Unwetter-ÜbersichtSchiffsverkehr auf dem Zürichsee wird teils eingestellt +++ Merkel sagt Hilfe zu
Agenturen/red
15.7.2021
Überschwemmungen_Luzern
14.07.2021
Das Wichtigste in Kürze:
Der Schiffsverkehr auf dem Zürichsee wird von Freitag bis mindestens Samstag wegen Hochwassers teilweise eingestellt.
Bundespräsident Alain Parmelin machte sich am Donnerstag an verschiedenen Seen ein Bild von der Lage vor Ort.
Die Stadt Luzern bereitet sich mit weiteren Massnahmen darauf vor, dass der Vierwaldstättersee über seine Ufer tritt.
Vierwaldstätter-, Thuner- und Bielersee haben inzwischen die Hochwassergrenze überschritten. Hier gilt die höchste Warnstufe 5 «sehr grosse Gefahr».
Die Hochwasserlage spitzt sich zu. Nach der Atempause von Mittwoch hat letzte Nacht erneut Regen eingesetzt – allerdings weniger stark als vorhergesagt.
Die Aufräumarbeiten nach den Unwettern dürften an vielen Orten, so auch in Zürich, bis in den Herbst dauern.
Nirgendwo in der Schweiz hat es am Donnerstag so viel geregnet wie in Riedholz SO. Laut Zahlen, die «MeteoNews» am Abend via Twitter veröffentlichte, verzeichnete die Gemeinde im Verlauf des Tages eine Niederschlagsmenge von 80mm.
Seit Montagabend rissen viele Orte in der Schweiz zudem die Niederschlagsmenge von 100 Millimeter. Spitzenreiter hier ist Robiei, wo es in den letzten Tagen 217 Millimeter regnete. Generell sei laut «MeteoNews» wegen der starken Regenfälle schon Anfang Juli vielerorts das erwartete Monatsmittel übertroffen worden.
Der aktuelle Spitzenreiter des heutigen Tages ist #Riedholz mit über 80mm #Regen! Seit Montagabend kamen vielerorts über 100mm zusammen, in Robiei über 200mm. Seit Anfang Juli registrierten bereits mehrere Stationen #Niederschlagssummen, welche die Monatsmittel übertreffen. (gz) pic.twitter.com/0DjRl8YuW4
Maastricht: 10'000 Menschen sollen Wohnungen verlassen
Nicht nur die Schweiz und Deutschland leiden derzeit unter der Hochwasserkatastrophe. Auch in den Niederlanden ist die Lage ernst. Die südniederländische Stadt Maastricht hat nun rund 10'000 Bürger und Bürgerinnen aufgerufen, ihre Wohnungen zu verlassen und sich vor dem Hochwasser in Sicherheit zu bringen.
Mehrere Viertel der Stadt in der Provinz Limburg würden evakuiert, teilte die Stadt am Donnerstagabend mit. Es wird erwartet, dass in der Nacht die Maas so stark über die Ufer tritt, dass Wohnviertel überschwemmt werden.
Auch die Stadt Roermond evakuierte Viertel, mehrere Hundert Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Die Wasserstände der Flüsse in den Niederlanden schwellen durch die Wassermassen schnell an. Die Armee schickte mehrere Hundert Soldaten, um zu helfen.
20.43 Uhr
UN bringt Hochwasser in Verbindung mit Klimawandel
Die Vereinten Nationen sehen die Hochwasser-Katastrophe im Westen Deutschlands als Folge des fortschreitenden Klimawandels. «Es ist ein grösserer Trend in Bezug auf den Klimawandel, dass er zu grösseren Klimaextremen führt», sagte eine UN-Sprecherin am Donnerstag in New York.
Massnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise seien nötig, um Vorfälle wie jenen in Deutschland künftig zu begrenzen. Die UN bedauerte die zahlreichen Toten und sprach ihren Angehörigen ihr Beileid aus.
