Stadt Zürich registriert mehr Einbrüche«Wir müssen weg, wir fühlen uns nicht mehr wohl zu Hause»
Lea Oetiker
26.1.2025
Bei Noemi wird Ende Dezember eingebrochen. Elektronische Geräte, Schmuck und Bargeld sind weg. Zurück bleibt ein ungutes Gefühl. Auch die Polizei bestätigt: Einbrüche haben in der Stadt Zürich zugenommen.
Lea Oetiker
26.01.2025, 06:33
26.01.2025, 10:34
Lea Oetiker
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Bei Noemi wird Ende Dezember 2024 eingebrochen.
Schmuck, elektronische Geräte und Bargeld verschwindet.
Auch die Stadtpolizei Zürich bestätigt blue News, dass 2024 mehr Einbrüche registriert wurden.
Zudem erklärt die Stapo, wer besonders von Einbrüchen betroffen ist.
Die Schubladen der Kommode im Flur sind offen. Auf dem Boden liegt der komplette Inhalt verteilt. Noemi ist gerade nach Hause gekommen und will ihrer Katze Jimmy Frühstück geben, als sie die Unordnung bemerkt. Nichts Schlimmes, denkt sie und gibt Jimmy die Schuld für das Chaos. «Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich merkte, dass eine Katze keine Schubladen öffnen kann», erzählt die 25-Jährige blue News.
Sie läuft in ihr Zimmer. Auf dem Boden liegen Socken, ihre Kleider wurden durchwühlt und auf dem Bett befinden sich leere Einmachgläser, die normalerweise mit ausländischem Geld gefüllt sind. «Von meinen Reisen», sagt Noemi.
Auch das Zimmer ihrer Mitbewohnerin wurde auf den Kopf gestellt. In diesem Moment wird ihr bewusst, dass in der Nacht auf den 23. Dezember bei ihnen eingebrochen wurde.
Zugang über die Balkontür
Fast alle elektronischen Geräte in der Wohnung waren weg. «Beispielsweise mein Beamer und meine neue Nintendo Switch», erzählt Noemi. Auch ein Goldvreneli, welches sie von ihrem Grossvater bekommen hatte, Bargeld und fast der komplette Schmuck von ihrer Mitbewohnerin und ihr fehlen. «Vor allem der Schmuck hatte emotionalen Wert für uns, da wir vieles davon geschenkt bekommen haben.»
Die Täter verschafften sich über die Balkontür Zugang zur Wohnung. Mit einem Schraubenzieher hebelten sie die Tür auf, eine Methode, die laut Polizei bei solchen Balkontüren häufig angewendet wird. «Da wir mitten in der Stadt Zürich wohnen, mussten die Einbrecher schnell sein. Sonst wären sie noch gesehen worden», sagt Noemi.
Sie informiert die Polizei. 20 Minuten später sind sie da. Die Beamten nehmen für die Spurensicherung die leeren Einmachgläser auf Noemis Bett und einen zerbrochenen Besen im Garten mit. «Sie sagten uns von Anfang an, dass es schwierig sein wird, die Täter zu finden», erinnert sie sich zurück. Noemi und ihre Mitbewohnerin erstatten trotzdem Anzeige gegen Unbekannt.
«Was bleibt, ist dieses ungute Gefühl»
Die Polizei nimmt ihre Daten auf und sie erhalten ein Formular, wo sie die gestohlenen Gegenstände und ihren Wert deklarieren müssen. Nach 30 bis 45 Minuten war die Polizei wieder weg. Später mussten sich noch auf den Posten ihre DNA und Fingerabdrücke abgeben.
«Nach dem Einbruch habe ich sicher eine halbe Woche nicht alleine geschlafen», sagt Noemi. «Unsere erste Reaktion war schon: ‹Wir müssen weg, wir fühlen uns nicht mehr wohl zu Hause›, aber dieses Gefühl ist mittlerweile zurückgegangen.»
Über die materiellen Dinge seien die beiden schnell hinweggekommen. «Was bleibt, ist dieses ungute Gefühl, dass eine fremde Person in unserer Wohnung war und unsere Privatsphäre massiv gestört hat. Irgendwie denkt man nie daran, dass bei einem eingebrochen werden kann, bis es eben passiert. Und jetzt ist da eine reale Unsicherheit, dass es nochmals passieren könnte. Das hatte ich vorher nie.»
Anzahl registrierter Einbrüche gestiegen
Wie hoch die Einbruchzahlen 2024 genau gestiegen sind, ist noch nicht bekannt. Auf Anfrage von blue News schreibt die Stadtpolizei (Stapo) Zürich jedoch: «Die Anzahl registrierter Einbrüche auf dem Gebiet der Stadt Zürich hat sich gegenüber dem Vorjahr erhöht.»
Die polizeiliche Kriminalstatistik für 2023 zeigte bereits einen Trend: Schweizweit wurden 28'793 Einbruchdiebstähle registriert, was eine Zunahme von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach. Im Durchschnitt wurden 2023 täglich 114 Einbruch- und Einschleichdiebstähle verzeichnet, verglichen mit 98 im Jahr 2022.
In der Stadt Zürich sind besonders Quartiere mit hohem Wohnanteil von Einbrüchen betroffen. Die Stadtpolizei erklärt: «Dabei treten verschiedenste Einbrechertypen auf, die sich auf bestimmte Objekte spezialisiert haben.» Interessanterweise sind in Zürich Keller am häufigsten das Ziel von Einbrechern, während Wohnungen unabhängig von ihrer Lage im Gebäude etwa gleich oft betroffen sind.
Angesichts der steigenden Einbruchszahlen empfiehlt die Stadtpolizei Zürich folgende Vorsichtsmassnahmen:
Schliesse deine Haus- und Wohnungstüre immer ab.
Lasse die Fenster nie schräggestellt.
Lasse keine unbekannten Personen in das Haus.
Melde fremde und suspekt vorkommende Personen der Polizei.
In der dunklen Jahreszeit das Zuhause bewohnt erscheinen lassen.
Nachbarn bitten, regelmässig nach dem Rechten zu sehen und den Briefkasten zu leeren.
Sollte man einen Einbrecher auf frischer Tat ertappen, rät die Stapo zur Vorsicht: «Ziehen Sie sich sofort zurück und versuchen Sie nicht, diese aufzuhalten oder sich in den Weg zu stellen.» Stattdessen sollte man sich das Aussehen der Täter und eventuelle Fahrzeuge merken und umgehend die Polizei alarmieren.
Besonders wichtig: Der Tatort sollte nicht verändert werden, um Spuren zu erhalten. «Die Polizei ist auf diese Spuren angewiesen, deshalb soll man den Tatort nicht aufräumen oder verändern. Immer wieder kann die Polizei Täter verhaften und diesen dann begangene Taten aufgrund der verursachten Spuren nachweisen», betont die Stadtpolizei Zürich.