Schub für Corona-Impfstoffe? Tessiner Forschende finden Antikörper gegen alle Varianten

uri

27.1.2023

Filippo Bianchini und Virginia Crivelli zeigen eine grafische Darstellung der «Coldspots» auf dem Spke-Protein des Coronavirus. 
Filippo Bianchini und Virginia Crivelli zeigen eine grafische Darstellung der «Coldspots» auf dem Spke-Protein des Coronavirus. 
Handout IRB

Die Bekämpfung des Coronavirus ist vor allem deshalb so schwierig, weil es rasend schnell mutiert. Jetzt aber haben Tessiner Forschende Antikörper entdeckt, die gegen alle Varianten wirken. 

uri

Am Institute for Research in Biomedicine IRB in Bellinzona haben zwei Doktoranden eine Entdeckung gemacht, die einen Durchbruch im Kampf gegen Coronaviren bedeuten könnte.

Bei ihrer Analyse von zehn Millionen Coronavirus-Sequenzen konnten Virginia Crivelli und Filippo Bianchin feststellen, dass einige Bereiche des Spike-Proteins auf der Virusoberfläche – mit dem das Virus an menschliche Zellen andockt – bedeutend stabiler sind, als bislang angenommen.

15 Bereiche, die sich nicht verändern

Während sich der grösste Teil des Virus schnell verändert, was ein grosses Problem für die Entwicklung von wirksamen Impfstoffen und Medikament darstellt, «haben wir 15 Bereiche entdeckt, die sich nicht verändern», teilte Biomedizinerin Crivelli mit. «Man nennt diese Regionen ‹Coldspots›.»

Bei weiteren Analysen von Proben genesener Covid-Patient*innen stellten die Forschenden zudem fest, dass einige wenige von ihnen über spezifische Antikörper verfügen, die genau zu diesen Coldspots passen. «Diese Antikörper sind sehr selten», erklärt Bianchini. Man habe sie auch erst dank einer neuen Methode überhaupt finden können.

In Laborexperimenten konnten die gefundenen Antikörper bereits die Zellen vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen – und das selbst bei den neuesten Varianten.

Basis für künftige Gegenmassnahmen

Der Befund macht indes auch Hoffnung für künftige Entwicklungen bei den Viren: «Es ist wahrscheinlich, dass in Zukunft neue Coronaviren auftauchen, die Menschen infizieren werden», sagt Davide Robbiani, Direktor des IRB und Koordinator der Studie, zu Radiotelevisione Svizzera (RSI).

Die Erkenntnisse deuteten indes darauf hin, «dass es schon jetzt möglich werden könnte, Gegenmassnahmen zu entwickeln, die auf breiter Basis gegen gegenwärtige und auch zukünftige Coronaviren wirksam sind».

Angesichts der Bedeutung der Entdeckung wurde die Studie aus dem Tessin bedeutend schneller als üblich in der Zeitschrift «Science Immunology» veröffentlicht.

Ein Labormitarbeiter sequenziert das Coronavirus.
Ein Labormitarbeiter sequenziert das Coronavirus.
Archivbild. Keystone