Vier Wochen nach den letzten Lockerungen So fällt die Bilanz der betroffenen Branchen aus

red

26.7.2021

Die Sonnenterasse auf dem Stanserhorn: Die Bevölkerung nutzt die Lockerungen und geht vermehrt in Restaurants.
Die Sonnenterasse auf dem Stanserhorn: Die Bevölkerung nutzt die Lockerungen und geht vermehrt in Restaurants.
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Vor vier Wochen sind die letzten Öffnungsschritte gekommen. Was hat sich in betroffenen Branchen geändert?

red

Ende Juni überraschte der Bundesrat und lockerte mehr als erwartet: So fiel etwa die Maskenpflicht im Freien weg, ebenso die Platzbeschränkungen im Restaurant. Clubs durften wieder aufmachen, und die Homeoffice-Pflicht wurde aufgehoben.

Wie fällt die Bilanz nach vier Wochen aus? In der Gastronomie gebe es immer noch deutliche Kapazitätseinschränkungen, stellt Gastrosuisse auf Anfrage von «blue News» fest. Man hoffe, dass mit den Öffnungen ein kostendeckender Betrieb wieder möglich sei. «Wir stellen aber fest, dass die Bevölkerung die Lockerungen nutzt und die Restaurants nach dem langen Lockdown wieder sehr gut ausgebucht sind.» In normalen Zeiten würden jeden Tag 2,5 Millionen Menschen in Gastrobetrieben einkehren, momentan könne man aber keine konkreten Zahlen nennen.

«Popcorn und Kino gehören zusammen»

Philippe Täschler, CEO von blue Cinema – das zum gleichen Unternehmen wie «blue News» gehört – sagt: «Wir freuen uns, endlich wieder Besucherinnen und Besucher willkommen zu heissen. Das Besucheraufkommen befindet sich im gesetzlichen Rahmen, sprich in den vorgegebenen Mengen an Zuschauern. Im Kino handelt es sich derzeit um zwei Drittel der Zuschauer. Unter diesen Voraussetzungen sind wir sehr zufrieden mit der Auslastung.»

«Oberste Priorität geniessen die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeitenden und Gäste», so Täschler weiter. «Darum haben wir strikte Sicherheits- und Hygienemassnahmen. Diese Massnahmen werden sehr gut umgesetzt. Gäste und Mitarbeitende fühlen sich sicher. Gäste schätzen insbesondere, dass es jetzt auch wieder Getränke und Popcorn gibt. Dies war zu Beginn aufgrund des Konsumationsverbots nicht der Fall, was uns doch beschäftigt hatte. Popcorn und Kino gehören zusammen!»

Tourismus braucht Jahrzehnte

Bis sich der Schweizer Tourismus vollständig von der Covid-19-Pandemie erholt hat, wird es Jahrzehnte dauern. Dieser Auffassung ist Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus. Das Jahr 2021 dürfte noch schlechter ausfallen als 2020.

Unsicherheit und Kurzfristigkeit würden den Tourismus noch lange begleiten, sagte Nydegger in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Man müsse sich darauf einstellen, dass immer wieder irgendwo ein Virenherd auftauche. Der Schweizer Tourismus müsse sich «in dieser neuen Welt zurechtfinden».

Bis sich der Schweizer Tourismus vollständig von der Covid-19-Pandemie erholt hat, könnte es Jahrzehnte dauern. (Archivbild)
Bis sich der Schweizer Tourismus vollständig von der Covid-19-Pandemie erholt hat, könnte es Jahrzehnte dauern. (Archivbild)
Bild: Keystone/Urs Flueeler

Im laufenden Jahr verlaufe die Erholung träger als er sich das gewünscht habe, sagte Nydegger. Gemessen an den Hotel-Übernachtungen werde die Schweiz 2021 «voraussichtlich nochmals 5 Prozent schlechter abschneiden» als im vergangenen Jahr.

Für Nydegger ist das «keine gute Nachricht, denn 2020 war das schlimmste Jahr der Geschichte». Der Einbruch im laufenden Jahr habe nicht mit dem Sommer zu tun, sondern mit der schlechten Wintersaison. Für den Sommer rechne er gegenüber 2020 mit einem leichten Plus, aber nicht mit einem guten Sommer.

Den Gästen die Politik erklären

Nicht einfach ist die Lage für Clubs, die ein Covid-Zertifikat verlangen müssen. Sie sind mitten in der Debatte, und so müssen Türsteher den Gästen oft die Pandemiepolitik und die aktuellen Massnahmen erklären oder sie über die nächste Gelegenheit zum Testen informieren, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.

Allgemein werde das Zertifikat aber gut angenommen, stellt die Branche fest, auch wenn der Einlass so manchmal länger daure. 

Einen erneuten Lockdown verhindern

Und wie geht es weiter? Gastrosuisse findet schwer abzuschätzen, was im Herbst und Winter komme. «Wir erwarten allerdings, dass die vorbereitenden Massnahmen, die der Bundesrat jetzt trifft, einen erneuten Lockdown verhindern.»

Zudem dürften nicht nur epidemiologische Richtwerte berücksichtigt werden, sondern auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte. «Allein die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitswesens würde erneute Massnahmen begründen, aber da nun die Risikogruppe zum allergrössten Teil geimpft ist, sollte das gar nicht mehr möglich sein.»