20.01 Uhr
So wird in der Schweiz das Wetter am Freitag
19.33 Uhr
Zahl der Todesopfer in Deutschland steigt weiter an
Ganze Landstriche sind verwüstet, Häuser weggespült: Nach Unwettern im Westen Deutschlands ist die Anzahl der Todesopfer auf mindestens 49 Menschen angestiegen. In Rheinland-Pfalz werden Dutzende Menschen vermisst. Politiker äusserten ihr Mitgefühl, dankten den Helfern und Einsatzkräften und machten sich auf den Weg ins Katastrophengebiet.
Die Lage war nach dem Dauerregen vielerorts in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen unübersichtlich. Retter und Retterinnen brachten Menschen in überschwemmten Orten zum Teil mit Booten in Sicherheit. Viele suchten auf Bäumen und Hausdächern Schutz vor den Fluten, Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), sagte am Donnerstag in Mainz: «So eine Katastrophe haben wir noch nicht gesehen. Es ist wirklich verheerend.»
NRW-Ministerpräsident und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) machte sich in Altena und in Hagen ein Bild von der Lage. Rund 440 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk und 100 Kräfte der Bundeswehr waren allein in Hagen unterwegs, um der Wassermassen Herr zu werden. Eine Reise durch Süddeutschland hatte Laschet abgebrochen und auch seine Teilnahme an der CSU-Klausur im bayerischen Seeon abgesagt.
19.16 Uhr
Schiffsverkehr auf dem Zürichsee wird teils eingestellt
Der Schiffsverkehr auf dem Zürichsee wird von Freitag bis mindestens Samstag wegen Hochwassers teilweise eingestellt. Im Kanton Zürich sind am Donnerstag rund 100 Zivilschützer wegen Hochwassers im Einsatz gestanden.
Von der Betriebseinstellung auf dem Zürichsee betroffen sind die grossen Seerundfahrten sowie alle Schiffsfahrten auf dem oberen Zürichsee, wie die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) am Donnerstagabend mitteilte.
Aufgrund des hohen Wasserstandes könne an gewissen Stationen das gefahrlose Ein- und Aussteigen der Fahrgäste nicht mehr gewährleistet werden. Deshalb müssten verschiedene Kurse eingestellt werden.
Mit einigen Einschränkungen weiter verkehrten alle Mini-Seerundfahrten und alle kleinen Seerundfahrten. Die Shuttle-Kurse von Thalwil nach Erlenbach, Küsnacht und Wädenswil, Männedorf und Stäfa sowie die Erlebnisschiffe verkehren dagegen laut ZSG fahrplanmässig.
Die rund 100 Zivilschützer unterstützten unter anderem Feuerwehren und Katastrophenstäbe, wie das Amt für Militär und Zivilschutz auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte.
18.42 Uhr
Überschwemmungen in der Romandie – Campingplatz evakuiert
In der Broye-Ebene in den Kantonen Waadt und Freiburg sind mehrere Gebiete vom Hochwasser überflutet worden. In Yvonand VD am Neuenburgersee musste der Campingplatz Menthue evakuiert werden.
Das sagte eine Sprecherin der Waadtländer Kantonspolizei der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Donnerstag auf Anfrage. Ein Dutzend Menschen musste vorübergehend in der Turnhalle des Ortes untergebracht werden.
Die Kantone Waadt, Freiburg und Neuenburg koordinieren die Einsätze in der Region, wie sie in einem Communiqué mitteilten. Die steigenden Wasserstände an den Ufern des Neuenburgersees und des Murtensees stufen die Behörden als «besorgniserregend» ein.
Die Situation werde auch in den nächsten Tagen kritisch sein. Der Pegelstand des Genfersees steigt zwar ebenfalls, die Situation ist aber weniger problematisch als rund um den Neuenburger- und den Murtensee.
