EU-Botschafter in der Schweiz «Wenn ihr nicht am Tisch sitzt, kommt ihr auf die Speisekarte!»

uri, mit Material von SDA

11.7.2019

Michael Matthiessen, EU-Botschafter für die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein gilt als Mann der klaren Worte. (Archiv)
Michael Matthiessen, EU-Botschafter für die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein gilt als Mann der klaren Worte. (Archiv)
Bild: Keystone

Wenig diplomatisch äussert sich der EU-Botschafter in der Schweiz. Michael Matthiessen warnt Bern mit deutlichen Worten davor, beim Rahmenabkommen den Anschluss zu verlieren.

Bei einem Anlass der finnischen Botschaft in Bern gab Matthiessen den Kurs durch, sollte das Rahmenabkommen der Schweiz mit der EU scheitern. «Wer nicht am Tisch sitzt, kommt auf die Speisekarte!», erklärte der EU-Botschafter für die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein laut «Blick».

Im Rahmen der Podiumsdiskussion, bei der auch die die Nationalräte Christa Markwalder (FDP) und Fabian Molina (SP) zugegen waren, drohte Matthiessen der Schweiz: «Wenn ihr Anschluss haben wollt, müssen gewisse Regeln befolgt werden.»

«Don't miss the train!»

Laut «Blick» erklärte der 63-Jährige, dass er ein Schweizer «Nein» zum EU-Beitritt voll und ganz akzeptiere, jedoch nicht das Zögern beim Rahmenabkommen. Hier appellierte er an die Schweiz: «Don't miss the train!», denn womöglich sei der EU-Zug nämlich bald abgefahren.



«Wir gehen oft zu stark ins Detail und vergessen das gesamte Bild», warb der Däne für eine breitere Sicht auf das Rahmenabkommen. So würde auch die Schweiz mit einem Zugang zum EU-Markt mit über 500 Millionen Einwohnern stark profitieren: An jedem Arbeitstag komme es zum Austausch von Dienstleistungen und Waren im Wert von 1,8 Milliarden Franken.

Brüssel reisst der Geduldsfaden

Wie «Blick» berichtet, spendeten zahlreiche Botschafter aus anderen Staaten Matthiessen Applaus. Wenig überrascht von den Aussagen des EU-Botschafters zeigte sich Christa Markwalder gegenüber der Zeitung, denn Matthiessen spreche «immer eine deutliche Sprache». Fabian Molina hingegen konstatierte, die Botschaft des EU-Diplomaten sei «tatsächlich so deutlich wie noch nie». Brüssel reisse langsam der Geduldsfaden – der Ball liege nun bei der Schweiz.



Die Schweiz hat mit der EU für die Reglung der künftigen Beziehungen ein institutionelles Abkommen (Insta) ausgehandelt, den seit vergangenem Jahr vorliegenden Vertragsentwurf bislang aber nicht unterschrieben. Das Parlament in Bern verlangt mehr Zeit und insbesondere Präzisierungen beim Lohnschutz, bei den staatlichen Beihilfen und der Unionsbürgerrichtlinie. Die EU-Kommission lehnte Nachverhandlungen bislang ab und erhöhte den Druck auf die Schweiz, indem sie die Anerkennung für die Schweizer Börse jüngst auslaufen liess.

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