Störaktion in BellinzonaSo konnten Rechtsextreme das Castelgrande vereinnahmen
pab
2.10.2023
Der Sender RSI hat ein Video der rechtsextremen Gruppe «Junge Tat» analysiert: Es zeigt eine Aktion am Castelgrande in Bellinzona, bei der ein Banner mit fremdenfeindlichen Botschaften entrollt wurde.
pab
02.10.2023, 17:42
02.10.2023, 18:06
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Am 30. September führte die Junge Tat zum ersten Mal südlich der Alpen eine Aktion durch. Die Gruppe hängte ein Transparent mit einer fremdenfeindlichen Botschaft ans Castelgrande in Bellinzona.
RSI hat das Video analysiert, das die Rechtsextremen einen Tag später auf ihrem Telegram-Kanal gepostet haben und konnte Details der Störaktion enthüllen.
Eine Analyse der Bilder zeigt, dass mindestens vier Personen daran beteiligt waren. Keiner von ihnen wurde von der Polizei erkannt.
Mitglieder der rechtsextremen Schweizer Gruppe «Junge Tat» haben am Samstag, 30. September, an einer Demonstration in Bellinzona ein Banner mit fremdenfeindlichen Botschaften am Torre Bianca am Castelgrande entrollt. Nun haben sie auf ihrem Telegram-Kanal ein zweites Video gepostet, das Details der Aktion preisgibt.
An der Aktion sind mehrere Menschen beteiligt, wie das von mindestens drei Personen gedrehte und professionell bearbeitete Filmmaterial zeigt. Darin sind zwei Rechtsextreme zu sehen, die grüne Mütze, enge Jeans, weisse T-Shirts und Schals im Militärstil tragen, die ihre Gesichter verdecken. Auf ihnen ist die Tyr-Rune zu sehen, die in der Reichsführerschule der NSDAP verwendet worden war.
Die RSI-Analyse des Clips zeigt, dass mindestens vier Personen an der Aktion beteiligt waren: Die beiden Maskierten, die Person hinter der Kamera, die aus nächster Nähe filmte, und mindestens eine weitere Person, die von der Piazza del Sole vom Boden aus filmte.
Vielleicht sind auch fünf Personen beteiligt, denn auf dem Video erscheint eine dritte Person auf der Wendeltreppe, die zur Spitze des Turms führt. Es ist jedoch nicht sicher, ob diese Person auch etwas mit der Jungen Tat zu tun hat. Die Stadt- und Kantonspolizei griff zwar zeitnah ein, aber die Rechtsextremen konnten unerkannt entkommen.
Erste Aktion in der italienischsprachigen Schweiz
Es ist nicht auszuschliessen, dass weitere Personen an der Aktion beteiligt waren: In den Videos, die auf der von der Rechtsextremen am häufigsten genutzten Plattform Telegram gepostet wurden, sind professionell gefilmte Drohnen-Bilder zu sehen. Die Drohne muss von jemandem in unmittelbarer Nähe gesteuert worden sein.
Das am Turm entrollte, mindestens zehn Meter lange Banner wurde mit Eisenketten an den Holzbalken der Turmdecke befestigt und mit Vorhängeschlössern gesichert. Nachdem es entrollt worden war, zündeten die beiden Maskierten rote Rauchgranaten, um die Aufmerksamkeit der Passant*innen und später auch die der Internetuser*innen auf sich zu ziehen.
Die «Junge Tat» ist bekannt für Aktionen dieser Art, die mehr oder weniger auf die gleiche Weise organisiert und inszeniert werden, um fremdenfeindliche oder homophobe Botschaften zu verbreiten. Die Aktion vom 30. September war aber die erste in der italienischen Schweiz.
Die Gruppe steht unter Beobachtung durch die Bundespolizei (Fedpol). Es laufen mehrere Strafverfahren gegen ihre Mitglieder. Zwei Personen aus ihrem Umfeld, darunter der Gründer, wurden bereits wegen Rassendiskriminierung verurteilt. In Winterthur musste erst gerade die Präsidentin der städtischen SVP ihr Amt niederlegen, weil sie für ihren Online-Wahlkampf auf die Hilfe der «Jungen Tat» zurückgriff.