18.10 Uhr
Video zeigt aktuelle Hochwasserlage in Maschwanden
Die Gemeinde Maschwanden im Kanton Zürich ist nahe der Mündung der Lorze in die Reuss gelegen. Doch längst hat sich aufgrund der Hochwassersituation das Wasser seinen Weg über den üblichen Flusslauf hinaus gebahnt. Ein Video, das «SRF Meteo» auf Twitter teilte, verschafft aus der Vogelperspektive Eindrücke über das aktuelle Ausmass der Überschwemmungen.
In Luzern steigt der Seepegel und das wollen sich die Menschen nicht entgehen lassen. So pilgern zahlreiche Personen in die Stadt, was jedoch für Aufregung sorgt. So sagt der Feuerwehrkommandant Theo Honermann gegenüber dem Blick, dass er das Schutzmaterial bewachen lassen müsse. Der Grund: Bereits wurden diverse Sandsäcke entwendet und Menschen sprangen auf den Hochwasserschläuchen herum. Er sagt: «Das ist kein Kinderspielplatz. Und auch keine Hüpfburg!»
16:50 Uhr
Merkel wendet sich an Menschen in Hochwassergebieten
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat den Menschen in den Hochwassergebieten in Deutschland Unterstützung zugesagt. Wo die Bundesregierung helfen könne, werde sie das tun, sagte Merkel am Donnerstag am Rande ihres Besuches in Washington. «Dies sind für die Menschen in den Überschwemmungsgebieten entsetzliche Tage. Meine Gedanken sind bei ihnen. Und sie können darauf vertrauen, dass alle Kräfte unseres Staates - von Bund, Ländern und Gemeinden - gemeinsam alles daran setzen werden, auch unter schwierigsten Bedingungen Leben zu retten, Gefahren abzuwenden und Not zu lindern.»
16.12 Uhr
Mindestens 42 Unwetter-Tote in Deutschland
Die Zahl der Hochwasser-Opfer in Deutschland ist derweil auf mindestens 42 angestiegen. Viele Menschen werden jedoch noch immer vermisst, die Lage war nach dem Dauerregen vielerorts in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen unübersichtlich. Es sei schwierig, die Vermissten zu erreichen, da das Mobilfunknetz zum Teil ausgefallen sei, sagte die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer. Auch Soldaten der deutschen Streitkräfte halfen mit schwerem Gerät mit. (Mehr zum Thema erfährst du hier.)
16.07 Uhr
Winterthur warnt vor reissender Töss
Auch die Stadt Winterthur warnt ihre Bewohner*innen vor den Gefahren der Niederschläge. Vor allem die Töss führe viel Wasser, teilt die Stadt auf Twitter mit. Aktivitäten in Ufernähe seien derzeit daher «sehr gefährlich».
Achtung: Die Gewässer in #Winterthur führen im Moment #Hochwasser – vor allem die #Töss. Haltet euch bitte von den Ufern fern. Joggen, mit dem Hund spazieren und spielen an den Ufern ist zurzeit sehr gefährlich. #staysafe ^wi pic.twitter.com/STLbtZAWwr
Stadt Biel hält Überschwemmungen für «unvermeidlich»
Die Stadt Biel fordert die Bevölkerung in einer Mitteilung dringend dazu auf, «Fluss- und Seeufern fernzubleiben und die Einsatzkräfte nicht durch riskantes Verhalten zusätzlich zu belasten.»
Der Seespiegel steige weiterhin schnell an, teilt die Stadt mit. Es werde erwartet, dass der Seepegel bis Freitag den Rekordwert von 431 Meter über Meer (2005, 430,69 und 2007, 430,88) erreichen wird. Überschwemmungen am Bielersee seien «unvermeidlich» heisst es in der Mitteilung weiter. Die Situation werde von den zuständigen Behörden rund um die Uhr überwacht.
