Züchtigung an christlicher SchuleSchwere Vorwürfe gegen Schoggi-Unternehmer Läderach
red./SDA
22.9.2023
Schwere Vorwürfe gegen Jürg Läderach: An einer christlichen Schule, die der Chocolatier 1995 mitbegründet hat, seien Kinder gezüchtigt worden – das berichtet SRF. Läderach bestreitet, je Kinder geschlagen zu haben.
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22.09.2023, 11:31
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Ehemalige Schülerinnen und Schüler einer evangelikalen Privatschule in Kaltbrunn SG berichten bei SRF von Züchtigungen und psychischer Gewalt, die sie erfahren hätten.
Züchtigungen habe auch der Schoggi-Unternehmer Jürg Läderach vollzogen, heisst es. Er war Mitbegründer der Schule.
Läderach bestreitet diese Vorwürfe gegenüber SRF vehement. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
Der Kanton St. Gallen will nun eigene Untersuchungen einleiten.
Sie denken nicht gerne an ihre Schulzeit zurück. An der evangelikalen Privatschule «Domino Servite» in Kaltbrunn SG habe «ein Klima der Angst und Kontrolle» geherrscht, berichten mehrere ehemalige Schülerinnen und Schüler jetzt bei SRF. Körperliche Züchtigung, aber auch psychische Gewalt seien an der Tagesordnung gestanden. Begangen worden seien diese von Verantwortlichen der Schule.
Zur Führungsriege der Schule gehörte auch Jürg Läderach. Der strengreligiöse Glarner Schoggi-Unternehmer hatte im Jahr 1995 den Hof Oberkirch in Kaltbrunn gemeinsam mit Gleichgesinnten übernommen und zu einer evangelikalen Schule mit Internat umgewandelt, wie eine SRF-«DOK»-Sendung nachzeichnet, die am Donnerstagabend ausgestrahlt wurde.
«Es hat nicht nach zwei, drei Schlägen aufgehört»
Ein ehemaliger Schüler, der elf Jahre lang die Schule besuchte, schildert in der Sendung, wie die Züchtigungen aussahen: Er sei ein Schlingel gewesen, habe den Mitschülern Streiche gespielt. Die Strafe? Prügel. Und wie? «Mit dem Gurt. Manchmal nur mit dem normalen Gurt, manchmal mit der Schnalle.»
Und weiter: «Man musste sich übers Bett bücken, die Hose herunterlassen und dann setzte es Schläge.» Er habe in dieser Situation versucht, seinen eigenen Körper zu verlassen, um nichts mehr zu spüren. «Denn es hat nicht nach zwei, drei Schlägen aufgehört. Es ging immer weiter.»
Hat er denn seinen Eltern nie erzählt, was ihm in der Schule angetan wurde, will die SRF-Reporterin wissen. «Ich habe nur einmal davon erzählt», antwortet der Mann, «doch das zog eine doppelte Bestrafung nach sich.» Seine Eltern seien leider zu diesem System gestanden.
Eine Betroffene, die von 1998 bis 2007 die Schule besuchte, sagt, Gewalt habe zum Alltag gehört: «Alle haben gewusst, dass Kinder geschlagen werden. Das wurde auch gepredigt.» Laut den Aussagen der ehemaligen Schülerinnen und Schüler hätte der damalige Schulleiter, Schoggi-Unternehmer Jürg Läderach und dessen Frau die Züchtigungen vorgenommen.
Läderach bestreitet Vorwürfe – und droht mit Anzeigen
Das Ehepaar Läderach bestreitet vehement, jemals Kinder geschlagen zu haben. Der Chocolatier hält gegenüber SRF in einer eidesstattlichen Erklärung fest, er habe «niemals Schülerinnen oder Schüler geschlagen oder anderweitig körperlich misshandelt». Beide betonen, Missbrauch und Gewalt sei mit ihrem christlichen Glauben nicht vereinbar. Für die beiden gilt die Unschuldsvermutung.
Läderach droht gegenüber SRF auch, er werde Anzeige erstatten, wenn künftig jemand «unwahr» behaupte, er habe Kinder geschlagen. Eine solche Anzeige sei bereits vor Ausstrahlung der «DOK»-Sendung erfolgt.
In der Doku kommt auch eine ehemalige Internatsleiterin zu Wort. Sie räumt dabei ein, Kinder gezüchtigt zu haben.
Untersuchungsbericht zweifelt nicht an Worten der Opfer
Die besagte Schule besteht bis heute, mittlerweile unter dem Namen christliche Schule Linth. Sie liess 2022, als bereits Missbrauchs-Vorwürfe laut wurden, eine Untersuchung durchführen. 58 Betroffene wurden dafür befragt. Im Schlussbericht werden laut SRF die Schilderungen der mutmasslichen Opfer nicht angezweifelt. Denn: Verschiedene Personen hätten unabhängig voneinander immer wieder gleichartige Szenen geschildert.
Der Kanton St. Gallen hat aufgrund der SRF-Sendung nun eine eigene Aufarbeitung der Vorfälle in Aussicht gestellt. Am Freitag hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA jedoch, dass es fraglich geworden sei, ob es wirklich dazu komme.
Die Behörden müssten dafür einen Opferruf machen und zu diesem Zweck die Adressen der Betroffenen erhalten. Anfragen dazu seien jedoch von den Datenbesitzern abgelehnt worden. Die Situation sei deshalb blockiert. Das weitere Vorgehen werde nun geprüft.