Lieferengpass bei Abnehmspritzen Patienten sind der Willkür der Krankenkassen ausgesetzt

dmu

22.11.2023

US-Pharmariese Eli Lilly investiert rund zwei Milliarden in Alzey

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In der Hightech-Fabrik sollen injizierbare Medikamente produziert werden, darunter ein Diabetes-Mittel. Das teilte der Konzern am Freitag in Berlin mit.

22.11.2023

Abnehmspritzen funktionieren so gut, dass die Hersteller die hohe Nachfrage nicht decken können. Betroffene Adipositas-Patient*innen leiden und werden um ihre Erfolge beim Gewichtsverlust gebracht.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Hersteller von Abnehmspritzen wie Saxenda und Ozempic können die riesige Nachfrage in der Schweiz nicht decken.
  • Adipositas-Patient*innen warten vergebens auf das Medikament und nehmen teilweise unfreiwillig wieder zu.
  • Durch das Verfehlen von Gewichtszielen ist die Kostenübernahme durch die Krankenkassen gefährdet.

Um Abnehmspritzen ist ein regelrechter Hype entstanden. Die Appetitzügler sind zwar teuer, aber derart wirksam gegen Fettleibigkeit, dass die Hersteller die riesige Nachfrage nicht decken können.

Bei der Abnehmspritze Saxenda (Wirkstoff Liraglutid) und der ebenfalls gegen Übergewicht eingesetzten Diabetesspritze Ozempic (Semaglutid) herrscht ein Lieferengpass, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Das führt zu viel Frust bei Adipositas-Patient*innen.

Diese sind stark übergewichtig und haben in vielen Fällen dank der Medikamente erstmals die Möglichkeit bekommen, richtig abzunehmen – laut Studien bis zu 20 Prozent ihres Gewichts. Dabei haben sie nebst der medikamentösen Behandlung die Ernährung umgestellt und in Bewegung investiert. Jetzt fehlt das Medikament und die Kilos kehren schonungslos zurück.

Weil die Hersteller die grosse Nachfrage nicht stillen können, müssen Adipositas-Patient*innen auf ihre Medikamente warten.
Weil die Hersteller die grosse Nachfrage nicht stillen können, müssen Adipositas-Patient*innen auf ihre Medikamente warten.
Bild: Keystone

Der Willkür der Kassen ausgeliefert

«Es ist objektiv grausam», sagt Philippe Beissner vom Diabetes-Adipositas-Zentrum Zürich (DAZZ) zum Tages-Anzeiger. Bei ihm in der Praxis seien Frustration und Wut bei den Betroffenen gross.

Alle vier bis sechs Monate mussten die Patient*innen genügend Gewichtsverlust vorweisen, um von der Krankenkasse eine Kostengutsprache zu erhalten. Durch das unfreiwillige Absetzen der Medikamente würden sie nun ihr Gewichtsziel verfehlen, wodurch die Krankenkassen nicht verpflichtet seien, zu zahlen. So seien die Betroffenen der Willkür der Kassen ausgeliefert.

«Viele stark übergewichtige Menschen sind krank und können nicht ohne medizinische Hilfe abnehmen», wird Susanne Maurer, Leiterin des Zentrums Adimed, zitiert. Bei ihnen sei der Stoffwechsel so weit ausser Kontrolle, dass er sich nicht mehr durch Verhaltensänderungen ins Lot bringen lasse.

Mehrere Kliniken würden zudem lange Wartelisten führen. Gelingt es den Herstellern nicht bald, die Nachfrage zu decken, dürften auf diesen künftig noch mehr Namen stehen.