Unsicherheit bei Migros-Töchtern«Wie gewohnt für dich da» – so beruhigt SportX seine Kunden
Philipp Dahm
16.4.2024
Die Migros will ihre Fachmärkte Melectronics, Hotelplan, SportX und den Produktionsbetrieb Mibelle verkaufen. Das verunsichert Angestellte und Kunden. Erste Filialen reagieren mit expliziten Mitteilungen an letztere.
Philipp Dahm
16.04.2024, 19:41
23.04.2024, 09:00
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Migros schliesst 2024 sechs Filialen von Melectronics und vier Standorte der Baumarktkette Do it + Garden.
Die Migros will ihr Fachmarktportfolio reduzieren und sucht für Melectronics, Hotelplan, SportX und Mibelle Käufer.
Ein Besuch im Zürcher Brunaupark zeigt, wie unterschiedlich die Filialen in dieser Situation kommunizieren.
SportX spricht die Lage mit Plakaten offen an.
Dem Personal ist die Verunsicherung anzumerken, aber ein schlechtes Wort kommt nicht über die Lippen der Mitarbeitenden.
Die Migros gibt ihre Töchter ab, doch – offiziell – gibt es noch keine Interessenten für Melectronics, Hotelplan, SportX und Mibelle. Tausende Angestellte sind verunsichert: Wie arbeitet es sich mit einem Damoklesschwert über dem Kopf?
Ein Besuch im Zürcher Brunaupark soll Auskunft geben. «Habt ihr schon Wochenende?», fragt die nette Dame an der Kasse von SportX im Zürcher Brunaupark nach. «Endlich», bejaht der Kunde, der aber auch noch eine Frage hat: Wie geht es denn nun weiter bei der Migros-Tochter, die aus dem Mutterhaus ausziehen soll?
Was die Zukunft bringt? «Wir wissen es noch nicht»
«Wir wissen es noch nicht», räumt die freundliche Frau ein. «Ziel ist, dass wir komplett verkauft werden und das Personal übernommen wird, aber von Interessenten wissen wir nichts.»
Der Mann interessiert sich offenbar für ein Velo und hakt nach, was denn mit der Garantie sei, wenn der Laden womöglich schliessen müsste. «Die Garantieleistungen laufen alle weiter», beruhigt ihn die Verkäuferin. Immerhin stehe die Migros dahinter, die diesen Service weiter gewährleiste.
Dem Deutschen möchte man in dem Moment zurufen: «Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!» Das Plakat, das an einer automatischen Tür zum SportX platziert ist, hat er offenbar übersehen: Nicht nur die Mitarbeitenden scheinen in der Causa klug zu kommunizieren, auch die Geschäftsleitung spricht das Thema offen an.
«Das Warten ist schon ... »
«Wir sind wie gewohnt für dich da», steht auf dem Plakat, das Christian Gerlach unterschreibt, der seit November 2023 SportX führt. Für die Migros-Tochter werde «eine neue Eigentümerschaft» gesucht, heisst es weiter. «Für euch Kundinnen ändert sich nichts. Sämtliche Geschäfte, Bestellungen, Service- und Garantieleistungen laufen wie bisher weiter.»
Gerlach verspricht: «Unsere Mitarbeitenden sind weiterhin mit grossem Engagement für dich da – sei dies online, telefonisch oder in unseren Verkaufsstellen. Wir freuen uns, dich weiterhin mit unserem vielseitigen und breiten Sportangebot zu begeistern.»
Was das Engagement der Mitarbeitenden vor Ort im Brunaupark angeht, kann man dem SportX-Chef nicht widersprechen. Der Deutsche vor mir räumt das Feld, das er mir mit seinen Fragen schon bereitet hat. Ob die Mitarbeitenden nun nicht in der Luft hängen, hake ich bei der Dame an der Kasse nach. «Ja, das Warten ist schon ... », sagt sie und zieht eine Grimasse, aber kein schlechtes Wort kommt über ihre Lippen. Es scheint mehr Verunsicherung zu sein, die aus ihr spricht.
Dann sagt die Frau bestimmt: «Aber wir sind gut geschützt: Wir haben ja einen Landesgesamtarbeitsvertrag.» Ich zahle und bewundere beim Gehen, wie stark die Mitarbeitenden mit dieser Situation umgehen.
Um die Lage der Angestellten weiss auch die Migros: «Wir verstehen, dass die Ankündigung eines Verkaufsprozesses zu Unsicherheiten bei den betroffenen Teams führen kann», schreibt Pressesprecher Tristan Cerf auf Anfrage. «Aus diesem Grund ist uns eine interne, transparente Kommunikation sehr wichtig.»
Die Mitarbeitenden seien von Anfang an informiert worden, heisst es weiter. Auf verschiedenen Kanälen laufe das regelmässig weiter. «Dennoch können wir nur kommunizieren, was entschieden ist», stellt Cerf klar. Der Detailhändler habe ein offenes Ohr: «Bei Fragen oder Unklarheiten können sich die Mitarbeitenden immer an ihre Vorgesetzten wenden.»
Über die SportX-Poster sagt Cerf: «Selbstverständlich haben die verschiedenen Unternehmen der Migros-Gruppe ihre eigene, abgestimmte Marketingstrategie.» Was die Suche nach Lösungen für SportX und Melectronics angehe, ist die Migros laut Cerf gut unterwegs. «Dort rechnen wir damit, dass wir bis im Sommer konkrete Resultate vorlegen können.»