FDP-Frauen-Chefin «Elisabeth Kopp stolperte quasi über ihren eigenen Mann»

Von Monique Misteli

14.4.2023

Welches Vermächtnis hinterlässt alt Bundesrätin Elisabeth Kopp (1936-2023)? Susanne Vincenz-Stauffacher, Präsidentin der FDP-Frauen, ehrt die charismatische und zeitweise tragische Polit-Pionierin.

Von Monique Misteli

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  • Alt Bundesrätin Elisabeth Kopp ist am Karfreitag mit 86 Jahren «nach langer Krankheit» verstorben, wie der Bundesrat am Freitagnachmittag mitgeteilt hat.
  • Die Zürcher FDP-Politikerin schrieb Geschichte, als sie im Herbst 1983 im ersten Wahlgang in den Bundesrat gewählt worden war, wo sie während ihrer Amtszeit von 1984 bis 1989 dem Justizdepartement vorstand.
  • Sie galt als Pionierin in Sachen Gleichstellung zwischen Mann und Frau – auch nach ihrem Rücktritt aus dem Bundesrat setzte sie sich dafür ein und ebnete den Weg für ihre Nachfolgerinnen.
  • Die St. Galler Nationalrätin und Präsidentin der FDP-Frauen Susanne Vincenz-Stauffacher würdigt Elisabeth Kopps Schaffen.

Sie war die erste Frau im Bundesrat: Am Karfreitag ist Elisabeth Kopp, politische Vorreiterin und teilweise auch tragische Figur, mit 86 Jahren verstorben.

Susanne Vincenz-Stauffacher, Nationalrätin (SG) und Präsidentin der FDP-Frauen Schweiz, würdigt das unermüdliche Engagement einer charismatischen Wegbereiterin.

Was ist Frau Kopps Vermächtnis?

Ihr zeitlebens unermüdliches Engagement für die Gleichstellung ist wohl das grösste Vermächtnis von Frau Kopp. Sei es als Gemeinderätin von Zumikon, als Erziehungsrätin oder als sie 1979 in den Nationalrat zog, wo sie sich an vorderster Front für den Gleichstellungsartikel in der Bundesverfassung oder das neue Eherecht engagierte. Ich habe es auch immer sehr begrüsst, dass sie sich nach ihrem Rücktritt sehr gezielt zu Gleichstellungsfragen geäussert hat. Etwa in der Debatte um die Mutterschaftsversicherung. Kurz: Frau Kopp war eine sehr prägende Figur, eine charismatische Pionierin.

Zur Person
Nationalraetin Susanne Vincenz-Stauffacher posiert fuer ein Portrait an einer Medienkonferenz der FDP St. Gallen, am Mittwoch, 26. Oktober 2022, in St. Gallen. Nationalraetin Susanne Vincenz-Stauffacher tritt als Kandidat fuer die Nachfolge des zuruecktretenden SP Staenderat Paul Rechsteiner zu den Wahlen im Maerz an. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
KEYSTONE

Susanne Vincenz-Stauffacher ist Nationalrätin aus St. Gallen und präsidiert die FDP-Frauen Schweiz. Als charismatische und liberale Politikerin ebnete Elisabeth Kopp vielen Nachfolgerinnen den Weg, so Vincenz-Stauffacher über Elisabeth Kopp.

Wie haben Sie Frau Kopp persönlich erlebt?

Eine persönliche Anekdote mit Frau Kopp kann ich leider nicht teilen. Jedoch kann ich sagen, dass mich ihr Rücktritt sehr betroffen gemacht hat. Ich fand das furchtbar ungerecht, dass so eine starke Bundesrätin unter so grossem öffentlichem Druck zurücktreten musste. Besonders, weil das Bundesgericht sie später freigesprochen hat, da hat man sich schon gefragt, ob der Rücktritt ein richtiger Entscheid war. Sie stolperte quasi über ihren eigenen Mann.

Inwiefern hat Frau Kopp den Weg für Frauen in der Politik geebnet?

Für uns FDP-Frauen, und ich bin überzeugt, für alle Frauen, war Frau Kopp ein grosses Vorbild. Sie war Vorkämpferin der ersten Stunde für die Gleichstellung von Mann und Frau und sie hat sich an vorderster Front für die Einführung des Frauenstimmrechts eingesetzt. Dieses Engagement hat sie in all ihren politischen Stationen fortgeführt. Das macht uns FDP-Frauen sehr stolz.

Überschattet der Skandal ihr Schaffen?

Das glaube ich nicht. Zwar wird der Skandal, der ja auch eine Zäsur in der Schweizer Politik darstellt, in den Nachrufen erwähnt werden. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass nun nochmals Frau Kopps unermüdliches Engagement und ihre prägenden Leistungen gewürdigt werden, und dass schlussendlich eine starke, charismatische Politikerin in Erinnerung bleiben wird.

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