Vor oder zurück? Eine Stunde mehr oder weniger Schlaf? Fun Facts zur Zeitumstellung

Andrea Moser/red.

28.10.2023

In der Schweiz werden zweimal pro Jahr an den Uhren gedreht: Sommer- und Winterzeit werden jeweils im März und Oktober angepasst.
In der Schweiz werden zweimal pro Jahr an den Uhren gedreht: Sommer- und Winterzeit werden jeweils im März und Oktober angepasst.
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Im Oktober werden die Uhren eine Stunde zurück auf Winterzeit gestellt. Und im März dann wieder eine Stunde nach vorne. Aber warum eigentlich? Uns warum es die «Winterzeit» eigentlich gar nicht gibt – und weitere Fun Facts rund um die Zeitumstellung.

Andrea Moser/red.

«Winterzeit» gibts gar nicht

Auch wenn vermutlich die meisten Menschen von der Sommer- und Winterzeit sprechen: Die Winterzeit gibt es im Zusammenhang mit der Zeitumstellung nicht. Das schreibt das Eidgenössische Institut für Metrologie (Metas) in einer Mitteilung. Es gibt nur die Normalzeit und die Sommerzeit. Normalzeit ist in der Schweiz seit über 125 Jahren die mitteleuropäische Zeit.

Die Zeitumstellung passiert jeweils in den Nachtstunden.
Die Zeitumstellung passiert jeweils in den Nachtstunden.
Dpa

Eselsbrücken helfen bei der Umstellung

Als Gedankenstütze, wann die Uhren vor- und wann zurückgestellt werden, existieren diverse Eselsbrücken. Drei Beispiele:

Die Zeitumstellung ist wie die Temperaturen: Im Sommer im Plus und im Winter im Minus. Sprich: Im Frühling wird vorgestellt (plus), im Herbst zurück (minus).

Im Frühjahr kommen die Gartenmöbel vor die Tür, im Herbst zurück in den Schuppen.

Es gilt die 2-3-2-Regel: Erst im Frühjahr von 2 auf 3 Uhr, später im Herbst von 3 auf 2 Uhr umstellen.

Um sich die Richtung beim Umstellen der Uhr zu merken, existieren mehrere Eselsbrücken.
Um sich die Richtung beim Umstellen der Uhr zu merken, existieren mehrere Eselsbrücken.
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Die Zeitumstellung macht aus uns Geizhälse

Kein Scherz: Forschende der US-Universität Berkeley haben herausgefunden, dass die Zeitumstellung einen Einfluss auf das Spendenverhalten von Menschen hat. In der Woche nach der Zeitumstellung spendeten Menschen in den USA rund zehn Prozent weniger. Dieser Rückgang sei in Ländern, die keine Zeitumstellung haben, nicht beobachtet worden, schreiben die Forschenden.

Schuld daran ist, wie könnte es anders sein, einmal mehr der gestörte Biorhythmus, der zu Schlafmangel führen kann. Dieser tritt allerdings vor allem bei der Umstellung von der Normal- auf die Sommerzeit auf, bei der wir eine Stunde verlieren.

Die Zeitumstellung kann schädlich sein

Ja, die Zeitumstellung kann nicht nur aufs Gemüt schlagen, sie kann weit grössere Folgen haben. Unser Körper hat quasi einen Mini-Jetlag. Forscher in München haben die Auswirkung der Zeitumstellung von Sommer- auf Normalzeit an 55'000 Menschen untersucht. Dabei wird der Biorhythmus weit mehr gestört als angenommen.

Gesundheitlich bedenklich sei beispielsweise, dass viele Funktionen an den Biorhythmus gekoppelt seien. So würden sich etwa der Blutdruck, die Pulsfrequenz oder gar die Körpertemperatur durch die Zeitumstellung kurzzeitig beeinflusst werden.

Kühe geben weniger Milch

Auch Kühe müssen sich erst an den neuen Rhythmus gewöhnen. Das ist für die Tiere stressig und kann tatsächlich dazu führen, dass sie weniger Milch geben. Einige Bäuerinnen und Bauern gewöhnen ihre Kühe daher schon in der Woche vor der Zeitumstellung langsam an die künftige Melkzeit. Dabei werden die Kühe jeden Tag etwas früher gemolken. Das kann übrigens auch bei der Fütterung des Haustiers versucht werden.

Schweizer Uhren ticken erst seit 1981 in der Sommerzeit

Am 29. März 1981 um 2 Uhr hatten Schweizerinnen und Schweizer zum ersten Mal das Vergnügen mit der Sommerzeit. Davor gab es nur die Normalzeit. Die Schweiz und Liechtenstein bildeten eine Zeit lang sogar eine eigene Zeitinsel, da alle Nachbarstaaten die Zeitumstellung bereits früher einführten. So kam es vor, dass es in der Gemeinde eines Grenzkantons eine Stunde später war als in der Nachbargemeinde, die nicht mehr auf Schweizer Staatsgebiet lag.

