Nicht den richtigen Zug bekommenSBB-Chef: «Es war ein Fehler, dass wir mit dem FV-Dosto zu viel wollten»
sda/dor
27.12.2024 - 05:57
Der SBB-Chef Vincent Ducrot räumte in einem Interview Fehler bei der Beschaffung des FV-Dosto ein. Die SBB testen bald eine umgebaute Version des Pannenzugs.
Keystone-SDA, sda/dor
27.12.2024, 05:57
27.12.2024, 06:47
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Die SBB wollen 2025 einen umgebauten Fernverkehrs-Doppelstockzug FV-Dosto-Zug im Fernverkehr testen.
Laut SBB-CEO Vincent Ducrot soll der Prototyp eine ruhigere Fahrt gewährleisten.
Ducrot räumte in einem Interview Fehler bei der Beschaffung des FV-Dosto ein.
Insbesondere seien die Erwartungen an die Züge zu hoch gewesen.
Der Dosto ist nicht nur als Pannenbahn bekannt, sondern auch als Schüttelzug.
Die SBB wollen 2025 einen umgebauten Fernverkehrs-Doppelstockzug FV-Dosto-Zug im Fernverkehr testen. Wie SBB-CEO Vincent Ducrot im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» erklärte, soll der Prototyp eine ruhigere Fahrt gewährleisten. «Der FV-Dosto sollte so ruhig fahren wie die Stadler-Doppelstockzüge», sagte Ducrot.
Die vor mehreren Jahren beschafften Züge ermöglichen nicht die erhofften schnellere Kurvenfahrten. Die SBB prüfen laut Ducrot nun, die Wankkompensation, die zu stark schüttelt, auszubauen.
Ducrot räumte im Interview Fehler bei der Beschaffung des FV-Dosto ein, insbesondere dass die Erwartungen an die Züge zu hoch gewesen seien: «Im Nachhinein war es ein Fehler, dass wir mit dem FV-Dosto zu viel wollten.» Der Zug, den die SBB bekamen, sei nicht der Zug, den sie bestellt hatten. «Es gab nachträglich über tausend Anpassungen. Das ist für uns eine Lehre», so Ducrot. Die Umbaukosten für die 62 Doppelstockzüge schätzte er auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.
Weiter sprach Ducrot über die Mehrkosten von 14 Milliarden Franken für die Bahninfrastruktur bis 2035. Diese seien durch geänderte Normen und Anforderungen notwendig geworden. «Heute haben wir bessere Mess- und Simulationsmethoden. Sie zeigen, dass bei der erhöhten Zugsdichte kein robuster und stabiler Betrieb möglich ist», sagte Ducrot.
Auch würden veränderte Vorgaben bei den Personenflüssen dazu führen, dass Bahnhöfe wie Neuenburg oder Bülach bis 2050 umgebaut werden müssten. Weil die Frequenzen steigen, müssten laut Ducrot die Perrons für längere Züge angepasst werden. Weitere Faktoren seien die Umsetzung des Zugsicherungssystems ETCS, das zu angepassten Bremskurven führe, sowie die Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes.
Auch das Bundesamt für Verkehr (BAV) betonte Ende November die Notwendigkeit der Massnahmen. So sollen mit dem Bahn-Ausbauschritt 2035 auf rund sechzig Strecken neue Viertel- und Halbstundentakte ermöglicht und die Anzahl Sitzplätze um rund zwanzig Prozent erhöht werden.
Für den Güterverkehr ist zudem ein schweizweites Expressnetz für zeitkritische Güter wie etwa Pakete oder Lebensmittel vorgesehen. All dies sei notwendig, um die weiter wachsende Mobilitäts- und Transportnachfrage bewältigen zu können, so das BAV.
Die Mehrkosten von 14 Milliarden Franken über eine Zeitperiode von zwanzig Jahren hätten das BAV und die SBB auf Fachebene errechnet. Das überarbeitete Angebotskonzept 2035 werde nun in- und extern überprüft.
SBB-Chef: «Der FV-Dosto war kein Fehlkauf»
Die SBB werden mit ihren Fernverkehr-Doppelstockzügen (FV-Dosto) in den Kurven nicht schneller fahren, obwohl dies technisch möglich wäre. Zugunsten des Fahrkomforts werde darauf verzichtet. Im Interview nennt SBB-CEO Vincent Ducrot die Gründe.