Sprunghafter AnstiegViele Spitäler kommen bald wieder an den Anschlag
uri/lmy
19.8.2021
Mit den steigenden Zahlen müssen auch mehr Patienten auf der Intensivstation betreut werden. Spitäler und Intensivmediziner schlagen Alarm – und rufen die Menschen zum Impfen auf.
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19.08.2021, 13:49
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Die Corona-Zahlen in der Schweiz steigen wieder rasant an. Gestern hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 3291 Neuinfektionen und 95 Spitaleinweisungen gemeldet. Patrick Mathys vom BAG erklärte zudem auf der Medienkonferenz am Dienstag, dass sich die Zahl der Einweisungen in die Spitäler seit Juli verzehnfacht hätten.
Die neue Taskforce-Chefin Tanja Stadler befürchtet, dass das Gesundheitssystem wieder an seine Grenzen kommen könne. Eines der Ziele in der möglicherweise bald kommenden Normalisierungsphase ist es, dessen Überlastung zu vermeiden.
Doch inzwischen schlagen mehrere Spitäler Alarm. So sei die Zahl der Hospitalisierten seit dem Ende der Sommerferien auch am Kantonsspital St. Gallen sprunghaft angestiegen, sagte ein Sprecher des Spitals dem «Blick». Wenn die schweren Fälle weiter so stark ansteigen, werde es auf den Intensivstationen bald zu Engpässen kommen.
Ab nächster Woche soll ein Besuchsstopp gelten, und eventuell müssten Operationen verschoben werden. Das Luzerner Kantonsspital hat dies bereits getan – anders sei die höhere Belastung im Intensivbereich nicht zu bewältigen, schreibt die «Luzerner Zeitung». Ein grosses Problem liegt beim fehlenden Fachpersonal in der Intensivpflege, viele haben in letzter Zeit gekündigt. In der zweiten Welle hätten viele ihre Pensen erhöht, diese Bereitschaft sei derzeit kaum mehr da.
Vorbereitung auf vierte Welle
Auch die Spitäler Schaffhausen beobachten die steigenden Fallzahlen und Hospitalisationen laut ihrem Mediensprecher mit Sorge. Hier würden derzeit bereits interne Planungen laufen, wonach man sich auf eine «mögliche vierte Welle» vorbereite.
Dramatisch sei die Situation bereits in einigen weiteren Spitälern, berichtet «20 Minuten». Auf der Intensivstation im Spital Thun seien bereits sieben von aktuell acht Plätzen belegt, zwei davon von Covid-Patienten. Hier verzeichne man seit rund einer Woche einen deutlichen Anstieg von Covid-Patienten. Am Dienstag vor einer Woche habe man indes noch keinen einzigen Covid-Patienten gehabt.
Zur Lage am Spital Schwyz erklärte Didier Naon, der Chefarzt Anästhesie und Leiter Intensivbettenstation des Spitals, die im Normalbetrieb für Covid reservierten Intensivbettenplätze seien bereits belegt. Inzwischen sei man wieder an dem Punkt angekommen, wo weitere Hospitalisationen aufgrund von Corona auf der Intensivbettenstation zu einer Einschränkung des normalen Operationsbetriebs führen würden.
Fast alle Eingewiesenen sind ungeimpft
Viele Patienten haben sich in den Ferien angesteckt und sind im Schnitt jünger als zuvor – hauptsächlich zwischen 40 und 60, teils aber auch jünger. Die eine Hälfte ist älter als 50 Jahre, die andere Hälfte jünger, so «Watson». In St. Gallen etwa ist der jüngste Patient 30 Jahre alt, im Kanton Zürich wurden in den vergangenen Wochen gemäss «Tages-Anzeiger» auch zehn Kinder und zwei Teenager eingeliefert.
Antje Heise, Leiterin der Intensivstation in Thun, sagte dem «Tages-Anzeiger», dass sie viele Patienten aus der Landbevölkerung hätten, die nicht geimpft seien. «Bei manchen verändert sich dann die Einstellung zur Krankheit», so Heise. Andere würden aber auch nach überstandener Krankheit keine Impfung wollen.
Personal unter Druck
Auch die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) schlägt Alarm. Die SGI betont, dass die Intensivstationen der Schweiz eine sehr starke Zunahme an kritisch kranken Covid-19-Patient*innen verzeichnen – darunter vermehrt auch jüngere, schreibt die Gesellschaft in einer Mitteilung. Damit würden auch die Behandlungsteams erneut einem erhöhten Druck ausgesetzt.
Die SGI empfiehlt deshalb dringend die Impfung gegen Covid-19, und zwar auch für jüngere Menschen. Die Impfung sei die entscheidende Massnahme zur erfolgreichen Bewältigung der Pandemie.