Lugano«Molinari» demonstrieren vor Haus des Bürgermeisters
SDA/Swisstxt/lmy
1.6.2021
Am Samstag hat die Polizei in Lugano ein besetztes Haus geräumt und teilweise abgerissen. Dagegen demonstrierten die «Molinari» genannten Besetzer auch gestern, und die Grünen reichten Strafanzeige ein.
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01.06.2021, 15:12
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Hausbesetzer halten Lugano seit dem Wochenende in Atem. Die «Molinari» demonstrierten wiederholt gegen die Räumung und den Teilabriss des Autonomen Zentrums Molino (CSOA). Der ehemalige Schlachthof war seit 2002 besetzt, die Stadt tolerierte die Situation jahrelang – am Samstag griff die Polizei schliesslich durch.
Am Montagabend versammelten sich etwa 300 Personen auf der Piazza Manzoni in der Innenstadt und zogen vor das Haus von Bürgermeister Marco Borradori (Lega). Dabei skandierten sie Slogans wie «Ihr werdet uns nie so haben, wie ihr wollt» oder «Molino darf nicht angerührt werden» und sangen das Partisanenlied «Bella ciao».
Anschliessend zog die Kundgebung über die Seepromenade – die in der Folge gesperrt wurde – in Richtung Molino, wo sie den Zaun um die Trümmer des mittlerweile teilweise abgerissenen Gebäudes niederrissen. Die Polizei zeigte eine starke Präsenz. Zu Spannungen kam es auch, als Mitglieder der Molinari die anwesenden Journalisten bedrohten und sie aufforderten, nicht mehr zu filmen.
Die Staatsanwaltschaft hat das Areal mittlerweile abgesperrt und Ermittlungen eingeleitet, zwei «Molinari» wurden festgenommen. Für Samstag ist die nächste Kundgebung angekündigt, und eine Petition für mehr Selbstverwaltung fand schon fast 4000 Unterstützer.
Räumung am Samstag
Die Kantonspolizei Tessin hatte am Samstagabend das Autonome Zentrum im Auftrag der Stadtverwaltung geräumt und einen Teil des Gebäudes abgerissen. Weitere Einsatzkräfte aus der Region sowie andere städtische Polizeikorps beteiligten sich an der Räumung. Der Polizeieinsatz im Autonomen Zentrum folgte auf Protestdemonstrationen am Nachmittag.
Die Polizei schritt ein, als mehr als 100 Teilnehmer*innen der Protestaktion in ein Gebäude in der Via Simen eindrangen, das derzeit nicht genutzt wird. Das Gebäude gehört einer privaten Stiftung.
Am frühen Sonntagmorgen wurde laut Polizeiangaben der Sicherheitskordon der Polizei um das Areal mit Steinen und Flaschen beworfen. Ein erneuter Polizeieinsatz sei notwendig gewesen, um die Personengruppen aufzulösen, teilte die Kantonspolizei mit.
Grüne reichen Strafanzeige ein
Das beschäftigt auch die Politik. Der Grosse Rat, das Kantonsparlament, diskutierte das Thema Selbstverwaltung. Ein Antrag der Linken, das Thema angesichts der Geschehnisse sofort mit einer breiten Diskussion anzugehen, wurde vom Rat abgelehnt. Ein Bericht schlug vor, mithilfe eines Vermittlers einen alternativen Raum zu finden. Dieser wurde an die zuständige Kommission zurückgeschickt.
Am Montag reichten die Grünen in Lugano eine Strafanzeige gegen unbekannt ein – wegen des Abrisses des CSOA ohne entsprechende Baugenehmigung und ohne Gutachten.