Reaktionen zur Übernahme der CS «Nichts hat sich geändert, gar nichts» – «Sinnvoll»

Nadine Wozny

19.3.2023

Bundesrat begrüsst Übernahme der CS durch UBS

Bundesrat begrüsst Übernahme der CS durch UBS

Die Zukunft der Credit Suisse ist entschieden: Die Grossbank UBS wird ihre Konkurrentin übernehmen. Die SNB unterstützt die Übernahme mit einer Liquiditätshilfe von 100 Milliarden Franken an beide Banken. Zwar unterstützt der Bundesrat die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, bedauert jedoch auch, «dass die CS nicht in der Lage war, die Schwierigkeiten aus eigener Kraft zu meistern».

19.03.2023

Die UBS übernimmt die Credit Suisse. Die Meinungen zur Fusion gehen weit auseinander. blue News fasst die wichtigsten Reaktionen zusammen. 

Schweizerische Bankiervereinigung:

Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) beurteilt die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sowie die Massnahmen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der Behörden als sinnvoll. Alle Massnahmen, die die Stabilität sicherstellten und die aktuelle Lage beruhigten, seien begrüssenswert, heisst es in einer Mitteilung der SBVg vom Sonntagabend.

Die Stabilität des Schweizer Finanzplatzes sei für die gesamte Schweizer Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Die Übernahme sichere die Stabilität des Schweizer Finanzplatzes, verschaffe den Verantwortlichen genügend Zeit für die bevorstehende Restrukturierung und stärke das Vertrauen gegenüber den Kundinnen und Kunden, heisst es weiter.

Finanzdirektorenkonferenz

Der Präsident der Finanzdirektorenkonferenz, der Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP), hat das Ergebnis der Verhandlungen zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS und die Massnahmen des Bundes begrüsst.

Sie seien im Sinne der Stabilität der Finanzmärkte und des Wirtschaftsstandorts Schweiz, heisst es in seiner schriftlichen Stellungnahme vom Sonntagabend. Die Auswirkungen der Übernahme für die öffentlichen Haushalte und den Arbeitsmarkt müssten jetzt analysiert werden.

Ernst Stocker.
Ernst Stocker.
KEYSTONE/ENNIO LEANZA

Kanton Zürich

Der Kanton Zürich begrüsst die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sowie weitere Massnahmen für die Sicherung der Stabilität der Finanzmärkte und des Wirtschaftsstandortes Schweiz. Er drückt in einer Mitteilung sein Unverständnis dafür aus, dass eine Bank wie die Credit Suisse in eine solche Lage geraten konnte.

Der Kanton Zürich habe in den letzten Tagen die Vorgänge um die Credit Suisse mit grosser Sorge verfolgt und bedauere die jüngsten Entwicklungen in höchstem Mass. Die Notwendigkeit der eingeleiteten Schritte liege auf der Hand. Der Kanton begrüsse daher die ergriffenen Massnahmen. Sie seien der Lage angemessen und dienten dem Ziel, die Stabilität der Schweizer Wirtschaft zu erhalten.

Die Auswirkungen der Übernahme für den Schweizer Arbeitsmarkt und für den Staatshaushalt müssten jetzt analysiert werden. Die UBS und die Credit Suisse seien in der zentralen Finanzbranche wichtige Pfeiler. Sie böten zahlreiche und oft hochqualifizierte Arbeitsplätze, was sich auch in den Steuereinnahmen der öffentlichen Hand niederschlage, schreibt der Kanton weiter.

Céderic Wermuth (SP):

SP-Co-Präsident Céderic Wermuth hat «frustriert und hässig» auf die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS reagiert. Seit der Finanzkrise 2008 habe sich nichts geändert, «gar nichts!», gab Wermuth auf dem Kurznachrichtendienst Twitter bekannt.

Das ganze Finanzsystem sei krank und absurd. «Und jetzt darf der Staat wieder mal alle retten, die uns immer erzählt haben, was für grossartige Wirtschaftsführer sie sind», schreibt Wermuth weiter.

Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Es müssen politisch aufgearbeitet werden, wer wann was nicht gemacht habe. Dafür werde es wohl eine Parlamentarische Untersuchungskommission brauchen. Die neue Bank dürfe kein Risiko für das Land sein: Die Angestellten müssten nicht für ihre unfähigen Chefs bezahlen, fordert Wermuth weiter.

