Erkältungssymptome Ergibt die Coronateststrategie in der Grippesaison noch Sinn?

Von Julia Käser

21.9.2020

Hausärztinnen und Hausärzte sind vermehrt mit Personen, die Erkältungssymptome aufweisen, konfrontiert. 
Hausärztinnen und Hausärzte sind vermehrt mit Personen, die Erkältungssymptome aufweisen, konfrontiert. 
Bild: Keystone

Trotz typischer Symptome verzichten Ärzte darauf, ihre Patienten zum Covid-19-Test zu schicken. Im Hinblick auf die nahende Grippesaison muss laut Experten ohnehin eine neue Teststrategie her. 

«Es ist wichtig, dass man bereits bei geringen Symptomen testet», sagte Stefan Kuster, Coronavirus-Experte beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), kürzlich im «Bluewin»-Interview. Die Ansage des BAG ist klar: Personen, die Covid-19-kompatible Krankheitsanzeichen aufweisen, müssen zum Test. 

Diese Vorgabe wird momentan aber längst nicht von allen Hausärztinnen und Hausärzten umgesetzt. «Bluewin» weiss von mehreren Patienten, die in den letzten Wochen unter Halsschmerzen litten und sich schlapp fühlten – trotzdem wurden sie von den behandelnden Ärzten nicht zum Coronatest geschickt.

Vielmehr rieten ihnen diese dazu, erst einmal zu Hause zu bleiben und abzuwarten, ob die Symptome in den nächsten zwei, drei Tagen verschwinden würden. Sollte dies nicht der Fall sein, könne immer noch getestet werden. 

«Grosses Interesse am Auffinden von Coronakranken»

Angesprochen auf das Vorgehen der Mediziner sagt Tobias Bär, Sprecher der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), es sei korrekt, dass Personen, die festgelegte klinische Kriterien erfüllten, einen PCR-Test machen sollten. Aber: «Die Beurteilung, ob eine Person symptomatisch ist, obliegt der jeweiligen Ärztin oder dem jeweiligen Arzt.»

Grundsätzlich sei es Sache der Ärztinnen und Ärzte, das Vorgehen festzulegen, sagt auch Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt. «Aktuell besteht allerdings ein grosses Interesse am Auffinden von Personen, die mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert sind.» Denn nur so könnten Isolation und Quarantäne nach den Empfehlungen des BAG angeordnet werden. 

Der PCR-Test

Der vollständige und komplizierte Name für den PCR-Test lautet «Realtime Reverse Transkriptase Polymerase-Kettenreaktion». Durch den Einsatz sogenannter fluoreszierender Stoffe sieht man, ob Gensequenzen des Virus vorliegen oder nicht. Der Nachweis für SARS-CoV-2 läuft über Abstriche aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum.

Klar ist: Im Herbst werden sich die Fälle von Patientinnen und Patienten mit Erkältungs- oder Grippesymptomen häufen. Hausärzte sind deshalb immer öfter mit der Frage nach einem Covid-19-Test konfrontiert. Das spiegelt sich auch in den hohen Testzahlen der letzten Wochen wider. 

Schnelltests für Kinder

Vor diesem Hintergrund sei eine Überprüfung der geltenden Teststrategie angebracht, sagt Hauri. «Je nach Entwicklung wird es kaum mehr sinnvoll sein, alle Personen mit Erkältungszeichen den derzeit üblichen Tests zu unterziehen.»

Dies gelte insbesondere für Kinder. Laut Hauri, dem obersten Kantonsarzt der Schweiz, könnten hierbei zuverlässige Antigen-Schnelltests künftig eine richtungsweisende Rolle spielen. 

Auch bei der GDK heisst es, die Beprobungskriterien – also die Kriterien, die vorgeben, welche Personen labordiagnostisch abgeklärt werden sollen – seien nach wie vor eine nationale Aufgabe. «Die Strategie wird derzeit unter Federführung des Bundes und mit Blick auf die Grippesaison geschärft.»

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Auch in Deutschland wappnet man sich 

Nicht nur in der Schweiz gibt die künftige Teststrategie zu reden. In Deutschland ist man ebenfalls dabei, sich auf die kühlere Jahreszeit vorzubereiten. Wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) jüngst bekannt gab, sind deshalb unter anderem eine neue Teststrategie sowie zentrale Anlaufstellen geplant, an die sich Patientinnen und Patienten mit klassischen Atemwegssymptomen wenden können. 

Die sogenannten «Fieberambulanzen» sollen gemäss Spahn idealerweise bald flächendeckend zugänglich sein. Die Teststrategie für Herbst und Winter ist – wie in der Schweiz – noch in Ausarbeitung.

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