Graubünden Wölfe machen Kühe nervös – und damit für Menschen gefährlich

SDA

9.6.2020 - 12:52

Ein Wolf tappte 2004 in Siat in der Bündner Surselva in eine Fotofalle.
Ein Wolf tappte 2004 in Siat in der Bündner Surselva in eine Fotofalle.
Source: Keystone

In Graubünden hat die Präsenz des Wolfes zu einem veränderten Verhalten bei weidenden Mutterkühen geführt. Die Rinder reagieren mit einem verstärkten Abwehrverhalten – und können dadurch Menschen gefährden.

Dass der Wolf im Bündner Oberland, der Surselva, wieder Fuss gefasst hat, führt zu neuen Problemen bei Nutztierhaltung. Dort sei eine «konfliktbringende Entwicklung» des Verhaltens einzelner Wölfe und Rudel zu erkennen, schreibt die Kantonsregierung in einer Mitteilung vom Dienstag.

Hätten Wölfe bislang vor allem für Schafe und Ziegen eine ernsthafte Gefahr bedeutet, so zeigten Beobachtungen von Bauern, dass vermehrt auch Rindviehherden auf die Präsenz der Raubtiere reagierten. Die Tiere werden wegen ihres Abwehrverhaltens aggressiver.

Das Verhalten aufgescheuchter oder wegen der Nähe von Grossraubtieren beunruhigter Mutter- und Milchkühen ist noch wenig erforscht und stellt für die Behörden ein neues Problem dar. Insbesondere fehlen Erkenntnisse darüber wie gefährlich dieses Verhalten für Menschen werden kann.

Checklisten für Wanderer werden überprüft

Für die Sicherheit des Alppersonals sowie von Wanderern gibt es Checklisten und Empfehlungen der nationalen Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft. Wegen der neuen Situation mit den Rindern bedürfen diese Grundlagen nun einer Aufarbeitung.



Ein Projekt «Mutterkuh und Grossraubtiere» sei aufgegleist worden, hiess es. Die Arbeitsgruppe mit Vertretern aus unterschiedlichen Sektoren wie Landwirtschaft, Jagd, Umwelt und Viehhaltern nahm die Arbeit unlängst auf.

Jungtiere als mögliche Beute

Übergriffe von Wölfen auf Rinder ereignen sich laut Behördenangaben in Graubünden zwar selten. Fachleute schliessen jedoch nicht aus, dass vorab junge Rinder unter besonderen Umständen von Wölfen angegriffen werden könnten.

Wie Regierungsrat Mario Cavigelli am Dienstag auf Nachfrage sagte, sind gezielte Wolfsübergriffe auf Rinder im Kanton nicht dokumentiert. Er betonte jedoch, in der Surselva sei es seit Frühling zu auffällig vielen Rissen auf Kleinvieh gekommen. 46 Schafrisse seien gezählt worden, 16 davon seien in geschützten Herden erfolgt.

Herdenschutzhunde können zwar das Kleinvieh bis zu einem gewissen Grad vor Wölfen beschützen. Beim Rindvieh sind die Hunde wegen der schwierigen Integration in die Herde aber wenig wirkungsvoll. Das Problem liegt im erhöhten Abwehrverhalten, wenn Rinder Wölfe wittern.

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