In Luzern haben die Behörden weitere Massnahmen zum Schutz vor dem Hochwasser ergriffen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der See über die Ufer tritt. Es fehlen nur noch wenige Zentimeter. Allerdings steigt der Pegel nicht mehr so schnell.
Beim Pegelstand von 434,90 Metern würde unter anderem der Schwanenplatz überschwemmt. Um 13 Uhr lag der Pegel bei 434,78 Metern über Meer. Die Einsatzkräfte haben sich darauf vorbereitet, bei einem Übertreten des Sees den Schwanenplatz für den Verkehr, sowie die Kapellbrücke, den Rathaussteg, die Reuss- und die Spreuerbrücke sofort sperren zu können, wie die Stadt Luzern mitteilte.
Der Pegel des Vierwaldstättersees steigt zurzeit weniger stark an, als angenommen. Trotzdem ist die Hochwasserlage in der Stadt Luzern nach wie vor angespannt. Der Gemeindeführungsstab hat weitere Massnahmen vorbereitet. https://t.co/ydbxxEG9KHpic.twitter.com/7KZnX48jVp
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag habe es zwar weniger stark geregnet als prognostiziert, schreibt die Stadt. Dadurch steige der Pegel des Vierwaldstättersees nur noch langsam. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass der Pegelstand die Marke übersteigt.
Die Bevölkerung solle die Schadengebiete meiden und sich von Gewässern fernhalten, warnt die Stadt. Bei Überschwemmungsgefahr solle man sich nicht in Keller oder Tiefgaragen begeben. Bootsbesitzerinnen und Bootsbesitzern wurde dringend empfohlen, vorderhand auf Bootsfahrten zu verzichten, da Wellenschläge die Situation am Ufer zusätzlich verschärfen können.
Bundespräsident Guy Parmelin hat am Donnerstagnachmittag die Einsatzkräfte in der Stadt Luzern im Kampf gegen das Hochwasser besucht. Dort liess er sich Situation zeigen und die Massnahmen gegen das Hochwasser erklären.
Empfangen wurde der Bundespräsident von den beiden Luzerner Regierungsräten Paul Winiker (SVP) und Fabian Peter (FDP) sowie dem Feuerwehrinspektor Vinzenz Graf. Er sei sichtbar, dass alles gut organisiert sei, sagte Guy Parmelin an der Reuss. Er danke allen Einsatzkräften für den Einsatz und die Solidarität.
Nachdem er in Luzern die neuralgischen Punkte besichtigt hat, will sich Paremlin in Aesch am Hallwilersee ein Bild machen.
Zuvor war Parmelin in Biel, wo er das Ausmass des Hochwassers begutachtete. Er habe gesehen, wie kritisch die Situation sei, schrieb der Bundespräsident auf Twitter.
Je me trouve à proximité du lac de Bienne, dont le niveau a dépassé le seuil de crue ce matin et continue encore d'augmenter. J'ai pu constater de mes propres yeux à quel point la situation est critique.#lacdebienne#intempériespic.twitter.com/uglaH7YeTR
In Ried bei Giswil am Sarnersee wurde ein ganzes Quartier überflutet. Davon betroffen sind rund 50 Häuser. Ein Fortkommen ist derzeit nur per Boot oder mit Gummistiefeln möglich.
11.25 Uhr
Zürcher Baudirektion warnt vor «Wasser von unten»
Am Zürichsee und neu auch am Greifensee herrscht seit Donnerstag die Gefahrenstufe 4 (gross). Das bedeutet, dass Uferpartien überflutet werden können und das Wasser auch in Häuser eindringt. Dabei warnt der Kanton insbesondere vor «Wasser von unten».
In Häusern am See könne auch von unten Wasser eindringen, teilte die Baudirektion am Donnerstagvormittag mit. Grundwasser oder Wasser der Kanalisation kann mittlerweile also in Keller oder Waschküchen hochgedrückt werden.
