Staatsrechnung 2018 Milliarden im Plus – Ueli Maurers Departement verrechnet sich völlig

sob/uri/SDA

13.2.2019

Dem Bund geht es finanziell so gut wie lange nicht mehr. 2018 schliesst mit einem Plus von 2,9 Millliarden ab – 2,6 Milliarden besser als von Finanzminister Ueli Maurer budgetiert. Die Schulden sind auf ein Rekordtief gesunken.

Statt einer schwarze Null erwirtschaftete die Eidgenossenschaft 2018 einen fetten Gewinn: Der Bund erzielte 2018 einen Überschuss von 2,9 Milliarden Franken, budgetiert war ein Plus von 300 Millionen Franken.

Wie Recherchen des «Tages-Anzeigers» zeigen, erklärt die Budgetdisziplin der Verwaltung den Überschuss nur zu einem kleinen Teil. Die Ausgaben betrugen rund 70,5 Milliarden Franken und blieben rund eine halbe Milliarde unter Budget. Hauptverantwortlich für das Ergebnis ist aber, dass sich die Einnahmen positiver entwickelt haben als erwartet. Statt der budgetierten 71,3 Milliarden Franken hat der Bund letztes Jahr 73,5 Milliarden eingenommen.

Schulden auf Stand von 1992

Finanzminister Ueli Maurer konnte letztes Jahr die Verschuldung um weitere fünf Milliarden Franken abbauen. Erstmals seit den Neunzigerjahren sind die Bruttoschulden des Bundes somit unter die Marke von 100 Milliarden Franken gefallen.

Ueli Maurer muss erklären, warum sich seine Finanzverwaltung beim Budget 2018 um 2,6 Milliarden Franken verschätzt hat. (Archivbild)
Ueli Maurer muss erklären, warum sich seine Finanzverwaltung beim Budget 2018 um 2,6 Milliarden Franken verschätzt hat. (Archivbild)
Keystone

Seit ihrem Höchststand im Jahr 2005 konnte die Verschuldung um insgesamt 30 Milliarden gesenkt werden. Die Bruttoschuldenquote, die auch das Bruttoinlandprodukt berücksichtigt, beträgt inzwischen noch 15 Prozent. Damit ist sie so tief wie seit 1992 nicht mehr. Zwischenzeitlich war sie auf 26 Prozent gestiegen.

In einer Mitteilung des Eidgenössischen Finanzdepartements vom Mittwoch hiess es, die Aussichten für die Jahre 2020 bis 2022 hätten sich aufgrund der guten Einnahmenentwicklung so weit verbessert, dass im Jahr 2020 aus heutiger Sicht keine Sparmassnahmen mehr nötig seien.

Politiker üben Kritik

Das unerwartete Plus sorgt aber nicht überall für Lob: «Diese Differenz ist tatsächlich gross», befand im «Tages-Anzeiger» CVP-Ständerat und Steuerexperte Erich Ettlin zur Staatsrechnung 2018. «Schon seit mehreren Jahren unterschätzt der Bund die Dynamik auf der Einnahmenseite. Das muss man genau anschauen.»

SP-Nationalrätin Mattea Meyer ärgerte sich über die grosse Differenz zwischen Budget und Rechnung. «Es ist einfach unglaublich», sagt sie. Jahr für Jahr schnüre das Parlament Abbauprogramme, «und dann hat der Bund am Ende trotzdem einen gigantischen Überschuss». Mattea Meyer glaubt nicht mehr an einen Zufall. «Das hat System.»

FDP-Ständerat Philipp Müller wollte hingegen keine Kritik an den Finanzprognosen des Bundes üben. «Wir sollten froh sein über diese Überschüsse und den Schuldenabbau. Das ist unser Konjunkturpuffer.»

Überschüsse in den letzten Jahren

2016 schloss die Rechnung mit einem Überschuss von 750 Millionen Franken. Budgetiert war damals ein Defizit von 500 Millionen Franken. Auch in den Vorjahren stand der Bundeshaushalt oft besser da als erwartet. 2015 schloss die Rechnung mit einem Überschuss von 2,3 Milliarden statt 400 Millionen Franken.

2013 resultierte bei einem budgetierten Defizit von 400 Millionen ein Überschuss von 1,3 Milliarden Franken. 2012 hatte der Bund eine ausgeglichene Rechnung budgetiert – und einen Milliardenüberschuss erzielt. Nur im Jahr 2014 resultierte ein Defizit von 124 Millionen statt eines Überschusses von 121 Millionen Franken. Es handelte sich um das erste Defizit seit 2005.

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