Unsere deutschen Nachbarn waren mit der Zeitumstellung allerdings nur ein Jahr früher dran. Eine Ausnahme war die Exklave Büsingen am Hochrhein. Da diese von Schweizer Staatsgebiet umgeben ist, führte Büsingen die Zeitumstellung erst ein Jahr später zusammen mit der Schweiz ein.

Die Sommerzeit existiert seit 1981 in der Schweiz.
Die Sommerzeit existiert seit 1981 in der Schweiz.
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Kanada ist Rekordland bei der Zeitumstellung

Wenn sich jemand mit der Zeitumstellung auskennt, dann die Kanadier*innen. Immerhin hält Kanada den Rekord für die meisten Sommerzeitperioden. Bereits im Jahr 1908 gab es in der kanadischen Provinz Ontario eine Zeitumstellung. Wie Recherchen von «timeanddate.de» zeigen, fand die erste Zeitumstellung somit nicht in Deutschland statt, sondern in Kanada.

Deutschland war allerdings das erste Land weltweit, das zusammen mit Österreich-Ungarn die Zeitumstellung während des Ersten Weltkriegs 1916 flächendeckend einführte. Nach dessen Ende wurde die Zeitumstellung wieder abgeschafft. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie 1940 erneut eingeführt, verschwand aber 1950 vorläufig wieder.

Europa und die Zeitumstellung: eine Hassliebe

In Europa ist die Zeitumstellung eine grosse Sache. Fast alle Länder stellen die Zeit am gleichen Datum um. Im Wirtschaftsraum EU ist Island das einzige Land, das die Zeitumstellung abgeschafft hat. Ebenfalls keine Zeitumstellung mehr gibt es in Belarus und Russland.

Auf anderen Kontinenten ist die Quote nicht so hoch wie in Europa. Insgesamt stellen weltweit nicht einmal die Hälfte aller Länder die Uhren um. Die Mehrheit hat keine Zeitumstellung mehr oder hatte diese bisher auch noch nie, beispielsweise Länder, die nahe am Äquator liegen. Dort macht die Zeitumstellung keinen Sinn.

In Asien hatten viele Länder in der Vergangenheit die Zeitumstellung, verzichten inzwischen aber darauf. In Afrika ist die Zeitumstellung nur in wenigen Ländern bekannt, in den meisten wurde sie gar nie eingeführt.

Andere Länder – andere Zeitumstellung

Nicht in allen Ländern, die die Zeitumstellung kennen, gehen die Uhren jeweils Ende Oktober eine Stunde zurück. Auf Bermuda beispielsweise werden die Uhren erst eine Woche später im November auf Normalzeit gestellt. Auch in Kanada und in den USA gilt in vielen Regionen in diesem Jahr der 6. November als Datum der Zeitumstellung.

In Grönland gibt es sogar innerhalb des Landes verschiedene Daten. Einige Regionen stellen in diesem Jahr bereits am 29. Oktober um, andere dagegen erst am 6. November.

Zeitwahnsinn in Marokko wegen Ramadan

Zweimal pro Jahr die Zeit umstellen war den Marokkaner*innen wohl zu wenig. Mehrere Jahre gab es in Marokko vier Zeitumstellungen. Grund dafür war der Ramadan. Im Ramadan müssen gläubige Muslime bis zum Sonnenuntergang fasten. Mit der Umstellung auf die Normalzeit ging die Sonne eine Stunde früher unter.

Im Jahr 2018 beispielsweise begann die Sommerzeit am 25. März, endete aber am 13. Mai bereits wieder. Nach Ende des Ramadans wurden die Uhren am 17. Juni wieder eine Stunde nach vorne auf die Sommerzeit gestellt. Am 28. Oktober war die Sommerzeit dann zum zweiten Mal vorbei. Die Uhren gingen eine Stunde zurück zur Normalzeit.

Nach 2018 hat Marokko die Zeitumstellung zwar abgeschafft, in manchen Regionen wird die Uhr während dem Ramadan trotzdem noch eine Stunde zurückgestellt.

Schweizer*innen und die Zeitumstellung

Für alle gilt: Bei jeder Zeitumstellung wird eine Stunde gewonnen, respektive geht eine Stunde verloren. Im Video hat blue News bereits im Frühling 2022 bei Schweizer*innen nachgefragt, was sie von der Zeitumstellung halten. Damals machte der US-Senat Schlagzeilen, indem er ein Gesetz zur Abschaffung der Zeitumstellung verabschiedete. 

«Das ganze Jahr Sommerzeit wäre besser»

«Das ganze Jahr Sommerzeit wäre besser»

Ab Sonntag gehen die Uhren wieder eine Stunde vor: Die verlorene Zeit gibt's erst im Herbst zurück – dafür ist es bis dann abends länger hell. blue News hat nachfragt, was Schweizer*innen von der Zeitumstellung halten.

25.03.2022