Der Kanton rechnet damit, dass der Regen gegen Donnerstagabend nachlässt. Die Pegel der Bäche und Flüsse dürften sich dann stabilisieren und in der folgenden Nacht und im Laufe vom Freitag allmählich sinken.
Die Wasserstände der Seen werden jedoch erst am Samstag ihre Höchstmarke erreichen und anschliessend auch nur sehr langsam zurückgehen. Voraussichtlich ist es ab Samstag trocken, was die Lage nach und nach entspannen dürfte.
11.05 Uhr
Strasse zwischen Sonlerto und San Carlo bleibt zu
Der hinterste Teil der Strasse im Val Bavona bleibt noch mindestens für eine Woche gesperrt. Grund ist ein Bach, der nach den heftigen Regenfällen von Montagnacht seinen Lauf verändert und einen Teil der Strasse weggespült hat, wie der technische Leiter der Gemeinde Cevio auf Anfrage von Keystone-SDA erklärte.
Ab heute Donnerstag sei die Strasse bis Sonlerto wieder befahrbar, hiess es beim technischen Dienst von Cevio weiter. Seit Dienstag war die einzige Strasse im Seitental des Valle Maggia vollständig gesperrt. Im hinteren Teil des Tals hatte ein Bach den betreffenden Strassenabschnitt 30 Meter weit weggetragen, erklärte der technische Leiter weiter.
Auch die Seilbahn, die San Carlo im Talende mit Robiei verbindet, fährt derzeit nicht.
10.42 Uhr
Hochwassersituation in Nidwalden bleibt angespannt
Nachdem der Pegel des Vierwaldstättersees in der Nacht die Grenze zum Hochwasser der höchsten Stufe 5 überschritten hat, bittet der Kanton Nidwalden die Bevölkerung, «die Verhaltensempfehlungen zu befolgen und Schutzmassnahmen zu treffen.»
Wegen der schweren Niederschläge warnt der Kanton vor anschwellenden Bächen und Überflutungen. Zudem drohten «in Hanglagen Rutschungen und Murgänge aufgrund des gesättigten Bodens.»
In Stansstad wurde der Dorfplatz laut der Mitteilung wegen des Hochwassers bereits grossräumig abgesperrt. Ebenfalls seien in weiteren Gemeinden «öffentliche Bereiche und Wege sowie Strassen aus Sicherheitsgründen gesperrt.» Das Open-Air-Kino in der Badi Buochs-Ennetbürgen habe abgebaut werden müssen – die Filme seien auf nächste Woche verschoben, hiess es.
Frachtschiffe sitzen in den Rheinhäfen beider Basel fest
Wegen des Hochwassers hängen derzeit etliche Frachtschiffe in den Rheinhäfen beider Basel fest. Auch wenn sich die Wetterlage entspannt, dürfte die Zwangspause für die Rheinschifffahrt noch bis weit in die kommende Woche andauern.
Im Basler Hafen Kleinhüningen sassen am Donnerstag zehn Güterschiffe fest. In den beiden Baselbieter Häfen waren es gar 14 Frachtkähne, die seit Tagen auf die Fahrt rheinabwärts waren – zehn im Auhafen Muttenz und vier Schiffe im Hafen Rheinfelden, wie es bei den Schweizerischen Rheinhäfen auf Anfrage hiess.
Ein weiteres Schiff ist zudem in Rheinfelden AG blockiert. Und auch für drei Güterschiffe zwischen den auf französischem Territorium gelegenen Schleusen Kembs und Vogelgrün gibt es vorerst kein Weiterkommen stromaufwärts in Richtung Schweiz.
9.38 Uhr
Warnung vor Überschwemmungen in Bern
In der Stadt Bern wird vor Überschwemmungen gewarnt. Wie Alert Swiss meldet, müssen wegen anhaltender Niederschläge «weitere Massnahmen gegen das Hochwasser der Aare in Bern getroffen» werden. Für Anwohner bedeutet das: «Bitte bewegen Sie die Fahrzeuge auf Parkplätzen entlang der Aare auf höher gelegene Parkplätze.»
