bereits am Dienstagabend mit der violetten Beleuchtung der Kathedrale begonnen. Er wurde am Mittwochmorgen mit Gesängen und Tänzen am Bahnhof fortgesetzt. Konzerte, Plakat-Workshops und Picknicks mit Musik bestimmten den weiteren Tagesablauf.
Vor mehreren Kindertagesstätten gingen Erzieherinnen auf Passanten zu, um sie auf die Schwierigkeiten und die niedrigen Löhne in ihrem Beruf aufmerksam zu machen. «Eine Kollegin hat sich fünf Babypuppen auf den Rücken gehängt», sagte eine Streikteilnehmerin. «Sie wollte damit das geltende Verhältnis von einer Erzieherin für fünf Kleinkinder unter 18 Monaten veranschaulichen. Das ist viel zu viel».
Pharmazeutische Assistentinnen machten auf ihre niedrigen Löhne und unfairen Arbeitsbedingungen aufmerksam und forderten einen Tarifvertrag. Krankenpflegepersonal versammelte sich vor dem Universitätsspital Chuv und bildete einen «Streikbus», der an mehreren Arbeitsplätzen Halt machte.
Mehrere Tausend Personen an Basler Frauenstreik-Demo
Rund 3000 Personen haben am Mittwochabend in Basel an der Frauenstreik-Demo teilgenommen. Die bewilligte Kundgebung startete am Theaterplatz und zog in Richtung Wettsteinbrücke.
Forderungen an der Demo waren eine Verkürzung der bezahlten Arbeitszeit, eine Stärkung der AHV sowie Massnahmen gegen sexualisierte und häusliche Gewalt, wie es auf dem Flyer des feministischen Streiks hiess.
«Genug, basta, ça suffit!» auf Plakaten in Bern
Die Schützenmatte in Bahnhofsnähe füllte sich rasch, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Nach dem Umzug auf den Bundesplatz sollte der Tag mit Reden und Konzerten ausklingen.
Die Teilnehmenden forderten auch ein Ende der Gewalt gegen Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans, agender und queere Menschen. «Genug, basta, ça suffit!» stand auf dem Transparent an der Spitze des Umzugs geschrieben.
Demo für mehr Respekt, mehr Zeit und mehr Lohn in Chur
Der Frauenstreiktag hat am Mittwoch in Chur gegen 400 Frauen und einige wenige Männer mobilisiert. «Hinauf mit den Frauenrechten, runter mit den Boni», skandierten sie Ende Nachmittag auf einem Demonstrationsumzug durch die Innenstadt.
Auf Schildern war die Forderung zu lesen, Kinderbetreuung zu einem Service Public zu machen. Auch das Recht auf den eigenen Körper wurde thematisiert und die «Tödlichkeit» des Patriarchats.
Der friedliche doch lautstarke Umzug führte vom Arcas in der Altstadt zum Alexanderplatz in der Innenstadt und wieder zurück. Begleitet wurde er von ein paar Beamten der Stadtpolizei.
Organisiert wurde der Frauenstreik in Chur vom Feministischen Kollektiv Graubünden. Dieses hatte sich anlässlich des zweiten Frauenstreiktages 2019 gebildet. Ein Anliegen der Organisatorinnen war es, Forderungen nach Respekt, mehr Zeit und mehr Lohn «auch in Graubünden wieder auf die Strasse zu tragen».