Kremlkritiker rausgeschnittenSRF-Dokfilm wird von russischer Propaganda-Show missbraucht
zis
22.2.2024
SRF berichtete im Februar mit zwei Dokfilmen aus Russland. Das blieb auch dem russischen Staatsfernsehen nicht verborgen. Die Filme wurden zusammengeschnitten und für Propaganda missbraucht.
zis
22.02.2024, 10:24
22.02.2024, 10:31
zis
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
SRF-Korrespondent Christof Franzen drehte zwei Dokfilme in Russland.
Das russische Staatsfernsehen hat Aufnahmen daraus für die eigene Propaganda genutzt.
Das wiedergegebene Bild ist damit allerdings verfälscht.
In einem zweiteiligen Dokumentarfilm berichtete der ehemalige SRF-Russland-Korrespondent Christof Franzen in den vergangenen Wochen über das Leben in Russland mit dem Krieg. Franzen besuchte unter anderem einen Schweizer, der in Sibirien wohnt.
Am Dienstag war der SRF-Korrespondent nun «zu Gast» in einer Propaganda-Show des russischen Staatsfernsehens – unfreiwillig. Denn die Fernsehproduzenten schnitten kurzerhand den Dokfilm zusammen, um ihn für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen.
Moderatorin Olga Skabeyeva, bekannt als eine der Top-Propagandistinnen Russlands, erklärte dabei laut «SRF», Franzen sei nur nach Russland gereist, um zu zeigen, dass alle «barbarisch, dumm und betrunken» seien. Vor Ort sei der Schweizer Korrespondent dann aber nur «freundlichen, fleissigen – und vor allem patriotischen Menschen» begegnet.
Botschaften verfolgen Berichterstattung genau
Tatsächlich ist das Bild massiv verfälscht. So erzählt Franzen immer wieder, dass sich Leute abseits der Kameras kritisch zum Krieg geäussert hatten. Eine junge Frau sagte, sie wünsche sich, dass der Mensch im Zentrum stehe. «Nicht wie jetzt: Menschen in den Krieg schicken, auf die Schlachtbank, die dort wiederum andere umbringen.»
Christof Franzen traf in den beiden «Reporter»-Filmen auch Menschen, die positiv über den Krieg sprachen – etwa eine ältere Dame, die sagte, Russen und Ukrainer seien «ein Volk». Ausserdem sprach er mit einer Gruppe Frauen, die Tarnnetze für Soldaten nähen. Im Beitrag des russischen Staatsfernsehens wurden ausschliesslich Befürworter des Kriegs gezeigt, Gegner werden konsequent herausgeschnitten.
Der aktuelle SRF-Korrespondent David Nauer sagt, die russischen Botschaften würden die Berichterstattung über den Krieg sehr genau verfolgen. So würden etwa die Diplomaten in der Schweiz SRF schauen oder Online-Nachrichtenportale verfolgen. «Je nachdem wird das auch für die russische Propaganda ausgeschlachtet.»