400 Infizierte Rekruten leiden doppelt unter der Pandemie

sob

5.3.2021

Ein Feldweibel spricht zu Rekruten, nach der Übergabe ihrer Bekleidung in Wangen an der Aare. (Archiv)
Ein Feldweibel spricht zu Rekruten, nach der Übergabe ihrer Bekleidung in Wangen an der Aare. (Archiv)
Bild: Keystone

Rekruten erheben schwere Vorwürfe gegen die Armee. Rund 400 von ihnen sind mit Corona infiziert. Dennoch gibt es keine strikte Trennung von Quarantäne und Normalbetrieb. Zudem wird der Urlaub gekürzt.

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Seit Beginn der Winter-Rekrutenschule im Januar wurden rund 400 Armeeangehörige positiv auf das Coronavirus getestet und isoliert. Das entspricht 2,6 Prozent der insgesamt 15'000 jungen Schweizerinnen und Schweizer, die eingerückt sind. 12'000 von ihnen sind Rekruten, knapp 3000 Kadermitglieder.

Einer der Corona-Patienten erhebt schwere Vorwürfe gegen die Armeeleitung. Der Rekrut absolviert seine RS bei der Artillerie auf dem Waffenplatz Bière VD und klagt über ein Stechen in der Lunge. «Mir geht es scheisse, und das Militär trägt Schuld daran», sagt er in einem «Blick»-Bericht.

Kontakte in der Kaserne unausweichlich

Anstatt Vorsicht walten zu lassen, hätten sie weiterhin Programm gehabt, klagt der 20-Jährige. Dabei hätten sie sich im selben Gebäude bewegt wie die Rekruten, die unter Quarantäne stehen. Weil sich in der Kaserne die sanitären Anlagen ausserhalb der Zimmer befinden, seien Kontakte unausweichlich.

Ein Armeesprecher kontert: Die Rekruten, die in Quarantäne oder Isolation müssten, würden streng vom Rest der Truppe abgesondert. Aber: «Trotz Anstrengungen aller Beteiligten können Ansteckungen während der Dienstzeit nicht vollständig verhindert werden.»

Rekruten und Vorgesetzte tragen Gesichtsmasken gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Dennoch infizieren sich fast 3 Prozent. (Archivbild)
Rekruten und Vorgesetzte tragen Gesichtsmasken gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Dennoch infizieren sich fast 3 Prozent. (Archivbild)
KEYSTONE

Was den 20-jährigen Rekruten weiter wurmt, ist der gekürzte Urlaub. «Seit fünf Wochen war ich nicht mehr zu Hause», sagt er. Und: Momentan gebe es auch keine Hoffnung, dass sich das ändert. Denn wer sich in Quarantäne oder Isolation befindet, muss auf dem Waffenplatz bleiben.

«Bisher nicht viel gelernt»

Für die Armeeleitung ist der gestrichene Urlaub eine wichtige Massnahme, um das Virus einzudämmen. «Aktuell wird den Rekruten und Kadern grundsätzlich ein allgemeiner Urlaub alle drei Wochen gewährt», sagt der Armeesprecher.

Für den erkrankten Rekruten ist klar: «Am besten würden sie die RS abbrechen.» Denn viel gelernt habe er bisher ohnehin nicht.