Ab 2022 dominantDas kommt mit der Omikron-Variante auf die Schweiz zu
Von Andreas Fischer
15.12.2021
Task-Force-Chefin Stadler: «Auch Geimpfte werden sich mit Omikron anstecken»
Tanja Stadler, Präsidentin der nationalen Covid-Task-Force, informierte am 14.Dezember 2021 über den Wissenstand in Sachen Omikron. «Wir erwarten, dass Omikron auch in der Schweiz dominant wird», so Stadler.
14.12.2021
So schnell war das Coronavirus noch nie: Die Omikron-Variante verbreitet sich mit rasender Geschwindigkeit und könnte noch vor Weihnachten in Europa dominieren. Hoffnungen auf mildere Verläufe sind trügerisch.
Von Andreas Fischer
15.12.2021, 02:32
15.12.2021, 08:06
Von Andreas Fischer
Die Omikron-Variante des Coronavirus verbreitet sich schneller als die Delta-Variante und dürfte auch die Situation an den Schweizer Spitälern verschärfen. Einer vagen Hoffnung auf mildere Verläufe erteilte Tanja Stadler, Präsidentin der wissenschaftlichen Covid Task Force des Bundes, an einer Medienkonferenz in Bern eine Absage (hier findest du den Live-Ticker zum Nachlesen): Meldungen über mildere Verläufe seien nicht durch belastbare Daten gestützt. Ein Überblick über die Faktenlage.
Dominant schon vor Weihnachten?
Nach Einschätzung von Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel (Schweiz), wird die Omikron-Variante alle anderen Varianten schon in Kürze europaweit verdrängt haben. «Im Moment ist Omikron in Europa noch selten», sagte er in einem am Montag auf der Website der Universität veröffentlichten Interview. «Aber wenn die Entwicklung so weitergeht, wird Omikron in etwa zwei bis vier Wochen in Europa vorherrschend sein.»
Daten aus Dänemark und Grossbritannien legten nahe, dass sich die Zahl der Omikron-Ansteckungen alle drei bis vier Tage verdopple. Der britische Gesundheitsminister Sajid Javid ging am Montag davon aus, dass Omikron innerhalb der nächsten 48 Stunden in London die dominierende Variante wird, wie Reuters meldet.
In der Schweiz ist derzeit nicht klar, wie stark die Omikron-Variante verbreitet ist. Die letzten Zahlen vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) datieren vom 3. Dezember. Omikron soll damals 2,7 Prozent der Neuinfektionen ausgemacht haben. Das BAG konnte auf Anfrage keine aktuelleren Zahlen nennen und auch nicht erklären, ob es Probleme mit der Sequenzierung gibt und warum die entsprechenden Informationen auf dem Covid-19-Dashboard veraltet sind.
Taskforce-Chefin Tanja Stadler rechnet für die Schweiz mit einer Omikron-Dominanz Anfang 2022. Nimmt man Daten aus Dänemark zum Vergleich, dann muss man allerdings davon ausgehen, dass Omikron in der Schweiz nicht mehr weit entfernt von der Dominanz ist. In dem skandinavischen Land war der Anteil der Omikron-Fälle Anfang Dezember ähnlich hoch, eine Woche später lag er bei 13 Prozent. Das Staten Serums Institutegeht von einer Omikron-Dominanz im Laufe dieser Woche aus.
Wie schwer sind die Verläufe?
Zur Schwere der Verläufe bei Omikron laufen derzeit etliche wissenschaftlichen Untersuchungen, bestätigte Ergebnisse gibt es noch kaum. «Wir gehen davon aus, dass die Krankheitsverläufe von Omikron mit jenen der Delta-Variante vergleichbar sind», sagt Tanja Stadler. Nach der starken Ausbreitung in Südafrika mit relativ wenigen schweren Verläufen hatte es zunächst die Hoffnung gegeben, die neue Variante könne womöglich mildere Verläufe hervorrufen als die bisher bekannten.
Dabei ist allerdings unter anderem zu beachten, dass der Altersdurchschnitt in Südafrika deutlich niedriger als in der Schweiz und vielen anderen westlichen Ländern ist. Vulnerabel gegenüber dem Coronavirus sind vor allem ältere Menschen.
Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson bestätigte am Montag das erste Omikron-Todesopfer: «Omikron sorgt für Spitaleinlieferungen, und traurigerweise gibt es mindestens einen bestätigten Todesfall mit Omikron», so der Premierminister beim Besuch eines Impfzentrums.
Wie entwickelt sich die Spitalauslastung?
Dass sich die Lage in den Spitälern trotz der mutmasslich milderen Omikron-Variante entspannt, ist ein trügerischer Schluss. «Auch wenn es heisst, dass es tendenziell nur wenige schwere Verläufe gibt, so sagt dies noch nichts über die Virusvariante Omikron aus», sagt Richard Neher. Viele Menschen, die sich nun damit infizieren, hätten bereits eine Covid-Infektion durchlaufen oder seien geimpft. «Dies ist wohl der Hauptgrund für die wenigen schweren Verläufe, nicht die Eigenschaften des Virus selbst.»
Die Übertragungsrate sei bei Omikron laut Richard Neher dreimal so hoch wie bei Delta. «Das liegt jedoch nicht an dem Virus selbst, sondern daran, dass sich eben vermehrt auch geimpfte und genesene Menschen anstecken.» Gegen eine Ansteckung seien Geimpfte bei der Delta-Variante besser geschützt gewesen als nun bei Omikron. Zumindest aber seien Geimpfte und vor allem Geboosterte nach den bisherigen Hinweisen auch bei der Omikron-Variante wohl weiter vor einem schweren Verlauf der Krankheit Covid-19 geschützt.
In einer online übertragenen Podiumsdiskussion wiesen auch Fachleute der Universität Bern in der vergangenen Woche darauf hin, dass die Immunreaktion auf die Omikron-Variante deutlich schlechter ist als bei den vorangegangenen. Sprich: Mehr Menschen stecken sich an. Und das kann zum Problem werden. «Weil sich Omikron schneller verbreitet, werden die Hospitalisierungen schneller zunehmen», erklärte Tanja Stadler. Die Belastung der Spitäler werde höher sein als mit der Delta-Variante.
Auch der neue deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach erklärte per Twitter, «weshalb Corona-Varianten, die viel ansteckender sind, deutlich mehr Menschen töten als tödlichere, die sich nicht schnell ausbreiten». Der Grund liegt im exponentiellen Wachstum der Ansteckungen: Wenn sich viel mehr Menschen infizieren, ist auch die absolute Zahl der Spitaleintritte und allfälligen Todesfälle höher.
Das Labor, das Omikron entdeckte
In einem Labor im südafrikanischen Johannesburg haben Wissenschaftler vor einigen Wochen die neue Omikron-Variante entdeckt, die seitdem weltweit für Aufsehen sorgt. Anfang November wurden die Wissenschaftler auf eine Anhäufung von Corona-Fällen a
13.12.2021
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA, dpa und AFP.