8.40 Uhr
Bielersee überschreitet Hochwassergrenze
Der Bielersee hat am Donnerstagmorgen die Hochwassergrenze überschritten. In Nidau drang das Wasser in mehrere Bereiche der Anlagestelle und des Strandes ein.
Um 07:50 Uhr lag der Pegel des Bielersees bei 430,37 Metern, 2 Zentimeter über dem Hochwasserstand, wie der Webseite Naturgefahren des Kantons Bern entnommen werden konnte. Es wird erwartet, dass der See am Samstag seinen Höchststand erreicht. Dieser lag im Jahr 2007 bei 430,88 Meter und im Jahr 2005 430,69 Meter.
Der Pegel des Bielersees hängt nicht nur von den Niederschlägen ab, sondern auch von der Wassermenge, die von der Aare über den Hagneck-Kanal zufliesst und von der Wassermenge, die aus den Hafenschleusen abfliesst.
Auch der Pegel des Thunersees liegt über seinem Hochwasserstand. Auch hier wird davon ausgegangen, dass er weiter ansteigen wird und frühestens am Freitagabend einen Höchstpunkt erreicht.
Auch die Aare in Bern stieg weiter an. Am Donnerstag um 07:50 Uhr hatte sie einen Durchfluss von 514 Kubikmeter pro Sekunde (m3/s). Der Rekord-Durchfluss datiert aus dem Jahr 1999 mit 613 m3/s.
8.11 Uhr
Gefahrenstufe 4 am Zürichsee
Der Pegel des Zürichsees stieg am frühen Donnerstagmorgen auf 406,6 Meter über Meer und erreichte damit Gefahrenstufe 4. Einzelne Uferabschnitte könnten überflutet wurden.
Nach den erneuten Niederschlägen erreichte der Pegel des Zürichsees gemäss den Daten des kantonalen Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) am Donnerstagmorgen vor 6 Uhr die nächste Gefahrenstufe. Gemäss dem Lagebericht der Hochwasserfachstelle vom Mittwochabend könne das Wasser vereinzelt auch in Häuser eindringen, die direkt am See liegen.
Weniger prekär ist die Situation an den anderen beiden grossen Zürcher Seen: Für den Greifensee gilt weiterhin Gefahrenstufe 3, für den Pfäffikersee Gefahrenstufe 2. Die Flüsse im Kanton führen allgemein viel Wasser. Der Wasserstand der Limmat wird aufgrund des hohen Zürichsee-Pegels in den kommenden Tagen hoch bleiben.
Über Hochwasserschäden lagen am frühen Donnerstagmorgen noch keine Meldungen vor.
7.55 Uhr
Einschränkungen im Bahnverkehr
Aufgrund der Unwetter ist der Bahnverkehr auf mehreren Strecken gestört, twittert die SBB. Wegen Hochwasser kommt es auf unbestimmte Dauer zu Verspätungen und Zugausfällen bei den Linien S55, S5 auf der Strecke Luzern – Meiringen.
Zwischen Belp und Thun kommt es zu Behinderungen wegen Erdrutschgefahr. Aufgrund von Unwetterschäden fallen auf der Strecke Zürich HB nach Uetliberg sämtliche Züge aus.
Der Pegel des Vierwaldstättersees liegt inzwischen bei 434,76 Meter. Damit hat das Gewässer die Marke zum Hochwasser der Stufe 5 «Sehr grosse Gefahr» überschritten, berichtet SRF. Das Naturgefahrenportal des Bundes warnt bei dieser Gefahrenstufe: «Halten Sie sich fern. Verfolgen Sie die Situation und treffen Sie die nötigen Schutzmassnahmen.»
