SVP will bohrenDie Schweiz soll ihr eigenes Gas fördern
aru
7.6.2022
Drohender Energie-Engpass: «Wir brauchen keine Heizungspolizei»
Die SP will der Bevölkerung im Falle eines Gas-Engpasses verbieten, über 20 Grad zu heizen. Bei Energie-Politikern der anderen Parteien findet der Vorschlag kaum Anklang.
02.06.2022
In der Romandie und im Tessin gibt es Erdgasvorkommen. Aus Angst vor Erdbeben und ums Grundwasser verzichtete die Schweiz bislang auf die Förderung. Mit dem Krieg in der Ukraine ist das Thema wieder aktuell.
aru
07.06.2022, 11:23
07.06.2022, 11:36
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Spätestens im Winter könnte das Gas in der Schweiz zum raren Gut werden. Weil Russland seine Gaslieferungen in immer mehr europäische Länder stoppt und die Gespräche der Landesregierung mit anderen Gas-Importeuren harzig verlaufen, soll nun eine neue Lösung her: Gas aus der Schweiz.
Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, verlangt der Solothurner SVP-Nationalrat Christian Imark, dass die Schweiz ihre eigenen Vorkommen nutzt. Mittels Interpellation verlangt er vom Bundesrat ausführliche Auskünfte zum Potenzial von Gas made in Switzerland.
Nach Angaben des pensionierten Tessiner Unternehmers Pietro Oesch soll es im Untergrund seines Kantons grosse Ressourcen haben: «Wir könnten so viel Erdgas fördern, dass der gesamte Schweizer Bedarf gedeckt wäre.» Er spricht gar davon, dass die Nachfrage der kommenden zwei bis drei Generationen gesichert werden könnte.
Mit seiner Firma Timetan SA suchte Oesch ab 1998 mithilfe von seismischen Messungen im Tessin nach Erdgas und habe dafür rund 2,7 Millionen Franken in die Hand genommen.
Wie viel Gas aber gefördert werden könnte, wurde nie abschliessend geklärt. Weil das importierte Gas viel günstiger war, als das einheimische gewesen wäre, verzichtete man darauf, das Projekt weiterzuverfolgen. 2015 wurde die Firma aufgelöst.
Energiekrise
Soll die Schweiz ihr Erdgas fördern?
Von einem erheblichen Gasvorkommen schreibt der «Tages-Anzeiger» auch im Neuenburger Jura und im Waadtländer Chablais. Auch in Neuenburg war eine Firma vor rund zehn Jahren an der Förderung interessiert. Diese wurde vom ehemaligen Botschafter in Berlin, Thomas Borer, vertreten. Er sprach davon, den Verbrauch der Schweiz für rund zehn Jahre mit dem Westschweizer Gasvorkommen decken zu können. Der Kantonsrat verabschiedete jedoch ein Moratorium, das weitere Bohrungen verbot.
Verschmutzung des Trinkwassers befürchtet
In Neuenburg befürchtete man eine Verschmutzung des Trinkwassers der Städte La Chaux-de-Fonds und Neuenburg, wie sie sich in französischen Grenzgemeinden ereignet hatte. Der heutige Nationalrat Fabien Fivaz (Grüne/NE) erklärt im «Tages-Anzeiger», dass das Schiefergas mit Fracking, dem hydraulischen Ausbrechen von Gestein sowie Chemikalien aus dem Boden gelöst und an die Oberfläche gebracht werden sollte.
In der Waadtländer Gemeinde Noville wurden bereits Bohrungen bis in eine Tiefe von rund 4000 Metern durchgeführt. Der beteiligte Unternehmer Philippe Petitpierre sagt, dass es sich um Tight Gas gehandelt habe. Zur Förderung von diesem benötige man weder Fracking noch Chemikalien. Und auch für das Grundwasser der Region habe keine Gefahr bestanden. Dennoch: Auch der Kanton Waadt verfügte ein Moratorium für die Gasförderung. Die Gesuchsteller hätten die Bedenken hinsichtlich möglicher Erdbeben nicht beseitigen können, sagte die damalige Umweltdirektorin des Kantons und heutige Nationalrätin Jacqueline de Quattro (FDP/VD).