SVP

Für die SVP ist die Credit-Suisse-Krise eine Folge von «Misswirtschaft und FDP-Filz». Schweizerinnen und Schweizer müssten mit Milliarden Volksvermögen für diese Fehler geradestehen, schreibt die SVP in einer Mitteilung vom Sonntagabend.

Die Schieflage der Credit Suisse sei eine Folge fataler Management-Entscheidungen. Statt sich auf das erfolgreiche Schweizer Geschäft zu konzentrieren, habe die Bank eine aggressive Auslandstrategie gefahren. Diese sei offensichtlich gescheitert und gefährde nun die ganze Bank und Tausende Arbeitsplätze. Das Management habe währenddessen Millionen-Saläre kassiert, ohne je Verantwortung übernehmen zu müssen.

Die SVP kritisiert auch das überstürzte Handeln des Bundesrates. Noch vor wenigen Tagen bestätigten die Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht, dass die Credit Suisse die Eigenkapital-Anforderungen mehr als erfülle.

«Wie kann es sein, dass nun die ‹To big to fail›-Regeln nicht angewendet werden, die genau für einen solchen Fall geschaffen wurden?», fragt die SVP. Habe sich der Bundesrat einmal mehr dem Druck aus dem Ausland gebeugt?

Offenbar drängten ausländische Regulatoren und Aufsichtsbehörden darauf, nicht die Schweizer «To big to fail»-Regeln anzuwenden. Hier hätte der Bundesrat laut der SVP eine klare Grenze ziehen müssen.

Das verantwortliche Management der CS müsse ausgewechselt werden und die Ausland-Strategie angepasst werden. Sonst werde die UBS zum nächsten gefährlichen Sanierungsfall. Weiter müssten wettbewerbsrechtliche Fragen bei einer allfälligen neuen Monopolsituation sorgfältig geprüft und gelöst werden.

Es gelte alles zu unternehmen, dass der Bund und die Nationalbank und damit die Schweizerinnen und Schweizer nicht Schaden nähmen bei der Rettung der CS. Es gehe um Milliarden Schweizer Volksvermögen.

FDP

Für die FDP ist die Übernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS angesichts der dramatischen Entwicklungen der letzten Tage notwendig gewesen, um grossen Schaden für den Schweizer Finanz- und Wirtschaftsstandort abzuwenden. Was mit der CS passiert sei, sei eine Schande für die Schweiz.

Die Schweiz und ihr Finanzplatz lebten vom Vertrauen der Akteure, schreibt die FDP in einer Mitteilung vom Sonntagabend. Dieses gelte es wiederherzustellen. Das Management der CS habe seit der Finanzkrise von 2008 seine Hausaufgaben nicht gemacht und stehe in der Verantwortung.

Es sei ein schwarzer Tag für die Schweiz und eine Schande, dass diese Übernahme notwendig geworden sei. Angesichts der Situation sei dies aber nötig gewesen und von gesamtwirtschaftlicher Bedeutung, da viele Privatpersonen und KMU von der CS abhängig seien. Mit der gefundenen Lösung habe ein Dominoeffekt mit unabsehbaren Folgen abgewendet werden können.

Die FDP bedauert, dass es so weit kommen musste. Man begrüsse aber, dass nicht der Bund die Bank übernehme und es eine bessere Lösung gebe. Es sei aber bedauerlich, dass Managementfehler solche Garantien notwendig machten.

Die Finanzplatzregulierung müsse überprüft und gegebenenfalls überarbeitet werden, schreibt die FDP weiter. Eine Finanzmarktregulierung, die nur in der Theorie funktioniere, sei zwecklos.

Namentlich sei zu prüfen, wie die Verantwortung der Unternehmensführung besser eingefordert werden könne. Die FDP stehe für eine freiheitliche, soziale Marktwirtschaft ein. Diese beinhalte aber auch, dass die Verantwortlichen positive wie auch negative Folgen ihrer Entscheidungen zu tragen hätten. In Zukunft müsse sichergestellt werden, dass Banken mit Systemrelevanz nicht in eine solche Lage kommen könnten.

Die FDP will sich laut eigenen Angaben dafür einsetzen, dass möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben können. Denn die Schweizer Wirtschaft sei darauf angewiesen, dass sie gut aufgestellte, global agierende Schweizer Banken habe.