Presse zur neuen Zertifikatspflicht «Schweiz hat keine bessere Alternative»

sda/sob

9.9.2021 - 06:03

Ein Kellner steht in einem Restaurant in Lugano und heisst Gäste willkommen. Dank der neuen Zertifikatspflicht entfallen Masken, Mindestabstände und Trennwände.
Ein Kellner steht in einem Restaurant in Lugano und heisst Gäste willkommen. Dank der neuen Zertifikatspflicht entfallen Masken, Mindestabstände und Trennwände.
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Die Ausweitung der Zertifikatspflicht auf Restaurants, Theater, Kinos, Fitnesscenter und Bars stösst in der Schweizer Presse mehrheitlich auf eine positive Resonanz. Es sei höchste Zeit für diesen Schritt. Abwarten sei keine Option.

Der Entscheid des Bundesrates sei richtig, heisst es in einem Kommentar des «Tages-Anzeigers». Die Intensivstationen der Spitäler seien nach wie vor unter Druck. Und die Impfquote steige nur langsam. Rund 20'000 Personen liessen sich derzeit pro Tag impfen.

Bleibe es bei diesem Tempo, werde es Frühling, bis vier von fünf Schweizerinnen und Schweizer geimpft seien. Das sei zu spät. Mit dem Zertifikat liessen sich weitere Lockdowns verhindern und die Freiheiten der Geimpften erhalten.

Versagen auf breiter Front

Die Schweiz als eine der reichsten Länder der Welt leiste sich eine Wohlstands-Pandemie, kommentiert die «Neue Zürcher Zeitung». Bund und Kantone hätten versagt. Ihnen sei es nicht gelungen, ihr bestes Produkt im Kampf gegen die Epidemie, nämlich die mRNA-Impfstoffe, gut genug zu vermarkten.

Auch Teile der Wirtschaft hätten versagt, weil sie dem Staat bei seinen Bemühungen ums Impfen zu spät oder gar nicht zu Hilfe geeilt seien. Und schliesslich habe auch die Gesellschaft versagt, weil zu viele Bürgerinnen und Bürger Eigenverantwortung als Self-Care verstünden und nicht als Verantwortung für die Allgemeinheit.

Schlicht keine Alternative

Der Entscheid des Bundesrates, die Impfpflicht auszuweiten, sei verständlich, schreibt die «Aargauer Zeitung». Die Landesregierung habe derzeit schlicht keine bessere Alternative. Die Intensivstationen seien gefüllt mit Covid-Patienten. Ärzte und Pflegepersonal ächzten unter der vierten Corona-Welle.

Die Zertifikate verhinderten, dass die Freiheiten noch weiter eingeschränkt würden. Die Schliessung ganzer Branchen wäre aktuell die Alternative zum Covid-Zertifikat. Das könne niemand mehr wollen. Es koste Arbeitsplätze wie auch Einkommen und schade dem gesellschaftlichen Zusammenhang.

Rasches Handeln nötig

Der Entscheid des Bundesrates zur Ausweitung der Zertifikatspflicht kommt nach Ansicht des Kommentators im «Walliser Boten» nicht überraschend. Er habe aber eine grosse gesellschaftliche Auswirkung. An einem grossen Teil des öffentlichen Lebens könne ab Montag nur noch teilnehmen, wer geimpft, getestet oder genesen sei.

Solle das Gesundheitswesen nicht an seine Grenzen stossen, müsse jetzt gehandelt werden. Daher sei die Ausweitung der Zertifikatspflicht auch ein Zeichen der Solidarität gegenüber dem Personal in den Spitälern. So gesehen sei diese Pflicht kein Eingriff in die persönliche Freiheit, sondern der schnellste Weg, diese Freiheit baldmöglichst wieder zu erlangen.

sda/sob