Die Juso Schweiz haben eine neue Präsidentin: Ronja Jansen löst Tamara Funiciello ab. 91 von 192 der in Trimbach SO anwesenden Delegierten der Jungsozialist*innen (Juso) Schweiz stimmten am Samstag an ihrer Jahreshauptversammlung für die 24 Jahre alte Baselbieterin.
Der Sieg Jansens im zweiten Wahlgang war äusserst knapp – ihre gleichaltrige Aargauer Rivalin Mia Jenni erhielt mit 90 Stimmen nur eine Stimme weniger.
Dies sei das Ende einer Ära, heisst es in einer Juso-Mitteilung vom Samstagabend – und der Beginn einer neuen. «Veränderungen brauchen Mut, sie brauchen Ideen. Und sie brauchen Menschen, die daran glauben», sagte die Bernerin Funiciello in ihrer Abschiedsrede. Ronja Jansen sei die Vertreterin dieser neuen Ära. Die 29-jährige Funiciello kandidiert im Kanton Bern bei den eidgenössischen Wahlen im Oktober für einen SP-Sitz im Nationalrat.
Das Patriarchat sei durch den Frauenstreik vom Juni dieses Jahres, zu dem Funiciello massgeblich beigetragen habe, ins Wanken geraten, heisst es in der Juso-Mitteilung, und das Frauen-Rentenalter werde dank der Ablehnung der AV2020 auf 64 Jahren beibehalten – und nun sei die Arbeitsverkürzung zu einer realistischen Perspektive für die Zukunft unserer Gesellschaft geworden.
Für mehr Feminismus und die 99 Prozent
Die Juso Schweiz werde weiterhin laut für mehr Feminismus und die 99 Prozent kämpfen – gegen die weitere Bereicherung der oberen 1 Prozent, diese sei nicht alternativlos. «Wir müssen den Zusammenhang aufzeigen zwischen der drohenden Klimakatastrophe und dem kapitalistischen Wirtschaftssystem, das sich nur nach den Profiten der Reichsten richtet», sagte Jansen.
An der Juso-Jahreshauptversammlung wurde auch das «Manifest für eine freie Schweiz in einer freien Welt» verabschiedet. Während die SVP in den vergangenen Jahren alles in ihrer Macht Stehende getan habe, um sich selbst als einzige Beschützerin der Freiheit zu inszenieren, sei es für die Juso von zentraler Bedeutung, dieses Feld nicht den Rechten zu überlassen und sich an den zutiefst fortschrittlichen und emanzipatorischen Aspekt des Freiheitskonzeptes zu erinnern, heisst es in der Mitteilung.
Kritik am reichsten Prozent der Gesellschaft
«Das bürgerliche Lager behauptet, Beschützer der Freiheit zu sein. Aber diese Freiheit, die fast ausschliesslich eine wirtschaftliche ist, kommt nur dem reichsten einen Prozent zugute. Unsere Freiheit ist die der 99 Prozent – soll heissen, deren Emanzipation, verbunden mit einem solidarischen und feministischen Projekt», wird Ronja Jansen zitiert.
Alle Menschen hätten das gleiche Recht auf ein gutes, das heisst: freies und selbstbestimmtes Leben, ein Leben von wirtschaftlicher Ausbeutung, gesellschaftlicher Bevormundung und staatlicher Unterdrückung, heisst es in dem Manifest.
Und weiter: «Doch diese Freiheit, ein gutes Leben führen zu können, wird tagtäglich durch mehrere Herrschaftssysteme eingeschränkt: Der Kapitalismus, das Patriarchat, Rassismus und der (Post-)Kolonialismus verunmöglichen – zwar nicht allen gleich, aber gleichwohl – einer überragenden Mehrheit der Gesellschaft ein Leben nach ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten zu führen.»
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