Der Wasserstand am #Vierwaldstättersee liegt aktuell bei 434.76 m und hat somit die Grenze zum #Hochwasser der Stufe 5 (434.75 m) überschritten. Auf dem Bild war das Wasser noch rund 5 cm tiefer. ^gf pic.twitter.com/2WTmkm130x
SRF Meteo twittert einen Hoffnungsschimmer. Zwar regne es seit gestern Abend wieder verbreitet. Aber: «Nach den neuesten Modellen aber wahrscheinlich etwas weniger intensiv als noch gestern erwartet.»
Seit gestern Abend regnet es wieder verbreitet. Es sind bereits wieder 10 bis lokal 30 mm #Regen gefallen. Und es regnet weiter. Nach den neusten Modellen aber wahrscheinlich etwas weniger intensiv als noch gestern erwartet. 🤞 ^gf pic.twitter.com/6cBZd4siUb
Mit neuem Regen über der Alpennordseite hat sich die Hochwassersituation in Teilen der Schweiz in der Nacht auf Donnerstag weiter verschärft. Die Pegel von Seen und Flüssen stiegen weiter an.
Die Wasserstände etwa des Vierwaldstättersees, des Bielersees und der Aare bei Bern, des Rheins in Basel und des Zürichsees gingen in den frühen Morgenstunden weiter in die Höhe, wie aus den Messdaten des Bundes hervorging.
Mehrere Gewässer haben bereits die Hochwassermarke erreicht oder lagen nur knapp darunter. Am Thuner- und am Bielersee gilt weiter die höchste Hochwasser-Warnstufe. Bern und Luzern rüsteten sich für ein neues Jahrhunderthochwasser am Bielersee und am Vierwaldstättersee.
In Luzern sei es aber trotz gestiegener Pegel vorerst nicht zu ausserordentlichen Einsätzen gekommen, sagte eine Mitarbeiterin der Einsatzzentrale der Luzerner Polizei der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am frühen Morgen. Die Situation werde laufend kontrolliert.
4:55 Uhr
Baumbestand in Zürich vielerorts halbiert – langwierige Aufräumarbeiten
Nach dem verheerenden Unwetter diese Woche im Grossraum Zürich dürften sich die Aufräumarbeiten bis weit in den Herbst hineinziehen. Diese Bilanz zu den Sturmschäden vom Dienstag zieht Axel Fischer, Leiter Park- und Grünanlagen von Grün Stadt Zürich.
Die Schäden seien teilweise immens, sagte der Leiter Park- und Grünanlagen von Grün Stadt Zürich, in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». Der Sturm habe einen sichtbaren Verlust von Grünvolumen in der Stadt Zürich verursacht. In einigen Grünanlagen, wie der Letzibadi oder dem Bachwiesenpark in Altstetten, habe der Sturm den Baumbestand um mehr als die Hälfte reduziert.
Genaue Angaben über die Anzahl der betroffenen Bäume oder die finanzielle Auswirkung konnte der Vertreter der Stadtbehörden noch nicht machen. Möglichst alle umgestürzten Bäume sollen den Angaben zufolge ersetzt werden.
In den Stadtteilen Altstetten, Albisrieden und im Bereich um den Friedhof Sihlfeld, wie auch in Affoltern, Seebach, Oerlikon und Schwamendingen seien die grössten Schäden zu verzeichnen, sagte Fischer weiter. Dort wurden auch Wohngebäude und parkierte Fahrzeuge von umgestürzten Bäumen beschädigt.
Für die Aufräumarbeiten stehen laut Fischer seit Dienstag über zweihundert Mitarbeitende von Grün Stadt Zürich im Einsatz. Unterstützt werden diese von externen Firmen sowie von Angestellten von Entsorgung und Recycling, vom Tiefbauamt, von Schutz und Rettung und weiteren Dienstabteilungen.
Priorität hat demnach die Räumung der Hauptverkehrsachsen. Das Aufräumen wird laut Fischer Wochen in Anspruch nehmen.